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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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sehe, haben Sie daheim Besuch von auswärts.«
    »Was meinen Sie?«
    »Habe ich heute Nacht nicht Maggie Sprenkle ankommen sehen?«
    Amanda schwieg nur zwei Herzschläge lang. »Sie haben sie nicht gesehen. Verstanden? Sie – haben – sie – nicht – gesehen.«
    »Wenn Sie das sagen«, erwiderte Qwill erfreut über ihren Hinweis auf geheime Umtriebe. »Die Person, die ich nicht gesehen habe, muß mit einem Privatflugzeug gekommen sein – um im Schutz der Dunkelheit landen zu können.«
    »Kein Kommentar.« Amandas verkniffener, griesgrämiger Mund setzte dem Gespräch ein Ende. Aber als Qwilleran sich verabschiedete, rief sie ihm hinterher: »Kein Wort darüber zu Polly!«
    Gut gelaunt fuhr Qwill nach Hause. Jetzt hatte er ein Rätsel zu lösen – eine Herausforderung für seine Scharfsinnigkeit. Der Anblick von Koko, der an der Tür wartete, wies auf eine mögliche Lösung hin.
    »Willst du einen Spaziergang machen, alter Junge?« Qwilleran griff nach Geschirr und Leine des Katers und ließ sie vor seiner Nase baumeln.
    »Yau!«, lautete die begeisterte Antwort. Wenn sie ins Freie gingen, saß der Kater stets auf Qwillerans Schulter; von dort aus übersah er alles von hoch oben, und seine Pfoten blieben sauber. Qwilleran hielt die Leine fest gepackt, um spontane Bewegungen zu verhindern.
    Sie verließen die Wohnung durch die Glasschiebetür im Wohnzimmer, überquerten die Terrasse und gingen dann die Treppe zum Uferweg hinunter. Der Boden war mit einem Laubteppich bedeckt, der unter den Füßen raschelte.
    Qwilleran ging Richtung Norden zu den anderen Wohnanlagen; manchmal blieb er stehen, hob einen Stein auf und warf ihn über den Fluß, oder über das, was von dem reißenden Gewässer übrig geblieben war. Die Dürre hatte ihn zu einem Bach schrumpfen lassen, der unbeirrt Richtung See plätscherte.
    Eine samstägliche Stille lag über der Szene. Die Berufstätigen, die hier wohnten, waren entweder auf der Arbeit, einkaufen oder gingen ihren Haushaltspflichten nach. Polly zum Beispiel bereitete sich auf den Winter vor; sie wusch, bügelte, räumte ihre Sommer-Sachen weg und holte ihre Wintergarderobe heraus. Qwilleran hatte gelernt, dieses Ritual zu respektieren, das sich im halbjährlichen Rhythmus abspielte.
    Er kam zur Rückseite des ›Birken‹-hauses, dessen erste Einheit, wie er wußte, Amanda gehörte. Er blieb stehen und hob einen Stein auf, in der Hoffnung, Maggie würde im Wohnzimmer sein und durch die Glaswand hinausschauen. Qwilleran war ein guter Werfer, ein Relikt aus seiner Collegezeit, als er sogar einem Talentesucher der Chicago Cups aufgefallen war. Er warf etliche Steine, und Koko sah interessiert zu. Einmal maunzte er.
    »So ist’s recht«, sagte Qwilleran und warf noch einen Stein.
    Wieder maunzte Koko.
    Gleich darauf hörte er ein Klopfen am Fenster, und die Glastür öffnete sich.
    Qwilleran blickte mit gespielter Überraschung hoch und sah einen winkenden Arm. Langsam ging er zum Haus und stieg die Treppe zur Terrasse hinauf.
    Maggie stand in der Tür. Sie legte einen Finger auf den Mund, um Qwilleran zu verstehen zu geben, daß er still sein solle.
    Nachdem er in der Wohnung und die Schiebetür geschlossen war, flüsterte er: »Maggie! Was tun Sie denn hier? Warum haben Sie uns nichts gesagt?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete sie müde, »und ich bin wirklich nicht… nicht befugt, darüber zu reden.«
    Das war wohl kaum die überschwengliche, selbstbewußte Maggie, die jedermann kannte. Besonders auffallend war, daß es keine Umarmung gab.
    Koko, der auf Qwillerans Schulter saß, blickte auf sie hinunter und schnurrte heiser.
    »Er weiß, daß ich Katzen liebe«, sagte sie. »Nehmen Sie Platz, Qwill. Darf ich ihn halten?«
    Qwilleran nahm dem Kater die Leine ab, und Koko setzte sich auf Maggies Schoß. Obwohl er von Natur aus keine Schoßkatze war, schien er instinktiv zu wissen, daß jetzt eine therapeutische Schoßsitzung angesagt war. Maggie streichelte ihn, und er schnurrte laut. »Meine Damen fehlen mir so sehr«, murmelte sie.
    »Es geht ihnen im Pet Plaza ausgezeichnet«, versicherte ihr Qwilleran. »Ich war zufällig dort und habe ihre Namen auf den Namensschildern gesehen… Ist Henry bei Ihnen, Maggie?«
    Sie antwortete nur zögernd. »Nein, er ist – diesmal – nicht mitgekommen.«
    »Darf man gratulieren?«, fragte Qwill fröhlich. »Haben die Hochzeitsglocken schon geläutet?«
    »Nein, ich fürchte, das haben wir verschoben.« Nervös streichelte sie
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