Die Katze, die Domino spielte. Roman.
des Grand Island Clubs. Aus reiner Neugier auf die Privatanwesen der Insel beschloß er, sich am folgenden Tag – bei jedem Wetter – das Island Experience anzusehen. Er ging heim und stutzte sich den Schnurrbart.
Am Dienstag morgen schien die Sonne. Bevor er frühstücken ging, legte Qwilleran sich die Sachen heraus, die er für seinen Besuch bei den ehemaligen Mitgliedern des Grand Island Clubs anziehen wollte: ein Hemd aus Naturseide, das ihm Polly zum Valentinstag geschenkt hatte, seine neue khakifarbene Leinenhose und seine braunen englischen Schuhe.
Als er den Frühstückssaal betrat, gingen die Hardings gerade. »Ein schöner Tag für den Naturpfad!« sagte Mrs. Harding zu ihm. »Die wilden Blumen stehen gewiß in voller Blüte, aber vergessen Sie nicht das Insektenspray. Sprühen und beten, wie Arledge sagt.«
»Mit Betonung auf dem letzteren«, meinte ihr Mann. »Nach einem starken Regen hört sich ihr Summen an wie ein Teich voller Ochsenfrösche.«
»Übrigens«, sagte Qwilleran, »als Sie die Ritchies besuchten, haben Sie da Clubmitglieder namens Feathering oder Helmuth kennengelernt?«
Die beiden sahen einander fragend an und meinten dann, daß ihnen die Namen nur vage bekannt vorkämen. »Wir kannten keines der Clubmitglieder sehr gut. Die Ritchies hatten für Clubs und dergleichen nicht viel übrig.«
»Es ist nicht wichtig«, sagte er. »Ich habe nur gehört, daß ihre Witwen jetzt hier eine Frühstückspension führen.«
»Wie interessant«, murmelte Mrs. Harding, obwohl deutlich zu erkennen war, daß sie das überhaupt nicht interessierte.
Nachdem er Räucherlachs mit Rührei und danach Schinken-Kartoffelauflauf mit Chutney gegessen hatte, ging Qwilleran in die ›Vier Augen‹ zurück, um sich für seinen Besuch bei den Witwen umzuziehen. Als er die Tür aufschloß, hörte er bereits einen Tumult; als er eintrat, sah er die Bescherung: die Tischlampe auf dem Boden, der Sessel umgeworfen, Papiere auf dem Schreibtisch verstreut. Er trat auf irgend etwas: es war ein Dominostein. Er stieß gegen etwas: es war sein grüner Apfel. Koko raste wie verrückt im Kreis, sprang über die Möbel, stieß sich von den Wänden ab und heulte vor Schmerz – oder Begeisterung. Er drehte wieder einmal durch.
»Halt! Halt!« brüllte Qwilleran.
Koko drehte noch ein paar Runden im Zimmer, hielt dann inne und leckte seinen ramponierten Körper. Yum Yum kam unter dem Sofa hervorgekrochen.
»Du Rowdy! Was ist los mit dir?« schalt Qwilleran. Geduldig brachte er das Zimmer in Ordnung. Nichts war kaputt.
Der Lampenschirm war davongeflogen und der Draht war verbogen, aber es war nichts beschädigt. Er sammelte alle Dominosteine ein, die verstreut auf dem Boden lagen; nur der Deckel der braunen Samtschachtel fehlte. Er würde gewiß wieder irgendwo auftauchen. Er verstaute das Dominospiel in einer Schublade. Dann ging er ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
Als erstes bemerkte er eine Socke auf dem Fußboden. Dann sah er seine Hose zerknittert hinter dem Nachttisch auf dem Boden liegen. Und wo war sein Seidenhemd? Auf Händen und Füßen kroch er im Zimmer herum und entdeckte es schließlich zusammengeknüllt unter der Kommode.
»Du Teufel!« explodierte Qwilleran. »Ich habe die Sachen gerade erst waschen und bügeln lassen! Jetzt kann ich nichts davon anziehen.«
Koko stand in seiner herausfordernden Haltung in der Tür – die Beine gespreizt, den Schwanz steif und gekrümmt und die Ohren in zwei verschiedene Richtungen gedreht.
Qwilleran ließ sich auf das Bett fallen. Konnte es sein, daß Koko nicht wollte, daß er zum Island Experience ging? Der Kater hatte keine Ahnung von der Pension oder den Frauen, die sie führten, oder von dem Grund, warum er dort hin wollte! Oder vielleicht doch? Irgend etwas ging in diesem kleinen Katzenhirn vor!
Resigniert zuckte Qwilleran die Achseln. Kein Mensch würde glauben, daß sich ein Mann seiner Größe, Intelligenz, Bildung und seines Reichtums von einem zehn Pfund schweren Kater tyrannisieren ließ. Jetzt hatte er sowohl die passende Kleidung als auch die Lust verloren, zum Island Experience zu gehen.
Er holte sich eine Flasche Clubsoda aus dem Kühlschrank und ging damit auf die Veranda. Beim Trinken beruhigte er sich. Es war friedlich auf der Veranda. Der Wald war sehr schön nach dem Regen. Vor dem Fliegengitter sah er ein paar gelbe Blumen, die vorher nicht dagewesen waren. Als ein Kaninchen aus dem Unterholz hoppelte und ganz nah an die Veranda herankam,
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