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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Besucher herum, einem jungen Mann mit lebhaftem Gesicht, der auf einem Stuhl lungerte, den er fachmännisch auf zwei Beinen balancierte; die Füße hatte er auf Rogers Tisch gelegt.
    »Qwill! Sie kommen gerade zurecht, um den Chefredakteur des Pickax Picayune kennenzulernen«, rief Roger aus. »Das ist Junior Goodwinter, einer Ihrer Bewunderer. Wir haben gerade über Sie gesprochen.«
    Der junge Mann sprang auf. »Wow! Der Meister persönlich!«
»Und noch einer von den berühmten Goodwinters«, sagte Qwilleran. »An der Art, wie Sie auf diesem Stuhl balanciert sind, habe ich sofort gesehen, daß Sie Journalist sind. Ich gratuliere Ihnen zu dem Artikel über den Dunfield-Mord. Das war der prägnanteste Satz mit vierundsiebzig Worten, den ich je gelesen habe.«
»Wow! Sie haben sie gezählt!«
»Sie haben nur ein relevantes Detail ausgelassen: Die Titel der Dramen, die die Damen in Kanada besucht haben.«
»Jetzt nehmen Sie mich aber auf den Arm«, sagte Junior.
»Mir wird jetzt endlich klar, warum es hier oben keine Verbrechen gibt. Ihr habt statt dessen >Vorfälle<. Das Problem der Kriminalität ist somit glänzend gelöst.«
»Ach, seien Sie doch nicht so ätzend. Ich weiß, wir machen hier alles anders – anders, als ich es beim Publizistikstudium gelernt habe jedenfalls. Wir sind Landmenschen, und Sie sind ein Stadtmensch. Hätten Sie was dagegen, wenn ich Sie einmal interviewe?«
»Es wäre mir ein Vergnügen. Vielleicht lerne ich dabei etwas.«
»Also, bis dann. Ich muß los, ein paar Anzeigen verkaufen«, sagte Junior.
Qwilleran war schockiert. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie als Chefredakteur auch Anzeigen für die Zeitung verkaufen?«
»Klar, wir alle verkaufen Anzeigen. Meinem Vater gehört die Zeitung, und er verkauft Anzeigen und setzt Lettern.«
Der Chefredakteur lief in seinen Joggingschuhen hinaus, und auf Quillerans Gesicht spiegelte sich amüsiertes Erstaunen. »Ist er nicht etwas jung für einen Chefredakteur?« sagte er zu Roger.
»Er hat schon als Zwölfjähriger bei der Zeitung angefangen. Hat sich hinaufgearbeitet. Im Vorjahr hat er sein Publizistikstudium beendet. Ein ehrgeiziger Junge.«
»Ich wollte schon immer eine kleine Zeitung besitzen.«
»Den Picayune könnten Sie billig kaufen, aber es würde eine Menge kosten, ihn ins zwanzigste Jahrhundert zu befördern. Er wurde 1859 gegründet und hat sich seither nicht verändert ... Kann ich heute etwas für Sie tun?«
»Ja. Da Sie ja auf alles eine Antwort wissen – sagen Sie mir, wer Buck Dunfield umgebracht hat.«
Roger errötete. »Das ist eine schwierige Frage. Mir ist nichts zu Ohren gekommen. Gestern habe ich mit Sharon Mildred besucht, und sie war wirklich vollkommen fertig.«
»War Dunfield ein willkürlich gewähltes Opfer? Hatte er Feinde? Oder war er in etwas verwickelt, von dem wir nichts wissen?«
Roger zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht viel über die Leute, die im Sommer hier sind.«
»Er war der Nachbar Ihrer Schwiegermutter und hat Kerzenständer gemacht, die im Geschäft Ihrer Frau verkauft wurden. Haben Sie ihn nie kennengelernt?«
»Ich glaube, ich habe ihn ein paarmal am Strand getroffen und ein paar Worte mit ihm gewechselt.«
»Sie lügen, Roger. Wollen Sie etwa Politiker werden?«
Roger hob die Hände. »Nicht schießen!« Dann grinste er Qwilleran spöttisch an. »Waren Sie in letzter Zeit wieder mal auf der Minnie K fischen?«
»Wollen Sie etwas Interessantes hören?« erwiderte Qwilleran. »Heute früh bin ich noch mal hingefahren, um mir den alten Kahn nochmals anzusehen, und sie haben den Namen geändert. Jetzt heißt das Boot Seagull , wobei das S verkehrt gemalt ist.«
Roger nickte. »Ich kann Ihnen sagen, warum, falls es Sie interessiert. Der Skipper hatte wahrscheinlich Angst, daß Sie überall von einer Leiche im See herumerzählen und die Minnie K darin verwickeln würde. Dann bekäme er eine Strafe, weil er ohne Lizenz Bootsfahrten anbietet. Die Boote müssen eine Genehmigung einholen, bevor sie Gäste zum Fischen hinausfahren dürfen. Nach alledem, was Sie von der Minnie K erzählt haben, hätte sie eine Überprüfung nie bestanden.«
Noch etwas wollte Qwilleran an diesem Nachmittag erledigen. Seine Neugier in bezug auf die vergrabene Mülltonne zog ihn schon die längste Zeit wieder zum Friedhof. Jetzt, wo er wußte, wie Giftefeu aussah, war er bereit für eine weitere Expedition. Die Aktivitäten der Liebespärchen am Wochenende hatten zu einer Zunahme der Picknickabfälle geführt, und die sonnigen

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