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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Bergwerksbesitzern, Holzbaronen und Schnapsschmugglern aus dem frühen 20. Jahrhundert abstammten. Sie reisten viel und besaßen reinrassige Tiere, für die das Beste gerade gut genug war.
    Das einfache, einstöckige Betongebäude hatte eine witzige Verschönerung hinter sich: Klassische Säulen, ein Giebeldreieck und Reliefs mit mythologischen Göttern und Göttinnen waren auf die glatte Oberfläche gemalt worden. Es sah recht eindrucksvoll aus, bis man bemerkte, daß die in Roben gekleideten Gestalten die Köpfe von Hunden und Katzen besaßen.
    Als Qwilleran das Foyer betrat, begrüßte ihn eine junge Frau in einem flotten grauen Hosenanzug mit Silberknöpfen.
    »Lori Bamba!«, rief er überrascht. »Wollten Sie nicht eine Frühstückspension führen?«
    »Das Geschäft war mir zu unsicher.«
    »Wie geht’s der Familie?«
    »Die Jungen wachsen schnell; sie wollen einen eigenen Computer. Nick arbeitet als Wartungsingenieur, aber er würde viel lieber eine Pension führen. Ich arbeite hier als Empfangsdame. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß die Gäste glücklich sind.«
    »Die Hunde hören sich zumindest glücklich an«, sagte Qwilleran und neigte den Kopf, um der fernen Symphonie aus Bellen, Jaulen und Fiepen zu lauschen. »Was wird denn geboten?«
    »Es gibt das Eichenzimmer für Hunde, die Austernbar für Katzen und den Palmenhof als Auslauf.«
    »Klavieruntermalung im Eichenzimmer?«, fragte Qwill.
    »Wo wollen Sie anfangen?«
    In Moose County war er daran gewöhnt, Collies, deutsche Schäferhunde, Waschbärhunde und Pitbullterrier zu sehen. Lori zeigte ihm einen Malamuten, zwei Jack Russels und einen tibetanischen Lhasa Apso, einen überschwenglichen Welsh Corgi und einen liebenswürdigen belgischen Bouvier. Sie waren in erstklassigen Käfigen von unterschiedlicher Größe untergebracht; jene an der Außenwand hatten direkten Zugang zum Hundeauslauf.
    In der Austernbar hatten die Katzen zweigeschossige Käfige und ein Panoramafenster mit Blick auf einen Rasen. Sie wirkten recht zufrieden, mit Ausnahme einer Siamkatze, die gerade mit Shampoo gewaschen und geföhnt wurde, bevor sie wieder nach Hause kam. Ein Perserkater schlief in seinem Kistchen. Qwilleran entdeckte eine Abessinierkatze, eine Rexkatze und eine orientalische Langhaarkatze, bevor er die fünf vornehmen Mischlinge sah, auf deren Namensschildern stand: Sarah, Charlotte, Carrie, Flora und Maria – Maggies ›Damen‹.
    »Stammen alle fünf aus einer Familie?«, erkundigte er sich unschuldig.
    »Ja. Sie sind gestern zu uns gekommen und werden einen Monat lang hier bleiben.«
    Lori redete weiter, und der Kassettenrecorder nahm weiter auf: »Manche Katzen müssen eine spezielle Diät halten… Manche kommen auf einen Besuch zum Kennenlernen her, bevor sie zwei Wochen oder länger hier bleiben… Manche bringen ihre eigenen Kuscheldecken von daheim mit… Unsere Mitarbeiter arbeiten hart, sind aufmerksam und liebevoll… Es gibt eine Warteliste für Leute, die hier arbeiten wollen.«
    »Wie komme ich auf diese Liste?«, fragte Qwilleran, doch in Gedanken war er bei Maggie, die gelogen hatte, als sie gesagt hatte, daß sich ihre Damen zeitig in ihr Boudoir im Obergeschoß zurückgezogen hätten. Ihm war schließlich aufgefallen, daß auf ihrem schwarzen Samtkleid keine Katzenhaare waren.

 

    Etwas an einer Wand aufzuhängen gehörte nicht zu Qwillerans Talenten, doch auf einmal wirkte der Kaminmantel ohne den 90 mal 1,20 großen Batikwandbehang geradezu unanständig nackt. Qwilleran rollte den neuen, ohne Wurm, aus und holte eine Trittleiter aus dem Keller. Der Kaminsims war hoch; der Wandbehang kam ihm riesig vor; die Leiter war wackelig; und er hatte zwei unfähige Assistenten, die nur die Leiter inspizieren wollten.
    »Geht weg!«, sagte er. »Eure Aufgabe ist es, zurückzutreten und mir zu sagen, ob es gerade ist.«
    Kaum hatte er die vierte Stufe erklommen, als das Telefon läutete.
    »Yau!«, rief Koko.
    »Laß es läuten.«
    »YAU!«
    »Der Anrufer kann eine Nachricht hinterlassen.«
    »Yau-au-au!«
    Qwilleran dachte: Vielleicht ist es wichtig! Vielleicht ist es dringend! Er warf den Wandbehang auf den Haken in der Wand wie einen Basketball von der Mitte des Spielfelds in den Korb und sprang von der Leiter. Seine Helfer stoben auseinander.
    Es war nur Susan Exbridge. »Liebling! Ich habe etwas für Sie, und wenn Sie um etwa halb sechs daheim sind, bringe ich es Ihnen auf dem Heimweg vorbei. Es ist die Geburtsberechnung – für Ihren

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