Die Katze die Brahms spielte
gefüllt; letztere gehörten zusammen mit Pastinak zu den Nahrungsmitteln, die Qwilleran am wenigsten mochte. Er kaute sich durch die Hälfte der ersten Pastete, wobei er jedem trockenen Bissen mit einem Schluck von dem schwachen Kaffee nachhalf; dann bat er, man möge ihm den Rest der seltsamen Dinger einpacken. Mißmutig zahlte er die Rechnung; die Dollarnoten, die er herausbekam, rochen nach Zigarrenrauch.
An der Kasse saß eine dicke Frau in engsitzenden Hosen und einem T-Shirt mit der Aufschrift >Mooseville<. Mit einem spöttischen Blick auf seine orangefarbene Mütze sagte sie: »Du gehst wohl auf ein Faschingsfest, was, Clyde?«
Er betrachtete ihre unförmige Gestalt, und ihm lag eine passende Antwort auf der Zunge, doch er unterdrückte seinen Impuls.
Mit eineinhalb Pasteten in aufgeweichtem Wachspapier kehrte er nach Hause zurück, wo er einige Veränderungen vorfand. Der kaputte Fliegendraht der Verandatür war ausgewechselt worden, und die Möbel, die der Falke beschmutzt hatte, waren sauber. In der Küche stand eine Dose Insektenspray. Auf der Stereoanlage fand er noch weitere Kassetten. Und seine Uhr war verschwunden. Er erinnerte sich genau, daß er sie vor dem Duschen auf ein Regal im Badezimmer gelegt hatte. Jetzt war sie weg. Es war ein teures Stück, das ihm die Vereinigung der Antiquitätenhändler bei einem Essen zu seinen Ehren überreicht hatte.
Verwirrt und verärgert setzte er sich nieder; er verstand gar nichts mehr und mußte nachdenken. Koko rieb sich an seinen Beinen, und Yum Yum sprang ihm auf den Schoß. Geistesabwesend streichelte er über ihr Fell, während er vor seinem geistigen Auge die letzten vierundzwanzig Stunden Revue passieren ließ.
Da war einmal das eingesunkene Grab; die Katzen waren noch immer davon fasziniert und liefen immer wieder zu ihrem Beobachtungsplatz am Gästezimmerfenster. Dann die Schritte auf dem Dach; der Eindringling war auf dem Weg zum Rauchfang gewesen, als er vom Licht und dem Lärm vertrieben wurde. Dann heute morgen dieser unglaubliche Gestank auf dem Postamt. Und warum wollte ihn Roger davon abhalten, den alten Friedhof zu besuchen? Die Broschüre des Fremdenverkehrsamtes empfahl ihn allen Geschichtsinteressierten, Fotografen und Künstlern, die sich vielleicht von den Grabsteinen aus dem neunzehnten Jahrhundert inspirieren lassen wollten.
Und jetzt war seine Uhr gestohlen worden. Er hatte noch eine zweite, doch die verschwundene Uhr war aus Gold gewesen und hatte Erinnerungswert. Würde Tante Fannys Angestellter, dem sie so vertraute, einen Diebstahl begehen, der so leicht entdeckt werden konnte? Vielleicht hatte er einen diebischen Helfer; schließlich war sehr viel Arbeit in sehr kurzer Zeit erledigt worden.
Qwillerans Gedanken wurden durch das Geräusch eines Fahrzeugs unterbrochen, das langsam die Auffahrt heraufkam. Der Kies knirschte unter den Reifen. Nach dem Schnurren des Motors zu urteilen, war es ein teures Auto.
Die Katzen horchten auf. Koko marschierte auf die südliche Veranda, um den Neuankömmling zu begutachten. Yum Yum versteckte sich unter einem der Sofas.
Der Anblick des Mannes, der aus dem Auto stieg, wirkte in dieser nördlichen Wildnis beunruhigend. Er trug einen Anzug, offensichtlich maßgeschneidert, und ein weißes Hemd mit einer korrekten, gestreiften Krawatte. Ein Hauch von Eau de Cologne umgab ihn, ein konservativer Duft. Sein langes, schmales Gesicht war ernst.
»Ich nehme an, Sie sind Miss Klingenschoens Neffe«, sagte er, als Qwilleran ihm entgegenkam. »Ich bin ihr Anwalt...«
»Ist etwas passiert?« warf Qwilleran rasch ein; der tiefernste Tonfall erschreckte ihn.
»Nein, nein, nein. Ich hatte geschäftlich in der Nähe zu tun und bin nur vorbeigekommen, um mich vorzustellen. Ich bin Alexander Goodwinter.«
»Kommen Sie herein, kommen Sie herein. Ich heiße Qwilleran. Jim Qwilleran.«
»Das weiß ich. Mit W geschrieben«, sagte der Anwalt. »Ich lese den Daily Fluxion . Wir lesen hier alle den Daily Fluxion , wenn auch in erster Linie, um uns selbst zu bestätigen, wie froh wir sein können, daß wir vierhundert Meilen von der Großstadt entfernt leben. Wenn wir von der Großstadt sprechen, sagen wir >da unten<, und das meinen wir nicht nur geographisch.« Er schien sich in der Hütte wie daheim zu fühlen. Er setzte sich auf Yum Yums Sofa und schlug entspannt die Beine übereinander. »Ich glaube, es kommt bald ein Sturm. Die können hier oben recht heftig sein.«
Der Journalist hatte schon gemerkt, daß man hier im
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