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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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war!«

 
    Während sie das Gepäck und den Katzenkorb auf dem Deck der Doppel-Sechs verstauten, sagte Nick Bamba: »Toll, daß Sie das machen, Qwill. Wie lange können Sie bleiben?«
    »Ein paar Wochen. Offiziell bin ich auf der Suche nach neuem Material für meine Kolumne, ›Qwills Feder.‹«
    »Sie sind natürlich unser Gast. Bleiben Sie, so lange Sie wollen.«
    »Vielen Dank für die Einladung, aber lassen Sie ruhig die Zeitung zahlen. Es wird besser aussehen, und die können es sich leisten.«
    Als der Bootsfahrer die große Bratpfanne ohne Griffe an Bord trug, fragte er: »Wofür ist die denn? Wollen Sie etwa richtig kochen? Ich weiß ja, daß die Katzen verrückt nach Truthahn sind, aber in Ihrem Häuschen sind alle Töpfe und Pfannen, die Sie brauchen – oder Sie können sich welche aus Loris Küche leihen.«
    »Das ist das Katzenkistchen«, sagte Qwilleran, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    »Nun, ich muß sagen, so eines habe ich noch nie gesehen, und ich habe schon eine Menge Katzenkistchen gesehen.«
    »Es ist praktisch.«
    »Ich hoffe, Koko und Yum Yum sind seefest.«
    »Sie sind noch nie mit einem Boot gefahren, soweit ich mich erinnere«, sagte Qwilleran. »Ich werde meine Jacke über ihren Tragkorb legen, falls die Brise zu stark wird oder das Kielwasser hoch spritzt. Das Wasser sieht recht bewegt aus. Ich hoffe, die Fahrt wird nicht zu unruhig. Um Koko mache ich mir keine Sorgen, aber die Kleine hat einen empfindlichen Magen.«
    Er hätte sich um keine der beiden Katzen Sorgen zu machen brauchen. Während der Fahrt waren sie nämlich völlig von allen möglichen Gerüchen betört; sie hoben die Nasen hoch wie Seehunde am Meeresufer und schnüffelten eifrig den Duft von Seeluft, Wassertieren, Wasserpflanzen, Möwen und Dieselabgasen. Bei ihrer Ankunft auf der Insel witterten sie Eimer mit Ködern, Kisten mit Fischen, Pferde, Karamellen und überall funkelnagelneue Dinge: neue Piere, ein neues Hotel, neue Geschäfte mit neuen Waren, einen neuen Straßenbelag und neue Fahrräder. Weiterhin stürmten die berauschenden Düfte der vielen Touristen, die sich auf der Straße drängten, auf sie ein – junge und alte, Teenager und Kleinkinder, gewaschene und ungewaschene, gesunde und kranke, beschwipste und nüchterne. Vielleicht hatte Koko auch Sensoren für ›freundliche‹ und ›unfreundliche‹ oder sogar für ›unschuldige‹ und ›schuldige‹.
    Was Qwilleran anbelangte, so stellte er fest, daß die Insel beunruhigend anders war als die primitive Landschaft, an die er sich erinnerte. Er hatte die Bilder in der Zeitung gesehen, doch die veränderte Umgebung selbst zu erleben hatte etwas völlig Unwirkliches an sich. Das Seeufer war gesäumt von den Masten der Segelboote und den Aufbauten der Fischerboote. Eine Fähre – ein Mittelding zwischen Schlepper und Lastkahn – entlud gerade Urlauber samt Gepäck, und eine zweite machte sich mit einer Ladung Tagesausflügler mit Sonnenbrand auf den Weg zurück zum Festland. Vom Jachthafen aus war die rustikale Fassade des neuen Pear Island Hotels zu sehen; sie war raffiniert gebeizt und sah aus, als wäre sie bereits fünfzig Jahre alt. Das Hotel war zwei Stockwerke hoch und so lang wie ein Häuserblock in der Stadt; über die gesamte Längsseite verlief eine Veranda. Bei der landesweiten Werbung war viel von der langen Veranda mit ihren fünfzig Schaukelstühlen die Rede gewesen. Hinter dem Hotel erhoben sich wie ein dunkelgrüner Hintergrund auf einem Plakat hohe Nadelbäume und riesige Eichen, die schon hiergewesen waren, bevor die ersten Schiffbrüchigen am Seeufer landeten.
    Qwilleran dachte: Das ist der Urwald, und die Fichten und Tannen murmeln: »Oh, ihr Götter! Was ist bloß geschehen?«
    Zu beiden Seiten des Hotels waren rustikale Geschäftsfassaden, jede mit Pfosten zum Anbinden der Pferde. Die Leute schlenderten den hölzernen Gehsteig entlang, der in den Werbeprospekten »die Promenade« genannt wurde, und sahen sich die Schaufenster an.
    Nick sagte: »Die Leute von XYZ nennen das hier das Zentrum.«
    »Es sieht aus wie eine Filmkulisse«, bemerkte Qwilleran. »Zumindest hatten sie soviel Geschmack, keine gelben Randstreifen auf den Straßenbelag zu malen.«
    »Stimmt! Don Exbridge will, daß alles so naturbelassen wie möglich bleibt. Die einzigen Kraftfahrzeuge, die erlaubt sind, sind Polizeiwagen, Rettungsfahrzeuge und Feuerwehrautos. Allerdings dürfen sie keine Sirenen benutzen, wegen der Pferde. Sie verwenden

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