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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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gesehen habe. Schön langsam zweifle ich an meinem Geisteszustand.«
»Vielleicht sind Sie der eine von zehn Millionen, der eine abnorme Reaktion zeigt«, erwiderte die Ärztin fröhlich. »Herzlichen Glückwunsch.«
Qwilleran sah sie aufmerksam an, und sie erwiderte seinen Blick – mit lachenden Augen und klimpernden Wimpern.
Er sagte: »Kann ich Sie wegen dieses Kunstfehlers verklagen? Oder willigen Sie ein, mit mir zu Abend essen zu gehen?«
»Einigen wir uns auf ein schnelles Mittagessen, dann kann ich sofort mitkommen«, sagte sie nach einem Blick auf die Uhr. »Ich lehne niemals ab, wenn mich ein interessanter älterer Mann zum Mittagessen einlädt. Mögen Sie Pasteten?«
»Ich hätte nichts gegen Pasteten, wenn sie einen knusprigen Teigmantel hätten und mit etwas Soße und weniger Kohlrüben gefüllt wären.«
»Dann werden Sie vom Nasty Pasty begeistert sein. Gehen wir.« Sie zog ihren weißen Mantel aus, unter dem sie ein TShirt mit dem Mooseville-Emblem trug.
Das Restaurant war klein und bewußt intim gestaltet. Es gab zwei Reihen von Eßnischen; Fischernetze, verwitterte Seile und ausgestopfte Möwen bestimmten die Atmosphäre.
Qwilleran sagte: »Ich hätte nie gedacht, daß ich mal eine Ärztin konsultieren würde, die halb so alt wie ich ist und gut aussieht.«
»Sie sollten sich daran gewöhnen«, sagte sie. »Es gibt viele von uns. ... Sie sind gut in Form für Ihr Alter. Treiben Sie viel Sport?«
»Nicht besonders viel«, sagte er, obwohl >überhaupt keinen< der Wahrheit näher gekommen wäre. »Tut mir leid, Frau Doktor, aber ich weiß nicht einmal wie Sie heißen.«
»Melinda Goodwinter.«
»Sind Sie mit dem Anwalt verwandt?«
»Das ist ein Cousin von mir. In Pickax wimmelt es nur so von Goodwinters. Mein Vater ist dort praktischer Arzt, und im Herbst werde ich in seiner Praxis anfangen.«
»Sie kennen wahrscheinlich Fanny Klingenschoen. Ich wohne den Sommer über in ihrer Blockhütte.«
»Jeder kennt Fanny – ob er will oder nicht. Vielleicht sollte ich das nicht sagen; sie ist eine bemerkenswerte alte Dame. Sie sagt, sie will meine erste Patientin sein, wenn ich meine eigene Praxis habe.«
»Wieso bezeichnen Sie sie als bemerkenswert?«
»Fanny hat eine einzigartige Gabe, alles zu bekommen, was sie will. Kennen Sie das alte Bezirksgericht? Es ist ein architektonisches Meisterwerk, aber sie waren drauf und dran, es abzureißen, bis Fanny die Sache in Angriff nahm und das Gebäude rettete – ganz allein.«
Qwilleran berührte seinen Schnurrbart. »Ich möchte Sie etwas fragen, Melinda. Dies ist ein wunderschöner Landstrich, und die Menschen sind sehr freundlich, aber ich habe den starken Verdacht, daß hier etwas vor sich geht, was ich nicht begreife. Soll ich wirklich glauben, daß Moose County eine Art Utopie ist?«
»Wir haben auch unsere Probleme«, gestand sie, »aber wir sprechen nicht darüber – nicht mit Fremden. Ganz unter uns gesagt: Im Grunde steht man den Besuchern aus dem Süden hier ziemlich ablehnend gegenüber.«
»Man schätzt das Geld der Touristen, aber nicht die Touristen selbst, ist es so?«
Sie nickte. »Die Leute, die im Sommer hierherkommen, sind zu geschliffen, zu selbstgefällig, zu aggressiv, zu herablassend, zu anders. Anwesende natürlich ausgenommen.«
»Sie glauben, wir sind anders? Ihr seid anders«, protestierte Qwilleran. »Das Leben in der Stadt ist vorhersehbar. Ich erledige einen Auftrag, gehe in den Presseklub zum Mittagessen, laufe zurück in die Redaktion, um die Story zu schreiben, esse in einem guten Restaurant zu Abend, werde auf dem Heimweg ausgeraubt ... keine Überraschungen!«
»Sie scherzen wohl. Ich habe in der Stadt gelebt, und auf dem Lande ist es besser.«
Die Pasteten waren wirklich gut: knusprig, saftig, kohlrübenlos und bequem zu bewältigen. Außerdem fühlte sich Qwilleran in Melindas Gegenwart wohl. Einmal strich er sich verlegen über den Schnurrbart und sagte: »Ich möchte Ihnen etwas anvertrauen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Ich würde mit keinem anderen Menschen darüber reden, aber da Sie Ärztin sind...«
»Ich verstehe.«
»Wie soll ich anfangen? ... Kennen Sie sich mit Katzen aus? Sie haben einen sechsten Sinn, wissen Sie, und manche Menschen glauben, ihre Schnurrhaare sind so etwas wie Antennen für übersinnliche Wahrnehmung.«
»Interessante Theorie.«
»Ich lebe mit einem Siamkater zusammen, und ich schwöre, er hat Zugang zu irgendeinem geheimnisvollen Wissensschatz.«
Sie

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