Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Glück, daß sie mich hat! Was gibt’s Neues im Stadtzentrum?«
Sie sprachen gerade über den Mord an Willard Carmichael und die Verhaftung von Lenny Inchpot, als Rhoda mit der Wärmflasche zurückkam. »Schreckliche Dinge passieren heutzutage«, sagte sie kopfschüttelnd. »Was ist bloß aus dieser Welt geworden?«
»Es sind schon immer und überall schreckliche Dinge passiert«, sagte ihr Mann mit der stoischen Gelassenheit des Alters.
»Wie der Dimsdale-Fluch?« fragte Qwilleran und schaltete den Kassettenrecorder ein. »Wie kam es dazu?«
»Es begann vor etwa hundert Jahren, als die Bergwerke auf Hochtouren liefen und unser Bezirk der reichste im ganzen Staat war. Wohlgemerkt, das ist jetzt keine haarsträubende Geschichte. Aber auch keine langweilige Geschichte. Es ist eine wahre Geschichte.«
»Schießen Sie los, Homer. Ich werde keine Fragen stellen. Jetzt sind Sie dran.«
Der Bericht des alten Mannes, der nur unterbrochen wurde, wenn ihm seine Frau ein Glas Wasser reichte, wurde später auf Papier übertragen:
Es war einmal ein Bergmann namens Roebuck Magley, ein kräftiger Mann Ende Vierzig, der in der Dimsdale-Mine arbeitete. Er hatte eine Frau und drei Söhne. Die Familie wohnte in einem der Häuschen, die den Arbeitern zur Verfügung gestellt wurden. Wissen Sie, nicht alle Bergwerkbesitzer haben ihre Arbeiter ausgebeutet. Seth Dimsdale war erfolgreich, aber nicht habgierig. Er sorgte dafür, daß jede Familie eine anständige Wohnung und ein Stück Land für einen Gemüsegarten hatte. Er gab ihnen Samen zum Anbauen und hatte auch einen Arzt angestellt, der sich kostenlos um die Familien kümmerte.
Roebuck arbeitete hart, und nach Abschluß der achten Klasse gingen auch seine Söhne ins Bergwerk. Betty Magley arbeitete ebenfalls hart. Sie kochte für ihre Männer, schrubbte ihre Wäsche, pumpte Wasser, kümmerte sich um den Garten und nähte Hemden. Dabei blieb sie erstaunlicherweise unverändert hübsch.
Dann wurde Roebuck plötzlich krank und starb. Er hatte über Bauchschmerzen geklagt, und eines Tages kam er von der Arbeit heim, aß sein Abendbrot und fiel tot um. Solche Sachen passierten damals, und die Leute nahmen es hin. Die Männer erstickten im Bergwerk, wurden bei Explosionen in Stücke gerissen, oder sie kamen heim und fielen tot um. Niemand verklagte irgend jemanden wegen Fahrlässigkeit.
Auf Roebucks Sterbeurkunde, die von Dr. Penfield unterschrieben war, stand ›Herzversagen‹. Seth Dimsdale zahlte Mrs. Magley eine großzügige Summe aus der Versicherung, die er für seine Arbeiter abgeschlossen hatte. Sie war ihm sehr dankbar. Sie war selbst kränklich, und der Bergwerksarzt wußte nicht, wie er ihre Symptome diagnostizieren sollte.
Etwa einen Monat später starb ihr ältester Sohn, Robert, im Bergwerksschacht. An ›Atemnot‹, wie es in der Sterbeurkunde hieß. Nicht lang danach starb der zweite Sohn, Amos, unter den gleichen Umständen. Die Frauen der Bergarbeiter scharten sich um Betty Magley und versuchten sie zu trösten. Unter den Männern machte sich Unruhe breit. Sie beschwerten sich über ›schlechte Luft‹, und eines Sonntags marschierten sie brüllend und ihre Spitzhacken und Schaufeln schwingend zum Bergwerksbüro. In Anbetracht des damaligen Stands der Technik tat Seth Dimsdale alles, was er konnte, um sichere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Daher stimmte er einer privaten Untersuchung zu.
Er erfuhr, daß sowohl Robert als auch Amos gestorben waren, nachdem sie unter Tag zu Mittag Pasteten gegessen hatten; Roebucks letzte Mahlzeit war ebenfalls eine große Pastete gewesen, die er aber zu Hause zu sich genommen hatte. Die Leute waren sehr beunruhigt. »Schlechtes Fleisch!« sagten sie. Dabei waren Eintöpfe aus Fleisch und Kartoffeln in einer dicken, in Fett ausgebackenen Teighülle die Grundnahrung der Bergarbeiter und ihrer Familien.
Bald darauf hatte Alfred, der jüngste Sohn, ein merkwürdiges Erlebnis. Er teilte seine Pastete unter Tag mit einem Bergarbeiter, dem sein Mittagessen beim Hinunterklettern aus der Tasche gefallen war. Bald darauf klagten beide Männer über Schmerzen, Übelkeit und taubes Gefühl an Händen und Füßen. Die Alarmpfeife schrillte, und die beiden Männer wurden in einem ›Korb‹, wie das Rettungsgerät hieß, die Leiter hinaufgezogen.
Als Seth Dimsdale davon hörte, benachrichtigte er den Staatsanwalt in Pickax, um die Leichen von Roebuck, Robert und Amos per Gerichtsbeschluß wieder ausgraben zu lassen. Ihre inneren Organe
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