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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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den Kater.
    »Sie haben Amandas Wahlkampfveranstaltung verpaßt. Sie war sehr gut. Derek hat ein eigens für sie komponiertes Wahlkampflied gesungen. Die Leute haben gesagt, der Abend sei perfekt gewesen – nur Maggie Sprenkle hätte gefehlt.« Er wußte, daß ihr das zu Herzen gehen würde.
    »Ach, Qwill«, sagte sie in traurigem Tonfall. »Ich bin ja so unglücklich. Ich soll mit niemandem reden – bis ich mit Henrys Anwalt gesprochen habe.«
    »Ich verstehe… Nun, ich werde meine Nase nicht in Ihre Angelegenheiten stecken, aber wenn ich irgend etwas für Sie tun kann – Sie irgendwohin bringen oder Ihnen einen brüderlichen Rat geben – Sie wissen, ich bin vertrauenswürdig und teilnahmsvoll.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe heute früh jemanden getroffen, der in den höchsten Tönen von Ihrem verstorbenen Mann gesprochen hat.«
    »Jeremy… ja. Wir haben 40 glückliche Jahre miteinander verbracht – Qwill! Ich hatte nie vor, Henry zu heiraten! Das war nur… Er mußte die Stadt verlassen. Er dachte, auf diese Weise könne er das Gesicht wahren… Sie werden kein Wort davon weitersagen, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht, Maggie. Ich hoffe, Henry steckt nicht wirklich in ernsthaften Schwierigkeiten.«
    »Kannten Sie Cass Young?«
    »Nur vom Hörensagen, bis ich ihn vorigen Mittwochabend im Curlingclub kennen gelernt habe, nur ein paar Stunden vor seinem Unfall.«
    »Henry glaubt, daß es kein Unfall war«, erklärte Maggie mit gesenkter Stimme.
    »Yau!«, machte der Kater auf ihrem Schoß.
    »Du liebe Zeit! Was für eine laute Stimme du hast, Koko! Will er nach Hause gehen?«
    »Er versucht Ihnen zu sagen, daß jemand kommt. Wir sollten besser wieder verschwinden.« Er schnappte sich Koko und ging zur Schiebetür. Es läutete an der Eingangstür.
    »Das wird Mr. Bennett sein«, sagte Maggie. »Ich halte ihn auf, bis Sie weg sind.«
    Den ganzen Heimweg über vibrierte Kokos Körper, der vom intensiven Streicheln aufgeladen war. Qwilleran hielt ihn fest an der Leine für den Fall, daß er plötzlich davonfliegen wollte. Es war für sie beide ein anregender Ausflug gewesen. Qwillerans Strategie hatte funktioniert: Der Kater hatte stets wie aufs Stichwort genau das Richtige getan.
    Qwill hatte erfahren, daß Henry »die Stadt hatte verlassen müssen«. Das klang, als wäre er in irgendwelche illegalen finanzielle Machenschaften verwickelt und als versuche sein Anwalt jetzt mit dem Staatsanwalt eine Abmachung zu erreichen, bei der Maggie als Vermittlerin fungierte. Falls das stimmte, dann war das eine äußerst ernste Geschichte. Bennett war der Seniorpartner von Hasselrich, Bennett & Barter. Obwohl Hasselrich gestorben war, hatte man den Namen der Kanzlei nicht verändert – zumindest fürs Erste.
    Qwilleran dachte: Arme Maggie! – so kontaktfreudig, ehrlich und großzügig – noch immer mit der Erinnerung an Jeremy und seinen Rosengarten verheiratet und voller Sehnsucht nach ihren fünf ›Damen‹. Und jetzt mußte sie eine gänzlich ungewohnten Rolle spielen – als Komplizin in einer Situation, die Heimlichtuerei erforderte und in der die Risiken nicht abzuschätzen waren… Wie würde sie wohl die Katzenhaare auf ihrer Kleidung erklären?
    Zu Hause angekommen und von seinem Laufgeschirr befreit, schnupperten Koko und Yum Yum, die gekommen war, ihn zu begrüßen, einander die Nasen ab. Dann trank der Kater ein paar Schluck Wasser und spazierte in der Wohnung herum, um nachzusehen, ob irgendwelche neuen Einrichtungsgegenstände dazugekommen waren. Danach sprang er auf den Kaminsims hinauf, wo er die folgenden zwei Stunden erschöpft von seinem Abenteuer lang ausgestreckt liegen blieb.

 

    Jetzt gab es schon zwei brandheiße Neuigkeiten, über die Qwilleran nicht reden durfte – nicht einmal mit seinen besten Freunden: Den Grund für Henrys Verschwinden aus der Stadt und Maggies heimliche Rückkehr. Die Ankunft von Jeffas Stieftochter und ihre plötzliche wütende Abreise waren in der Gerüchteküche von Pickax bereits Schnee von gestern.
    Für diesen Abend waren die Besichtigung des Riker’schen Sofas und ein kleines Abendessen angesetzt. Gefahrlose Themen waren: das Wetter, der Unfall im Curlingclub, die reißerischen Anzeigen im Moose County Dingsbums, Kip MacDiarmids Haiku, bei dem sich der Literaturclub vor Lachen gebogen hatte, und die Socken, die Yum Yum unter dem Rya-Teppich hortete. Für Kommentare würde gewiß auch die beunruhigende Schlagzeile der Freitagausgabe sorgen:
    WANDGEMÄLDE IM POSTAMT
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