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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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MÜSSEN WEG!
     
    Die Tage der historisch bedeutsamen Wandgemälde, die das Postamt von Pickax zu einer Touristenattraktion und zu einem Mekka für die Einwohner gemacht haben, sind gezählt – sie müssen verschwinden. Andernfalls wird das Gebäude zum öffentlichen Sicherheitsrisiko erklärt und geschlossen.
    Postmeister Bill Buncomb erklärte: »Das ist ein Schock! Wir haben uns Sorgen gemacht, weil die abblätternde Farbe auf die Kunden hinunterrieselte wie Schuppen, hatten aber keine Ahnung, daß das lebensgefährlich war. Aber während die Experten das Gebäude untersuchten, mußte eine Absperrung errichtet werden.«
    Das Gebäude wird bis auf weiteres geschlossen; der Betrieb wird in die leeren Gebäude in der Book Alley verlegt.
    Bezirkshistoriker Homer Tibbitt erklärte dazu: »Als die Gemälde während der Wirtschaftskrise entstanden, gab es hier keine Künstler, die im Großformat arbeiten konnten, also holte man sie aus anderen Teilen des Staates; aber sie verwendeten Einheimische als Modelle: Bergleute, Holzarbeiter, Farmersfrauen und so weiter. Heute sehen ihre Nachkommen im Postamt ihre Großmutter oder ihren Urgroßvater da oben an der Wand. Sie betätigt ein Spinnrad, und er steigt mit Kohlenstaub im Gesicht eine Leiter herauf. Es ist ein Jammer, ihnen das zu nehmen, aber wenn die Wandgemälde lebensgefährlich sind, bleibt keine andere Wahl.«
    Es dämmerte bereits, als Qwilleran Polly abholte, um sich mit ihr das neue Sofa der Rikers anzusehen. Da er keine Musik hörte, als er an Wetherby Goodes Einheit vorüberging, nahm er an, daß sein Nachbar bei seiner Flamme in Horseradish war. Kirt Nightingales Wohnung war dunkel; er war zweifellos im Country Club. Polly fütterte gerade ihre Katzen, und er half ihr, indem er das Trinkwasser wechselte und das Kistchen sauber machte. Dann spazierten sie zu den ›Birken‹.
    Amandas Einheit war dunkel; vielleicht war sie in Purple Point bei einem Essen mit Kunden, die ihre politische Karriere planten: zuerst Bürgermeisterin, dann Bezirksbeauftragte, und danach…?
    Jeffa war zu Hause, und Robyns Auto stand da: auf die Fahrertür war ein kleines Rotkehlchen gemalt.
    In Susans Wohnung herrschte Dunkelheit. Wahrscheinlich traf sich ihr Bridgeclub im Clubhaus und ließ sich von einem Partyservice verköstigen. Wohl irgend etwas mit Huhn.
    In der Wohnung der Rikers begrüßten die vier einander mit der Herzlichkeit von Freunden, die sich häufig sehen. »Wo ist das Sofa?«, hieß es sofort.
    Es wurde von allen Seiten bewundert, probegesessen und mit dem alten verglichen. Der Stoff, erklärte Mildred, sei ein abstrakter Jacquard und einer speziellen schmutzabweisenden Behandlung unterzogen. Der Farbton, bemerkte Arch, entspräche der von gutem Scotch.
    Zu Mildreds Moussaka servierte Arch einen einheimischen Wein vom Windy Cliff Vineyard in Brrr. Für Qwilleran gab es aus Ohio importierten weißen Traubensaft. Arch wedelte ständig mit der Hand über den offenen Flaschen. »Obstfliegen«, erklärte er.
    »Im November?«, fragte Qwilleran.
    Arch klatschte die Hände heftig zusammen. »Ich hab sie!«
    Dann sah er auf seine Handflächen. »Der kleine Teufel ist entkommen!«
    Mildred sagte: »Das sind keine Obstfliegen, Arch. Ich fürchte, du siehst schwarze Punkte.«
    »Was? Was?«
    »Willst du etwa behaupten, du hättest in deinem Alter noch nie kleine Flecken vor den Augen tanzen sehen?«
    »Wie mir mein Augenarzt erklärt hat«, meinte Polly, »verdickt sich die Glaskörpermasse im Auge, oder sie schrumpft und bildet Klumpen oder Fäden, die Schatten auf die Retina werfen.«
    »Ehrlich gesagt«, antwortete Arch, »sind mir Obstfliegen lieber.«
    Qwilleran brachte einen Trinkspruch aus: »Möge man euch nie nach der Gesellschaft beurteilen, die ihr pflegt!« Dann unterhielt er sie mit einer Geschichte über Burgess Campbells Blindenhund:
    »Eddington Smith war für Burgess stets auf der Suche nach vergriffenen Büchern, und Alexander entwickelte eine platonische Liebesbeziehung zu Edds Kater. Winston saß auf der obersten Stufe der Leiter, und die zwei Tiere wechselten bedeutungsvolle Blicke. Nach der Katastrophe sah es aus, als sei dies das Ende einer wunderbaren Freundschaft… bis Winston zu den Bethunes gekommen ist, die neben den Campbells wohnen! Und jetzt verständigen sie sich wortlos durch die Seitenfenster.«
    »Ist das nicht rührend!«, rief Mildred.
    »Gibt es irgend etwas Aufregendes bei der Zeitung?«, erkundigte sich Qwilleran.
    Arch sagte: »Kaum

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