Die Katze die Brahms spielte
im See? Warum war er dort? Wer hat ihn hineingestoßen?
Ich bin in Giftefeu geraten, aber es geht mir schon wieder gut. Und heute morgen dachte ich, daß jemand meine Autoreifen stiehlt, doch es war eine Möwe, die ein Geräusch machte wie ein Wagenheber. Die Gaststätten hier sind so lala. Für einen Restaurantkritiker ist es wie eine Verbannung nach Sibirien.
Qwill
P.S.:
Koko hat ein paar neue Tricks gelernt – er hebt den Telefonhörer ab und betätigt den Kassettenrecorder. In ein paar
Jahren wird er wohl für die NASA arbeiten.
Der Nebel hob sich. Von den Fenstern der Hütte konnte man jetzt schon die umliegenden Bäume und die Stelle sehen, wo die Senkgrube war. Obwohl der alte Sam die Vertiefung aufgefüllt und ganz eben gemacht hatte, saßen die Katzen nach wie vor am Fenster und starrten in diese Richtung.
Als am Freitagmorgen das Telefon läutete, sprang Koko vom Fensterbrett und sauste zur Bar. Qwilleran war dicht hinter ihm, doch nicht schnell genug, um zu verhindern, daß er den Hörer von der Gabel stieß. Er fiel krachend auf die Theke. Qwilleran schnappte ihn. »Hallo? Hallo?«
»Ach, da bist du«, sagte die rauhe Stimme aus Pickax. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, mein Junge. Ich habe gestern angerufen, und das Telefon gab die merkwürdigsten Geräusche von sich. Als ich nochmals anrief, war besetzt. Schließlich bat ich die Dame von der Vermittlung, mir zu helfen, doch sie sagte, der Hörer sei nicht aufgelegt, deshalb habe ich Tom hinausgeschickt, damit er nachsieht. Er sagte, der Hörer habe auf der Theke gelegen – und niemand war da. Du solltest vorsichtiger sein, mein Junge. Ich nehme an, du bist schwer beschäftigt mit deinem Buch. Wie geht's voran? Bist du noch...«
» Tante Fanny! «
»Ja, mein Junge?«
»Ich war gestern den ganzen Tag in der Stadt, und mein
Kater hat den Telefonhörer hinuntergeschubst. Eine schlechte Gewohnheit von ihm. Tut mir leid. Ich werde das Telefon in den Küchenschrank stellen, wenn die Schnur lang genug ist.«
»Paß auf, daß die Fenster geschlossen sind, wenn du weggehst, mein Junge. Es kann plötzlich eine Bö aufkommen, und die kann das Haus überfluten . Wie viele Kapitel hast du schon geschrieben? Weißt du, wann das Buch veröffentlicht wird? Tom sagt, die große Strauchkiefer ist schon gefällt worden. Er kommt morgen und spaltet das Holz. Hast du das Paddelboot unter der Veranda schon gesehen? Die Paddel sind im Geräteschuppen. Fahr nicht bei schlechtem Wetter hinaus, und bleib immer nah am Ufer, mein Junge. Jetzt werde ich aufhören, weil ich weiß, du willst weiterschreiben. Irgendwann mal kannst du meine Lebensgeschichte schreiben, dann machen wir beide ein Vermögen .«
Mit seiner orangefarbenen Mütze, die ihm allmählich ganz außerordentlich ans Herz wuchs, fuhr Qwilleran nach Mooseville, um seinen Brief an Arch aufzugeben. Im Postamt schnupperte er vorsichtig, roch aber nur frisches Bodenwachs.
Als nächstes fuhr er zur Cannery Mall, wo er zu dem Schluß kam, daß der Geruch nach geräuchertem Fisch eigentlich nicht gar so unangenehm war. In der Ambulanz saß die junge Ärztin am Anmeldetisch und las eine Gourmetzeitschrift. Er hatte recht gehabt mit ihren grünen Augen; sie sprühten vor Jugend, Gesundheit und Humor.
»Erinnern Sie sich an mich?« begann er und nahm die Mütze ab. »Ich bin der Patient mit dem Friedhofs-Syndrom.«
»Es freut mich, daß Sie nicht so griesgrämig sind wie gestern.«
»Die Spritze hat sofort gewirkt. Haben Sie viele derartige Fälle?«
»O ja«, sagte sie. »Ausschläge als Reaktion auf Giftefeu, starke Sonnenbrände, infizierte Blasen an den Füßen, Bisse von wilden Eichhörnchen – die üblichen Urlaubsfreuden eben.«
»Gibt es auch Leute, die ertrinken?«
»Um die kümmert sich die Rettungseinheit der Polizei. Ich hoffe, Sie haben nicht vor, in den See zu fallen. Er ist so kalt, daß jeder, der über Bord geht, sofort untergeht und nicht mehr auftaucht. Zumindest sagen das hier alle.« Sie schlug ihre Zeitung zu. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?«
Qwilleran setzte sich auf einen Stuhl und strich sich nervös über den Schnurrbart. »Ich möchte Sie etwas fragen – wegen der Spritze, die Sie mir gegeben haben. Kann es sein, daß sie Halluzinationen hervorruft?«
»Das ist äußerst unwahrscheinlich. Haben Sie schon früher einmal Halluzinationen gehabt?«
»Nein, aber nach der Injektion hatte ich ein ungewöhnliches Erlebnis, und keiner glaubt, daß ich das, was ich gesehen habe, wirklich
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