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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Piepser.«
    Es herrschte tatsächlich ungewöhnliche Stille am Seeufer, was daher kam, daß es keine Verbrennungsmotoren gab – man hörte nur das Murmeln von Stimmen, das Klicken von Hufen und die Schreie der Möwen und der aufgeregten Kinder.
    Nick winkte einen Pferdewagen herbei, lud das Gepäck auf und sagte: »Domino Inn« zu dem alten Mann, der mürrisch über die Zügel gebeugt dasaß. Ohne zu antworten, schüttelte er die Zügel, und das Pferd marschierte los.
    »Wie sind Sie auf den Namen für Ihre Pension gekommen?« fragte Qwilleran.
    »Nun, das Haus war in den zwanziger Jahren eine private Ferienhütte, und die Familie, der sie gehörte, war verrückt nach Domino. Wir haben das Haus voll eingerichtet gekauft, inklusive ein paar Dutzend Dominospielen. Ich heiße mit vollem Namen Dominic, wissen Sie, daher dachte Lori, wir seien dazu bestimmt, dieses Haus zu kaufen und Domino Inn zu nennen. Es ist auf jeden Fall anders als die anderen.«
    Der Straßenbelag und der Gehsteig des Zentrums hörten auf, und die Straße ging in eine staubige Mischung aus Sand, Kies und Unkraut über. »Diese Straße heißt West Beach Road«, fuhr Nick fort. »Man müßte sie mal mit Öl besprühen, aber die Bezirksverwaltung ist knausrig. Sie kassiert zwar die ganzen zusätzlichen Steuergelder, aber sie will keine Leistungen erbringen.« Er winkte einem berittenen Sicherheitsbeamten mit roter Jacke und steifkrempigem Hut zu. »Am Westufer haben wir spektakuläre Sonnenuntergänge. Wenn man die Straße weiter hinauffährt, kommt der exklusive Grand Island Club, wo die Reichen schon immer ihr Clubhaus, ihren privaten Jachthafen und ihre großen Sommerhäuser hatten. Unsere Sommerhäuschen befinden sich außerhalb des Goldenen Vorhangs, wie er genannt wird, und das Areal ist für kommerzielle Nutzung umgewidmet worden. Es gibt drei Frühstückspensionen. In unserer Pension haben wir sehr nette Gäste – ruhig, und freundlich. Spielen Sie Domino?«
    »Nein!« erwiderte Qwilleran wie aus der Pistole geschossen und sehr entschieden.
    »Ich weiß, daß Sie gern Bewegung haben. Wir haben einen Sandstrand, auf dem man Spazierengehen kann, oder Sie können ein Fahrrad mieten und zum Lighthouse Point hinaufradeln. Es geht auf dem Hinweg zwar ständig bergauf, aber dafür ist die Rückfahrt im Leerlauf super! Versuchen Sie es mal! Außerdem gibt es einen Naturpfad durch den Wald. Wenn Sie gern Achate suchen, gehen Sie auf den öffentlichen Strand auf der anderen Seite der Insel. Dort gibt es nur Kies, keinen Sand.«
    »Können Sie die Allgemeinheit von diesem Strand fernhalten? Ich dachte, das Gesetz in diesem Staat sei geändert worden.«
    »Die Verordnung über den öffentlichen Zutritt gilt nur für neue Eigentümer wie uns«, erklärte Nick. »Die Mitglieder des Grand Island Clubs fallen unter eine spezielle Klausel, das behaupten sie zumindest. Ich weiß nicht, wie rechtmäßig das ist, aber sie kommen damit durch.«
    »Wo wohnt die einheimische Bevölkerung?«
    »In Piratetown, im Wald, sehr abgeschieden. Den Touristen wird davon abgeraten, dort hinzugehen.«
    Auf der West Beach Road gab es weniger Fahrzeuge, Radfahrer und Jogger, als Qwilleran erwartet hatte, was ihn zu der Frage veranlaßte: »Wie läuft das Geschäft?«
    »Nun, der Anfang war phantastisch, aber jetzt läßt es nach. Lori sagt, im Juni sind die Leute mit Hochzeiten und Schulabschlußfeiern beschäftigt. Im Juli wird es wieder zunehmen. Wir wollen es hoffen. Es läßt sich noch nicht abschätzen, wie sehr sich die negative Publicity auswirken wird.«
    Sie fuhren an sechs Wanderern mit riesigen Rucksäcken vorbei, die im Gänsemarsch Richtung Fähre stapften, und Nick sagte, daß sie die Düne beim Leuchtturm zum Drachenfliegen benutzt hatten.
    Die Katzen waren sehr still gewesen in ihrem Tragkorb, der auf dem Boden des Wagens neben Qwillerans Füßen stand, doch jetzt waren unzufriedene Laute zu hören. Bevor er sie beruhigen konnte, fuhr eine zweirädrige Pferdedroschke an ihnen vorbei Richtung Zentrum, und der Fahrgast – eine Frau mit einem breitkrempigen Schlapphut – winkte und warf ihm ein spitzbübisches Lächeln zu. Vollkommen überrumpelt, nickte er nur in ihre Richtung.
    »Wer war denn diese Frau?« fragte er Nick, obwohl er glaubte, das weiße Make-up und das rote Haar erkannt zu haben.
    »Wer? Wo? Ich habe nicht aufgepaßt. Ich habe auf die Leute mit den Rucksäcken geschaut. Die hatten ein paar sehr gesund aussehende Mädchen dabei. Namen und

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