Die Katze, die den Braten roch.
Entscheidung war zweifellos von der Wahl des Treffpunktes beeinflußt, einem gehobenen Restaurant in der Pferdegegend: dem Palomino Paddock.
Da er schon jede Mengen solcher Reden gehalten hatte, wußte er, was seine Zuhörer interessieren würde:
1. Wie er sein Handwerk gelernt hatte. (Dank einer Englischlehrerin namens Mrs. Fischauge, die er in der zehnten Klasse gehabt hatte.)
2. Seine Lieblingsautoren. (Trollope, Flaubert, Nabokov und Mark Twain.)
3. Wie es ist, zweimal in der Woche eine Kolumne zu schreiben. (Hart. Lustig. Reizvoll. Unterbezahlt.)
4. Woher er seine Ideen bekam. (Ich starre meinen Kater an, er starrt mich an, Aug in Aug, und mein Hirn beginnt auf vollen Touren zu arbeiten.)
5. Was ihm an der Arbeit bei Großstadtzeitungen im Süden unten am meisten gefallen hat. (Die Presseclubs.)
Qwillerans Reden, die halb ernsthaft, halb unterhaltsam waren, brachten dem Moose County Dingsbums stets ein paar neue Abonnenten.
Das Abendessen im Palomino Paddock fand in einem gesonderten Raum statt – aufgrund der Anzahl von Teilnehmern eigentlich in zwei Räumen, die zusammengelegt worden waren. Nach den Rindsmedaillons und den Erdbeeren mit Pfefferkornsauce stellte der Herausgeber des Lockmaster Ledger »den berüchtigten Kolumnisten aus dem barbarischen Bezirk im Norden« vor.
Qwilleran begann: »Es erübrigt sich, zu sagen, daß ich mich vorsichtshalber impfen ließ, bevor ich mich auf diesen fremden Boden gewagt habe.«
Bei der Diskussion, die der Rede folgte, wurde auch das Thema ›Haiku‹ angesprochen, da die meisten Zuhörer die aktuelle Kolumne ›Aus Qwills Feder‹ gelesen hatten. Dann beendete Kip MacDiarmid den Abend mit einem lakonischen Haiku:
»Katze krank… Toast verbrannt… Reifen platt… Computer abgestürzt… Ein Tag wie jeder andere.«
Qwilleran kam erst nach Mitternacht wieder nach Indian Village zurück. Als er in die River Road einbog, hielt ein Fahrzeug vor ihm vor Amanda Goodwinters Wohnung an. Ein Fahrgast lief hastig hinein, während Amanda selbst Gepäck aus dem Kofferraum lud.
Qwilleran war sicher, in dem Fahrgast Maggie Sprenkle erkannt zu haben. Leider war es zu spät, um Polly noch anzurufen und sie zu fragen, was hier vor sich ging.
Einige Fragen gingen Qwilleran immer wieder durch den Kopf, beunruhigende Fragen: Was macht Maggie hier? Und warum diese offensichtliche Heimlichtuerei? Ist sie mit einem Privatflug gekommen? Für Linienflüge war es zu spät.
Am Samstagmorgen hatte er noch immer keine Antworten gefunden, und so beschloß er, selber noch ein wenig herumzuschnüffeln, bevor er Polly mit hineinzog. Er fuhr ins Stadtzentrum und ging auf Kaffee und Scones in die schottische Bäckerei, wo er Burgess Campbell traf, der das Gleiche vorhatte.
Nach dem üblichen keltischen Geplänkel brachte Qwilleran das Thema zur Sprache, daß ihm schon seit gestern Abend auf der Seele lag: »Ich habe gehört, daß Henry Zoller und Maggie Sprenkle gemeinsam in den Westen gefahren sind und heiraten wollen.«
»Dazu wird es nie kommen«, erwiderte sein Gesprächspartner. »Sie ist verrückt nach Katzen, und er hat eine extreme Aversion dagegen, mit einem Tier unter einem Dach zu leben, egal mit was für einem. Haben Sie ihren verstorbenen Mann gekannt, Qwill? Er war ein ungezwungener Typ, berühmt für seinen Rosengarten. Er hat mich immer eingeladen, zu ihnen zu kommen und an den Rosen zu riechen, und er hat jeden Strauch beschrieben wie einen Freund. Henrys Freunde sind allesamt Golfspieler… Nein, wer auch immer das Gerücht über ihn und Maggie in die Welt gesetzt hat, er weiß nicht, wovon er spricht.«
»Eines Tages«, sagte Qwilleran, »würde ich gerne einen Beitrag über den intelligenten, wohlerzogenen, unerschütterlichen Alexander schreiben. Er ist ein richtig prominenter Hund in dieser Stadt.«
»Das ließe sich machen«, entgegnete Burgess, »obwohl Sie ihm nicht zu sehr schmeicheln sollten. Ich will nicht, daß ihm das zu Kopf steigt.«
Qwillerans nächster Besuch galt dem Einrichtungsatelier. Amanda war da und bedachte die samstäglichen Besucher mit finsteren Blicken, die »nur zum Schauen« kamen. Qwilleran beschloß, sie zu vertreiben, indem er ihnen wie ein Kaufhausdetektiv durch das Geschäft folgte. Es funktionierte.
»Wie läuft der Wahlkampf, Amanda?«, erkundigte er sich. »Wenn Sie gewinnen, möchte ich zum Botschafter in Lockmaster ernannt werden.«
»Ich habe Sie aber schon als Chef der Müllentsorgung vorgesehen«, fauchte sie.
»Wie ich
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