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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Taschentuch ab.
Qwilleran ging hinaus, um sie zu begrüßen. »Mildred! Was ist denn los?«
»O Gott!« jammerte sie. »Es ist Buck Dunfield.«
»Was ist passiert?«
»Er ist tot!«
»Mildred, das kann ich nicht glauben! Er war doch gestern hier und kerngesund.« Sie klappte fast in seinen Armen zusammen. Er führte sie in die Hütte und drückte sie auf ein Sofa. »Kann ich Ihnen irgend etwas bringen? Tee? Einen Schluck Whiskey?«
Sie schüttelte den Kopf und riß sich mit Mühe zusammen. Koko beobachtete sie mit weit aufgerissenen, beunruhigten Augen. »Sarah und Betty sind – vor einer Weile – aus Kanada – nach Hause gekommen – und haben ihn in der Werkstatt – im Keller gefunden.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Er war ganz blutüberströmt. Er ist umgebracht worden – erschlagen – mit einem der – einem der großen – Kerzenhalter.« Ihre Worte gingen in den Tränen unter, und Qwilleran hielt ihre Hand und ließ sie sich ausweinen, während er versuchte, mit seinem eigenen Schock und seiner Empörung fertig zu werden.
Als sie sich beruhigt hatte und nur mehr ab und zu heftig schniefte, sagte sie: »Sarah wurde ohnmächtig – und Betty lief schreiend zu meinem Haus herüber – und wir haben die Polizei gerufen. Ich sagte ihnen, daß ich überhaupt nichts gehört hatte – nicht einmal die Maschinen. Der Sturm hat alles übertönt.«
»Wissen Sie, ob es ein Einbrecher war?«
»Betty sagt, es ist nichts angerührt worden. Ich bin total fertig. Ich weiß nicht, was ich tue. Ich sollte lieber nach Hause gehen. Sharon und Roger kommen zu mir, sobald sie können.«
»Ich begleite Sie heim.«
»Nein, ich möchte alleine gehen – und mich wieder fangen. Aber vielen Dank.«
    Qwilleran versuchte ebenfalls, sich zu fangen und klare Gedanken zu fassen. Erstens mußte er mit der bitteren Erkenntnis fertig werden, daß eine derartige Gewalttat in Mooseville geschehen konnte. War es vielleicht jemand aus dem Süden unten gewesen? Die Gegend wurde geradezu überschwemmt von Fremden ... Außerdem empfand er echte Trauer. Er hatte Buck Dunfield gemocht und sich auf einen Sommer voll guter Gespräche und gemeinsamer Abenteuer gefreut . . . Und er empfand Zorn über den sinnlosen Mord. Buck war so froh gewesen, am Leben zu sein und etwas Nützliches zu tun . . . Und nach all dem – ein Unbehagen. Egal, was hier üblich war, jetzt mußten Schlösser an die Türen. Er eilte zum Telefon und rief in Pickax an.
    » Tante Fanny! Hier ist Jim aus Mooseville. Hör bitte gut zu. Es ist wichtig. Ich brauche sofort einen Schlosser. Ich muß Schlösser an diesen Türen haben, oder Schlüssel für die Schlösser, die schon dran sind. Irgend jemand ist in das Haus meines Nachbarn gekommen und hat ihn umgebracht. Und irgend jemand hat auch diese Hütte hier für irgendeinen zwielichtigen Zweck mißbraucht. Ich weiß, heute ist Sonntag, aber ich möchte morgen in der Früh sofort einen Schlosser anrufen können. Die Türen offenzulassen, damit Fremde herein können, ist gefährlich, absurd und mittelalterlich!«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der rauhe Bariton antwortete: »Du meine Güte! Mein lieber Junge, ich wußte gar nicht, daß sich ein Journalist so aufregen kann. Du bist immer so beherrscht . Keine Sorge! Leg auf, und ich werde etwas in die Wege leiten. Wie ist das Wetter am See? Hattet ihr heute nacht auch ein Gewitter?«
    Qwilleran legte den Hörer auf und stöhnte. »Was wetten wir«, sagte er zu Koko, »daß sie Tom, den Tausendsassa, herschickt?« Zu Yum Yum, die sich unter dem Sofa hervorkämpfte, sagte er: »Tut mir leid, mein Schatz, ich habe gar nicht gemerkt, daß ich geschrien habe.« Und zu sich selbst sagte er: Fanny hat nicht einmal gefragt, wer ermordet worden ist.
    Kaum zehn Minuten waren vergangen, als er hörte, wie sich ein Auto vorsichtig den kurvenreichen Weg zwischen den Bäumen und über die sanften Dünen heraufbewegte. Koko stürzte zu seinem Kontrollpunkt auf der Veranda. Der Besucher war ein junger Mann mit schwarzgelocktem Haar, der nach Mooseville-Begriffen sonntäglich gekleidet war: Er trug ein kariertes Hemd mit zu einer Schleife gebundenen Wollbändchen und keine Mütze .

Er war überaus höflich und sagte in respektvollem Ton: »Guten Tag, Mr. Qwilleran. Ich höre, Sie haben ein Problem.«
»Sind Sie der Schlosser?«
»Nein, Sir. Mooseville hat keinen Schlosser, aber ich kenne mich mit Schlössern aus. Ich bin Ingenieur. Meine Frau und ich haben wie üblich am Sonntag im Hotel

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