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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Tom. Fanny wird gebeten, ihn als Mädchen für alles einzustellen.« Hastig überflog sie die Zeilen. »Na so was, Qwill. Er ist ein ExSträfling! In diesem Brief steht, er soll demnächst auf Bewährung entlassen werden... aber er braucht eine Wohnung... und die Aussicht auf einen Job. Er ist nicht besonders klug, steht hier... aber er kann hart arbeiten... befolgt Anordnungen und macht keinen Ärger. ... Hör dir das an, Qwill. Er hat sich für jemand anderen einsperren lassen und zehn Jahre bekommen... wird aber wegen guter Führung entlassen. ... Ach, Qwill! Was für Leute hat Fanny in New Jersey bloß gekannt?«
»Ich kann es mir vorstellen«, sagte Qwilleran »Gehen wir zum Mittagessen.«
Er sah nach den Katzen, sie hockten auf ihren blauen Kissen auf dem Kühlschrank und waren so zufrieden, wie man unter den Umstanden erwarten konnte. Dann ging er hinaus in den Hof, wo der Hausbursche arbeite.
»Hallo, Tom«, sagte er traurig »Schrecklich, was geschehen ist.«
Tom hatte seinen sanften, jungenhaften Gesichtsausdruck verloren und sah zwanzig Jahre älter aus. Er nickte und starrte auf das Gras.
»Kommen Sie morgen zum Gedenkgottesdienst?«
»Ich war noch nie bei so was. Ich weiß nicht, was ich da tun soll «
»Sie gehen einfach hinein und setzen sich hin und hören der Musik und den Ansprachen zu. So sagen wir Miss Klingenschoen auf Wiedersehen Sie hatte sicher gerne, daß Sie dabei sind.«
Tom lehnte sich an seine Harke und ließ den Kopf hängen. In seinen Augen standen Tränen.
Qwilleran sagte »Sie war gut zu Ihnen, Tom, aber Sie waren auch ihr eine große Hilfe. Denken Sie daran. Sie haben ihr die letzten Jahre leichter und glücklicher gemacht.«
Der Hausbursche fuhr sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht. Sein Kummer war so ergreifend, daß Qwilleran – zum ersten Mal, seit er von Fannys Tod erfahren hatte – spürte, wie sich ihm der Hals zusammenschnürte. Er hustete und begann über das zerbrochene Fenster in der Hütte zu reden.
»Ich habe jetzt ein Stück Pappe im Fenster, aber wenn es stark regnet und ein Ostwind geht...«
»Ich bringe es in Ordnung«, sagte Tom ruhig
Die Imbißstube, in der es den zweitschlechtesten Kaffee von Moose County gab, war zur Mittagszeit überfüllt, und alle redeten von der Klingenschoen-Tragödie. Keine der Kirchen war groß genug für die Menschenmassen, die erwartet wurden daher sollte der Gedenkgottesdienst in der Turnhalle der HighSchool stattfinden. Geistliche aller fünf Kirchen würden Ansprachen halten. Der Senioren-Gesangsverein würde singen. Ein Vertreter der Bezirksverwaltung wurde auf einem Horn aus dem Ersten Weltkrieg den Zapfenstreich spielen. Fanny Klingenschoens Lieblingsschaukelstuhl würde auf dem Podium stehen; Kindergartenkinder würden daran vorbeidefilieren und jedes Kind würde seine Rosenknospe auf den leeren Stuhl legen.
Natürlich wurde viel über das Testament spekuliert. Das große Steinhaus war der Historischen Gesellschaft als Museum versprochen worden, und das Kutscherhaus sollte an die Kunstgesellschaft fallen, die dann eine Galerie und ein Studio einrichten wollte. Es ging das Gerücht um, daß die Schulbehörde eine größere Summe für ein Schwimmbecken olympischen Ausmaßes erhalten sollte. Insgesamt herrschte unter den Gästen der Imbißstube eine Mischung aus Kummer, Aufregung und Dankbarkeit, besonders unter den jüngeren, von denen etliche Francesca hießen.
Qwilleran sagte zu Rosemary: »Ich hoffe, sie hat Tom in ihrem Testament bedacht. Ich hoffe, sie hat ihm den blauen Pick-up hinterlassen. Er hegt und pflegt ihn wie ein Baby.«
»Was ist, wenn wir das Testament nicht finden?«
»Dann fällt alles an den Staat und die Anwälte.«
Nach dem Mittagessen setzten sie ihre Suche im Saloon fort, wo ein chinesischer Lackschreibtisch stand, der Unmengen von Fotos enthielt: auf alten Platten, Schnappschüsse, Studioporträts und Hochglanzfotos aus Zeitschriften. Qwilleran hätte gerne geraten, welcher der schnauzbärtigen Burschen Großvater Klingenschoen und welches der Mädchen mit den glänzenden Augen und Ringellöckchen Minnie K war, doch Rosemary zog ihn weg.
Im ersten Stock standen Kommoden mit Marmorplatten, hohe Truhen und Kleiderschränke. Rosemary organisierte die Suche; sie übernahm Fannys Suite und schickte Qwilleran in die anderen Zimmer. Danach setzten sie sich auf die oberste Stufe der Treppe, auf der der Unfall passiert war, und verglichen ihre Entdeckungen.
Rosemary sagte: »Ich habe nur Kleider gefunden.

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