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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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ihnen etwas Catnip mitgebracht.«
Koko und Yum Yum kannten sie schon vom Maus Haus und reagierten auf ihre Anwesenheit ohne katzenhafte Vorsicht, aber auch ohne große Begeisterung. Sie waren ab und zu, wenn sie Qwilleran besucht hatte, ins Badezimmer gesperrt worden.
Rosemarys Vitalität, ihr frischer Teint und ihre leuchtenden Augen kamen – wie sie behauptete – davon, daß sie sich richtig ernährte. Sie hatte die richtigen Lebensmittel zum Teil in einer Kühlbox mitgebracht. Als dann das richtige Essen im Ofen stand und das Bärenfell grinsend vor dem Kamin lag, wirkte die Hütte heimelig und gemütlich. Dann marschierte Koko über den Kassettenrecorder, und sie hatten auch Musik.
» Aimez-vous Brahms?« fragte Qwilleran.
»Was?« Rosemary entgingen häufig die Pointen seiner Scherze.
Er fragte, wie es jetzt im Maus Haus sei.
»Schrecklich. Die Köchin hat gekündigt. Hixie sagt überhaupt nichts Lustiges mehr. Charlotte weint die ganze Zeit. Und eines Nachts hatte der untadelige Max einen Fleck auf der Krawatte. Du hast wirklich Glück, daß du den Sommer über diese Hütte hast, Qwill. Sie ist wunderschön. Die ganze Auffahrt ist von Veilchen und Wachslilien gesäumt, und ich habe noch nie so viele Stieglitze gesehen, und die Eichhörnchen sind so süß.«
Rosemary bemerkte und beredete alles: die weißen Leinenüberzüge auf den Sofas, die malven- und türkisfarbenen Farbtöne des Sees bei Sonnenuntergang, den riesigen Kerzenständer aus Eichenholz auf der Veranda, den Elchkopf und die Zugsäge über dem Kamin.
»Die Spitzhacke! Wo ist die Spitzhacke?« rief Qwilleran und sprang auf. »Vor einer Woche hing da oben eine alte Spitzhacke. Ich weiß nicht, Rosemary. Die Leute marschieren hier ein und aus wie auf einem Bahnhof. Es gilt als unfreundlich, Türen abzuschließen. Meine goldene Uhr ist verschwunden und – was das schlimmste ist – auch der goldene Füller, den du mir geschenkt hast. Und jetzt fehlt auch noch die Spitzhacke.«
»Ach, du meine Güte«, sagte sie teilnahmsvoll.
»Hier ist alles sehr seltsam. Die Polizei errichtet nur so zum Spaß Straßensperren. Keiner hat einen Familiennamen. Mitten in der Nacht hört man Schritte auf dem Dach. Die Katzen verbringen die ganze Zeit am Fenster und starren auf die Senkgrube.«
»Ach, Qwill, sicher übertreibst du. Du bist übernervös, weil du dich falsch ernährt hast.«
»Glaubst du? Nun, Tatsache ist: Koko hat eine Kassette gefunden, die hinter dem Elchkopf versteckt war. Mitten auf der Kassette kommt statt der Musik eine Botschaft mit einer Drohung. Und als ich fischen war, habe ich die Leiche eines Mannes an die Angel bekommen.«
Rosemary schnappte nach Luft. »Wer war es denn?«
»Ich weiß es nicht. Die Leiche ist auf den Grund des Sees zurückgesunken, und alle versuchen mir einzureden, daß es nur ein alter Gummireifen war.«
»Qwill, Liebster, bekommst du auch sicher genug frisches Obst und Gemüse?«
»Du bist wie alle anderen«, beschwerte er sich, »aber ein Mensch hat mir geglaubt, und jetzt ist er tot, mit eingeschlagenem Schädel.«
»Ach, Qwill! Misch dich nicht in diese Dinge ein. Du könntest selbst in Gefahr sein.«
»Das werden wir ja sehen«, sagte er. »Essen wir. Aber zuerst möchte ich die Katzen füttern. Eine nette Frau, die ein Stück weiter unten am Strand wohnt, hat mir einen Hackbraten geschickt, und ich habe ihnen vorgeschwindelt, es sei Gänseleberpastete.«
»Hast du am Strand viele nette Frauen kennengelernt?« erkundigte sich Rosemary mit zuckersüßer Stimme. »Ich dachte, du seist hier, um ein Buch zu schreiben.«
Sie unterhielten sich bis spät in die Nacht. Qwilleran konnte nicht mehr aufhören zu reden. Er erzählte ihr vom Nasty Pasty und dem FOO, von Kirschblüten und Moskitos, von Achaten und Totengräbern, von den Goodwinters und den Whatleys, von versunkenen Schiffen und Wilderern, von Little Henry und Big George, den >Kerzen der Nacht< und Bob's Chop Shop.
Rosemary konnte das Gähnen nicht mehr unterdrucken, obwohl sie sich bemühte, es als Lachen, Husten und Schluckauf zu tarnen. »Liebster, ich bin den ganzen Tag gefahren«, sagte sie. »Ist es nicht langsam Zeit . . .?«
Nachdem sie sich ausgiebig gute Nacht gesagt hatten, zog sie sich ins Gästezimmer zurück und vertrieb die Katzen von ihrem Lieblingsbett. Qwilleran ging ebenfalls schlafen und dachte zehn Minuten an Rosemary, sorgte sich sieben Minuten wegen der unverschlossenen Türen und dachte viereinhalb Minuten über den rätselhaften Mord an

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