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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Gegenbewegung eingesetzt. Wir haben ein Dutzend Briefe bekommen, die die gegenteilige Meinung vertreten. Sie werden am Montag veröffentlicht und eine Kontroverse auslösen. Ich wollte, daß du sie dir vorher ansiehst und mir sagst, was du davon hältst.« Er holte Druckfahnen aus dem Umschlag und reichte sie Qwilleran. »Die Originale waren auf schönem Briefpapier, linierten Blättern aus Schulheften, auf Kopierpapier und einer auf einer übrig gebliebenen Osterkarte geschrieben.«
    Qwilleran überflog die Fahnen und faßte sich dabei häufig an den Schnurrbart. Die Briefe waren mit Namen unterschrieben, die er nicht kannte, und kamen aus den größeren Städten des Bezirks.
Was soll das ganze Getue um die Bergwerkshütten? Das sind doch bloß häßliche alte Bruchbuden, und mit den Stacheldrahtzäunen schauen sie aus wie Konzentrationslager, die auf einen Krieg warten. Ich plädiere für Folgendes: die Schächte auffüllen, die Bergwerkshütten zu Brennholz verarbeiten und Parks mit Spielplätzen, Picknicktischen und ein paar schattigen Bäumen für Familien daraus machen. Und die Toiletten nicht vergessen…

So ein Tamtam wegen der Bergwerkshütten, dabei braucht Pickax dringend Platz für einen Friedhof. Wir ehren die frühen Siedler, die vor 100 Jahren gestorben sind und schaffen keinen Platz für unsere Lieben von heute…

Moose County hat nie einen Zoo gehabt. Schließen wir doch eines der Bergwerke und errichten wir dort einen Streichelzoo, wo die Kinder Ziegenbabys und Lämmer, Kälber und Fohlen und kleine Ferkel sehen können. Das wäre ein Spaß für die ganze Familie, und die Kinder würden etwas lernen…

Diese riesigen Flächen, die für Wälder und Bergwerke verschwendet werden, und dabei gibt es unter uns Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Wir brauchen Wohnwagensiedlungen…

Der Platz, wo jetzt die alten Bergwerke stehen, würde sich wunderbar als Gemüsegärten für arme Familien eignen, die nicht einmal genug Land besitzen, um eine Steckrübe zu pflanzen. Oder schenkt das Land den Schulen, und laßt die Kinder Gemüse anbauen, dann verkaufen und mit dem Geld Musikinstrumente für die Schulkapellen und Sportgeräte kaufen…

Wer will denn schon herumfahren und sich blöde Bergwerkshütten ansehen? Sport und Freizeit – das ist jetzt gefragt. Jede Gemeinde sollte einen Softball- und einen Fußballplatz haben. Dazu würden sich die Bergwerksareale eignen…
    Qwilleran schnaubte in seinen Schnurrbart. »Die sind vermutlich alle von derselben Person verfaßt und von verschiedenen Leuten abgeschrieben worden. In der Satzstruktur und im Wortschatz finden sich kleine Hinweise darauf.«
    »Du hast wahrscheinlich Recht«, stimmte ihm Arch zu. »Auf den Kuverts stand kein Absender – auf keinem einzigen! Wir haben die Namen im Telefonbuch nachgeschlagen und keinen gefunden. Nicht einen einzigen, wohlgemerkt.«
    Qwilleran gluckste: »Arch, erinnerst du dich daran, wie verrückt wir als Teenager nach Baseball waren? Ein Fänger von den Chicago Cups hat einmal zu einem Sportjournalisten gesagt, daß er nie Fanpost bekäme; die bekämen nur die Pitcher und Slugger. Also schrieb ich ihm acht Briefe, in denen ich mich als Lastwagenfahrer ausgab, als alten Mann, als junges Mädchen und so weiter.«
    »Du hast sie aufgesetzt, und wir haben sie mit verschiedenen Schriften abgeschrieben. Mein Großvater hat den Brief des alten Mannes geschrieben.«
    »Und der Fänger hat dem Sportjournalisten gesagt, er habe plötzlich einen ganzen Korb voller Post bekommen, aber ich glaube, es waren nur unsere acht.«
    »Wir hatten das Gefühl, eine gute Tat vollbracht zu haben«, sagte Arch. »Was diese Briefe hier anbelangt, werden wir unseren Anwalt hinzuziehen… Etwas anderes: Erinnerst du dich noch an den Geologen, der uns angerufen und was über unterirdische Brände erzählt hat? Wir haben seine Referenzen überprüft, bevor wir ihn zitierten. Aber er war ein Schwindler. Der echte Geologe hat uns einen Brief geschrieben, den wir unserem Anwalt übergeben haben… Es ist immer irgendwas!«
    »Besonders beim Dingsbums«, bemerkte Qwilleran mitfühlend.
    In jener Nacht geschah noch etwas.
    Irgendwann nach Mitternacht, als Qwilleran gerade versuchte, sich in den Schlaf zu lesen, wurde die Stille von einem gequälten Klagelaut unterbrochen, der in einem Kreischen endete. Qwilleran lief ins Zimmer der Katzen. Koko saß auf dem Fernseher und heulte die Decke an. Das bedeutete, daß etwas Schlimmes geschehen war –

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