Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
sie alles andere war als das. ... Ich habe Alex heute früh in Washington angerufen, und er hat mir gesagt, ich solle mich mit Ihnen als dem nächsten Angehörigen in Verbindung setzen. Er kann unmöglich vor Samstag zurückkommen.«
»Fanny und ich waren nicht verwandt. Sie war eine enge Freundin meiner Mutter, das ist alles.«
»Aber sie hat Sie als ihren Neffen bezeichnet, und sie empfand große Zuneigung und Bewunderung für Sie, Mr. Qwilleran. Sie hat keine anderen Verwandten, wissen Sie.« Die Anwältin öffnete ihre Aktentasche. »Unsere Kanzlei hat sich um alle Angelegenheiten Fannys gekümmert – sogar um ihre Post, um sie vor Schmähbriefen und Bettelbriefen zu schützen. Sie hat bei uns einen versiegelten Umschlag mit ihren letztwilligen Verfügungen hinterlegt. Hier ist er. Keine Begräbnisfeier, keine öffentliche Aufbahrung, keine Kondolenzbesuche – nur eine Einäscherung. Der Picayune bringt morgen einen ganzseitigen Nachruf, und für Samstag ist ein Gedenkgottesdienst vorgesehen.«
»War sie in einer speziellen Kirche?«
»Nein, aber sie hat jedes Jahr an alle fünf Kirchen Spendenzahlungen geleistet, und der Gottesdienst wird wahrscheinlich in der größten Kirche stattfinden. Ich bin sicher, es werden viele Leute teilnehmen – aus ganz Moose County.«
Während sie sich unterhielten, läutete sehr oft das Telefon. »Ich hebe nicht ab«, sagte Penelope. »Die Leute rufen nur aus Sensationslust an. Ernsthafte Anrufer wenden sich an die Kanzlei.«
Qwilleran fragte: »Was ist mit der hiesigen Sitte, die Türen offenzulassen? Werden die Leute nicht einfach ins Haus marschieren?«
»Tom hat Anweisung, sie wegzuschicken.«
Dann servierte Rosemary den Tee, und die Unterhaltung schweifte zu höflichen Erinnerungen ab. Penelope zeigte ihnen Fannys Lieblingsschaukelstuhl. Qwilleran machte eine Bemerkung über ihre Vorliebe für exotische Kleidung.
Schließlich sagte er: »Nun, hier scheint alles unter Kontrolle zu sein. Sind Sie sicher, daß wir Ihnen nicht irgendwie behilflich sein können?«
»Es gibt da eine Kleinigkeit, die ich mit Ihnen besprechen soll, wie Alex sagt.« Sie machte eine dramatische Pause. »Wir haben Fannys Testament nicht.«
»Was! Bei soviel Geld und soviel Grundbesitz – da ist sie ohne Testament gestorben? Das ist nicht zu fassen!«
»Wir sind sicher, daß ein eigenhändig geschriebenes Testament existiert. Sie hat darauf bestanden, es selbst zu schreiben, um ihre Privatsphäre zu schützen.«
»Ist es rechtsgültig?«
»In diesem Staat ja... wenn sie es eigenhändig geschrieben und unterschrieben und mit einem Datum versehen hat. Zeugen sind nicht erforderlich. So wollte sie es haben, und Fanny widersprach man nicht! Selbstverständlich berieten wir sie hinsichtlich der Ausdrucksweise, um Mehrdeutigkeiten zu vermeiden und zu verhindern, daß eventuelle Gesetzeslücken ausgenützt werden können. In ihrem Brief mit den letztwilligen Verfügungen hätte stehen sollen, wo sie das Testament aufbewahrt, aber leider...«
»Und was jetzt?«
Penelope sah Qwilleran hoffnungsvoll an: »Wir müssen es nur finden.«
»Finden!« sagte er. »Und Sie wollen, daß ich es tue?«
»Würden Sie sich energisch dagegen verwehren?«
Qwilleran sah Rosemary an, und sie nickte begeistert. Sie sagte. »Fanny hat mir gestern das ganze Haus gezeigt, und ich glaube nicht, daß es so schwierig sein kann.«
»Wenn Sie irgendwelche Probleme haben, rufen Sie mich in der Kanzlei an«, sagte Penelope, »und gehen Sie nicht ans Telefon; Sie ärgern sich sonst nur.«
Dann ließ sie sie allein, und Qwilleran sagte zu Rosemary: »Schön! Wenn du glaubst, es ist so leicht – wo fangen wir an?«
»In der Bibliothek ist ein großer Schreibtisch, und in Fannys Wohnzimmer steht ein alter Schrankkoffer.«
»Du bist erstaunlich! Dir entgeht nichts, Rosemary. Aber bist du auch auf die Idee gekommen, daß sie vielleicht abgeschlossen sind?«
Sie lief in die Küche und kam mit einer Handvoll kleiner Schlüssel zurück. »Die waren in der chinesischen Teekanne, die ich für den Tee verwendet habe. Fang du doch in der Bibliothek an. Ich würde gerne den Schrankkoffer in Angriff nehmen.«
Das war ein Fehler angesichts der Tatsache, daß Qwilleran vom gedruckten Wort geradezu besessen war. Er war schwer beeindruckt von den Reihen ledergebundener Bücher, die die Regale vom Fußboden bis zur Decke füllten. Er vermutete, daß Großvater Klingenschoen auf dem obersten Regal ein paar klassische pornographische Werke versteckt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher