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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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wurden zum Toxikologen ins staatliche Labor geschickt. Dieser stellte fest, daß sie tödliche Mengen Arsen enthielten. Mrs. Magley wurde von der Polizei verhört.
Zu diesem Zeitpunkt begannen die Nachbarn zuflüstern: »Ist es möglich, daß sie ihre eigene Familie vergiftet hat? Woher hatte sie das Gift?« Mit Arsen konnte man im Gemüsegarten Insekten vernichten, doch die Leute hatten Angst, es zu verwenden. Dann erinnerten sich die Nachbarn an die Besuche des Arztes, der Mrs. Magleys geheimnisvolle Krankheit behandelte. Er besuchte sie fast täglich.
Als Dr. Penfield verhaftet wurde, waren die Bergarbeiter und ihre Familien fassungslos. Er war ein gutaussehender Mann mit einem prächtigen Schnurrbart und in seinen maßgeschneiderten Anzügen und mit der Melone eine glänzende Erscheinung. Er wohnte in einem großen Haus und besaß eines der ersten Automobile. Seine Frau galt als Snob, aber Dr. Penfield konnte gut mit Kranken umgehen und wurde von allen verehrt.
Wie sich jedoch herausstellte, hatte er für sein Haus und sein Auto Schulden gemacht, und seine Besuche bei Betty Magley waren eher persönlicher als beruflicher Natur. Ihm wurde zuerst der Prozeß gemacht, während Mrs. Magley im Gefängnis auf ihre Verhandlung wartete.
Die Bergarbeiter, die von der Integrität des Arztes überzeugt waren, stellten sich hinter ihn, so daß es schwer war, unbefangene Geschworene zu finden. Der Prozeß selbst war der längste in der lokalen Geschichte, und als er vorbei war, war der Bezirk finanziell ruiniert. Das Gerichtsverfahren hatte ein Zweijahresbudget verschlungen.
Die Verhandlung brachte eine Geschichte voller Habgier und Leidenschaft ans Licht. Dr. Penfield hatte das Arsen zur Verfügung gestellt – zu medizinischen Zwecken, wie er sagte; wenn eine Überdosis verabreicht worden war, dann war das menschliches Versagen. Mrs. Magley hatte die Pasteten mit Arsen gebacken, das Versicherungsgeld kassiert und es mit dem Arzt geteilt. Er wurde dreier Morde für schuldig befunden und zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt.
Mrs. Magley kam nie vor Gericht, weil der Bezirk sich einen zweiten Prozeß nicht leisten konnte. Die zuständigen Richter meinten, es sei ›die Mühe nicht wert‹, wie man so schön sagt. Es wäre besser, wenn sie ganz einfach still und leise aus dem Bezirk verschwände.
Also verschwand sie, gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn, dem einzigen, der überlebt hatte. Seth Dimsdale ging nach Ohio und verschwand ebenfalls. Die Dimsdale-Mine verschwand. Die ganze Stadt Dimsdale verschwand. Die Leute nannten es den Dimsdale-Fluch.
    Qwilleran schaltete den Kassettenrecorder aus und rief begeistert: »Eine tolle Geschichte! Gibt es darüber irgendwelche Unterlagen?«
    »Also, der Pickax Picayune hat ja niemals unangenehme Nachrichten veröffentlicht, aber andere Zeitungen im Staat haben schon darüber berichtet«, sagte der Historiker. »Die Zeitungsausschnitte sind in der öffentlichen Bibliothek archiviert.«
    »Auf Mikrofilm, dank dem Klingenschoen-Fonds«. Rhoda nickte lächelnd.
    Homer sagte: »Im Amtshaus müßten Sie eine Abschrift des Gerichtsverfahrens bekommen. Allerdings hat es dort vor einigen Jahren gebrannt, und ich weiß nicht, ob die Penfield-Akte gerettet wurde. Die Geschichte wurde zum Großteil mündlich überliefert. Meine Verwandten reden noch heute darüber und ergreifen Partei. Manchmal geraten sie sich dabei in die Haare… ich warne Sie, Qwill, streiten Sie nie mit einem Mann, dessen Großvater ihm erzählt hat, daß der Arzt unschuldig war!«
    Der Vortrag hatte den alten Mann sehr angestrengt, und er wurde müde. Es war Zeit für sein Schläfchen, sagte seine Frau. Qwilleran dankte ihm für die spannend erzählte Geschichte und drückte Rhoda die Hand.
    Auf dem Heimweg fuhr er zu dem Ort, an dem das Verbrechen stattgefunden hatte: die Geisterstadt Dimsdale. Das einzige erkennbare Gebäude war eine schäbige Kneipe inmitten von Unkraut, das die steinernen Fundamente der Arbeiterhäuschen überwuchert hatte. Im Wald war ein Slum, in dem die Leute in rostigen Wohnwagen hausten, und eine Seitenstraße führte zu einem hohen Maschendrahtzaun, der den aufgelassenen Bergwerksschacht umgab. Auf einem Schild stand ›Betreten verboten – Lebensgefahr‹. Eine Bronzeplakette, die von der Historischen Gesellschaft angebracht worden war, verkündete: GELÄNDE DER DIMSDALE MINE; 1872 -1907.
    Es war der 25. Januar, und Qwilleran rief in der Stadtbibliothek an. Während er darauf

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