Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Miniküche und ein westentaschengroßes Badezimmer zur Verfügung. Es gab eine fliegengitterbespannte Veranda, das stimmte wohl, aber sie war winzig und kam ihm eher vor wie ein Käfig. Wie sollte er zwei Wochen lang mit zwei lebhaften Tieren in diesen beengten Verhältnissen leben?
Aber das war noch nicht alles. Irgend jemand hatte die Wände weiß gestrichen und mit Postern von fernen Ländern geschmückt. Dann hatte jemand durchgedreht und die Möbel, das Bett und die Fenster mit unzähligen Metern Stoff verkleidet, der wild mit riesigen Rosen, Iris und Farnen gemustert war.
»Wie gefällt es Ihnen?« fragte Nick, während er sich nach einer freien Stelle für das Gepäck umsah. »Auf dem Fußboden ist nicht mehr viel Platz frei«, gab er zu, »und wenn es abgeschlossen ist, wird es ein wenig muffig hier drinnen.« Er sauste herum und öffnete die Fenster. Die Kochnische war neu, sagte er, und ebenso die Wasserleitungen, obwohl es eine Weile dauerte, bis das Wasser heiß wurde. Die Häuschen waren ursprünglich für Dienstboten gebaut worden.
»Habe ich da einen Schuß gehört?« fragte Qwilleran.
»Nur Jäger, die im Wald Kaninchen jagen. Aus Piratetown… Wenn Sie noch irgend etwas brauchen, pfeifen Sie einfach.«
Qwilleran schaltete zwei Lampen ein und sagte, er könnte stärkere Glühbirnen zum Lesen brauchen.
»In Ordnung. Und jetzt muß ich Jason aufs Festland zurückbringen. Wir sehen uns dann nächstes Wochenende… Auf Wiedersehen, ihr Kleinen«, sagte er zu den Insassen des Tragkorbs.
Die Schnurrbarthaare mißtrauisch vorgestreckt, Körper und Schwanz dicht an den Boden gedrückt, kamen sie aus dem Korb. Sie schnüffelten den robusten grünen Teppich ab. Kritisch beschnupperten sie die Schonbezüge und wichen zurück. Qwilleran schnupperte ebenfalls; »muffig« war nicht ganz der richtige Ausdruck für den durchdringenden Geruch. Er dachte, er könne von dem Farbstoff stammen, mit dem die grellbunten Überzüge gefärbt waren. Sie gehörten eigentlich in den prunkvollen Ballsaal eines Hotels in Südamerika, dachte er.
Bevor er auspackte, räumte er den ganzen Schnickschnack, mit dem Lori die Räume heimelig gemacht hatte, in Schubladen: Spitzendeckchen, getrocknete Blumen, Figürchen und andere Ziergegenstände. Die Katzen sahen ihm zu, bis es an der Tür klopfte und sie unter das Bett flitzten. Draußen stand ein kleiner Junge und hielt ihm eine braune Papiertüte hin.
»Danke«, sagte Qwilleran. »Sind das meine Glühbirnen?« Der kleine Bote hielt eine lange Rede, die für einen kinderlosen Junggesellen mittleren Alters nicht zu verstehen war. Dennoch versuchte er, freundlich zu sein. »Wie heißt du, mein Junge?«
Der Junge sagte etwas Unverständliches und rannte dann zurück zur Pension. Als Qwilleran die Tür schloß, sah er ein Blatt Papier, das – neben einem Schild mit der Aufschrift »Rauchen verboten« – an der Innenseite befestigt war:
WILLKOMMEN IM DOMINO INN
Damit Sie sich bei uns wohlfühlen und
zu Ihrer Sicherheit bieten wir Ihnen folgendes:
In der Pension
Frühstück im Sonnenzimmer von 7-10 Uhr
Spiele, Puzzles, Bücher, Zeitschriften
und Tageszeitungen im Dominosaal
öffentliches Telefon an der Treppe zum Ballsaal
Fernsehen im Spielzimmer
Obstkorb in der Halle. Bedienen Sie sich!
In Ihrem Häuschen
Ein Dominospiel
Zwei Taschenlampen
Öllampen und Streichhölzer
Regenschirm
Insektenspray
Feuerlöscher
Ohropax
Die Mitteilung war von den Besitzern der Pension, Nick und Lori Bamba, unterschrieben; sie wünschten ›einen schönen Aufenthalt‹.
Aber sicher, dachte Qwilleran; zynisch, wie er war, erwartete er jetzt Regen, Moskitos, Waldbrände, Stromausfälle, verirrte Kugeln aus dem Wald und was immer Ohropax erforderlich machte – und all das in einer rustikalen Zwangsjacke mit Kissenüberzügen, die aussahen wie der Alptraum eines Gärtners. Er suchte und fand die auf der Liste an der Tür angeführten Dinge für den Notfall. Dann entdeckte er auch das Dominospiel in einer mit ausgebleichtem kastanienbraunem Samt verkleideten Holzschachtel; er legte sie in eine Schublade, außer Sichtweite. Die Schubladen ließen sich schwer öffnen, wahrscheinlich wegen der Feuchtigkeit auf der Insel; Yum Yum, die die Veranlagung zum Safeknacker und Ladendieb hatte, würde gewiß enttäuscht sein. Wenn sie enttäuscht war, kreischte sie wie ein Kakadu; vielleicht war das Ohropax doch ganz nützlich. Koko beäugte bereits boshaft einen Wandkalender – er zeigte
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