Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Apfelsauce. Beim Weggehen mied er die Dominospieler, blieb aber beim Obstkorb stehen, wo er seine Birne gegen zwei Äpfel austauschte, einen roten und einen grünen. So weit, so gut.
In den ›Vier Augen‹ wurde die Langeweile mit jedem Kübel Regen schlimmer. Er versuchte zu lesen; er ging im Zimmer auf und ab; er aß einen Apfel; er legte sich zu einem Nickerchen hin; er machte sich eine Tasse Kaffee; er versuchte, etwas Originelles zu schreiben. Alles, was seine Schreibmaschine produzierte, war: »Regen ist kein Segen, außer für die Trägen.« Es war noch immer nicht später als ein Uhr, und aus reiner Langeweile aß er sein Lunchpaket vom Urlauberservice. Dafür, daß es einen Tag alt war, schmeckte es nicht schlecht. Der Hackbraten war sogar ausgezeichnet gewürzt. Als die Katzen schließlich mühsam die Augen öffneten und aufstanden, bot er ihnen ein Stückchen davon an, doch sie waren nicht daran interessiert.
»Auch gut! Dann bleibt mir mehr!« sagte er. »Wie wäre es mit einem anregenden Dominospiel?«
Sie erkannten die braune Samtschachtel und nahmen ihre Plätze ein: Yum Yum kauerte sich als Schiedsrichterin auf den Tisch; Koko stellte sich auf den Stuhl, bereit, die Steine auf den Boden zu werfen.
Im Interesse der wissenschaftlichen Forschung und in der Hoffnung, daß es ein prägnantes Thema für seine Kolumne abgeben könnte, führte Qwilleran über die Steine, die Koko auswählte, Buch. Merkwürdigerweise zog er einmal genau dieselben wie am Vortag, wenn auch in anderer Reihenfolge: 1-7,0-1,1-3,6-6,2-3.
Außerdem gewann der Kater auch wieder. Spürte er, daß bestimmte schwarze Steine mehr weiße Augen hatten als andere? Wenn ja, was für eine Bedeutung hatte es für ihn, zu gewinnen – interessierte es ihn überhaupt? Versuchte er, ihm etwas mitzuteilen? Die Doppel-Sechs! Die Doppel-Fünf!
Normalerweise hatte sein Wahnsinn Methode, enthielt eine Botschaft. Oder leistete er einen Beitrag zur Parapsychologie? Irgendwie, davon war Qwilleran überzeugt, wußte Koko mehr als er.
Als das Spiel zu Ende war und Qwilleran die Dominosteine in die Schachtel zurücklegte, fühlte er sich plötzlich schrecklich einsam. Es gab niemanden, mit dem er diese abstrusen Theorien ernsthaft diskutieren konnte. Polly hörte ihm höflich zu; Riker zog ihn auf; selbst der Polizeichef sprach über Kokos Heldentaten mit einem ironischen Unterton. Vielleicht mußte man auch ein klein wenig schrullig sein, um an die übersinnliche Wahrnehmungsfähigkeit des Katers zu glauben. Vielleicht würden die Hardings…
Ein lautes Klopfen unterbrach seine Gedanken. Er öffnete die Tür und blickte auf einen aufgespannten Regenschirm hinunter, unter dem eine kleine Hand hervorragte, die einen Zettel hielt.
»Vielen Dank«, sagte Qwilleran. »Bist du Mitchell, der stellvertretende Leiter der Kommunikationsabteilung?«
Der Bote brabbelte irgend etwas und lief zurück zur Pension.
Der Zettel enthielt eine Nachricht von Lori: »Arch Riker hat angerufen. Sie sollen ihn in der Redaktion zurückrufen. Dringend.«
Qwilleran schnaubte in seinen Schnurrbart. Was konnte wohl so dringend sein? Er hatte gestern seinen Beitrag durchgefaxt, und der Redaktionsschluß am Mittwoch war bereits vorbei. Außerdem regnete es noch immer in Strömen. Er würde andere Schuhe und seine Regenjacke anziehen müssen… Dann kam ihm der Gedanke, daß vielleicht seine Scheune vom Sturm beschädigt worden war. Er hatte über dem Festland Blitze gesehen. Er zog seine Leinenschuhe an und nahm den Regenschirm.
Die meisten Gäste saßen in der Eingangshalle und spielten Domino oder dösten auf einem Sessel vor sich hin; selbst Koko und Yum Yum waren nach dem Dominospielen eingeschlafen. Qwilleran marschierte zielstrebig zum Treppenabsatz hinauf, wo die Telefonzelle stand, und meldete ein R-Gespräch mit der Redaktion an.
Eine aufreizend fröhliche Stimme meldete sich am anderen Ende. »Wie ist es denn auf der Insel mit den vier Namen?«
»Naß!« antwortete Qwilleran knapp. »Was ist los, Arch?«
»Deine heutige Kolumne gefällt mir. Niemand außer dir kann tausend Worte über nichts so schreiben, daß es sich auch noch interessant anhört.«
»Einige meiner Leser finden meine Sachen treffend, nicht nur interessant.«
»Mag sein. Wann können wir mit deinem nächsten Beitrag rechnen?«
»Hast du nur deshalb angerufen? Und ich riskiere mein Leben, um zu dem verdammten Telefon zu kommen… Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe mit einer
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