Die Katze, die Domino spielte. Roman.
gut für diesen Ferienort. Ein Flohmarkt würde besser hierher passen.«
»Warum sollte jemand wie Noisette sich entschließen, hierherzukommen? Oder hat Exbridge letzten Winter in Palm Beach Partys besucht und sie eingeladen?«
»Mich dürfen Sie das nicht fragen.«
»Sie hat nicht nur sehr hohe Preise, sondern auch ein sehr beschränktes Angebot. Etwas Ähnliches habe ich im Süden unten schon mal gesehen; das Geschäft war eine Tarnung für etwas anderes. Vielleicht ist das auch hier der Fall.«
»Bitte! Nicht so etwas!« flehte Dwight. »Wir haben schon Probleme genug! Das neueste ist der Vogelmist. Die – äh – Urlauber sitzen auf der Veranda und füttern die Möwen mit Brot. Dann kommen die streunenden Katzen und holen sich die Krümel. Die Vögel machen Mist. Die Katzen raufen… Ganz ehrlich und im Vertrauen, Qwill, was halten Sie von dem ganzen Projekt?«
»Ich glaube, Sie haben da einen Tiger am Schwanz. Ein Ferienort sollte fröhlich sein. XYZ Enterprises hat ein Rattennest geschaffen, in dem es Konflikte gibt, in dem verschiedene Kulturen zusammenkrachen, und – wenn Sie mir meine Offenheit verzeihen –, in dem Sabotage betrieben wird.«
»Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Dwight.
»Das ist mein voller Ernst. Im Nachhinein sagt es sich natürlich leicht, aber mir wird jetzt klar, daß XYZ Enterprises eine Eignungsstudie hätte durchführen sollen, bevor dieses Projekt gestartet wurde. Vielleicht hätte man entdeckt, daß diese Piratenlegende historisch durch nichts belegt ist und daß die Inselbewohner diese Anspielungen hassen. Ich bin fest davon überzeugt, daß das Getue, welches das Hotel mit der Seeräuberei aufführt, Feindseligkeiten auslöst.«
»Das ist doch alles nur Spaß. Alles erfunden.«
»Die Inselbewohner haben keinen Sinn für Humor. Den hätten Sie auch nicht, wenn Sie in Providence Village wohnen würden.«
»Aber was für einen Schaden kann das schon anrichten?«
»Ist Ihnen klar, daß ein Gauner in Bars auf dem Festland für fünfzig Dollar Landkarten von Pear Island für Schatzsucher verkauft hat? Und ein paar Schwachköpfe kommen tatsächlich mit Schaufeln mit der Fähre her.«
»Das ist ein billiger Trick.«
»Dafür ist Ihre Werbelinie verantwortlich. Warum drosseln Sie das Ganze nicht ein wenig?«
Dwight sagte: »XYZ Enterprises hat eine Menge Geld in den Gag mit den Piraten investiert.«
»Mein Herz blutet für XYZ Enterprises«, sagte Qwilleran.
»Nun, für mich können Sie auch ein paar Tränen vergießen. Don ist ein toller Boß, solange alles gut läuft, aber wenn etwas fehlschlägt, dreht er durch und macht mich fertig!«
Eine Welle von Mitgefühl für seinen Freund erfaßte Qwilleran, und er sagte: »Sind Sie noch immer auf Materialsuche für Ihr Kabarett? Ich habe eine Idee für einen witzigen Sketch, obwohl er Ihrem humorlosen Boß vielleicht nicht gefallen wird.«
»Schreiben Sie ihn trotzdem«, sagte Dwight. »Schreiben Sie ihn!«
Als Qwilleran mit einer Droschke zurück zum Hauptquartier im Domino Inn fuhr, beglückwünschte er sich dafür, daß er Derek Cuttlebrink als Spion engagiert hatte. Es gab Leute, die hielten den jungen Mann für schusselig, doch Qwilleran war sicher, daß allerhand in ihm steckte. In diesem schlaksigen, dämlich wirkenden Jungen steckte ein ernsthafter junger Mann, der sich selbst erst finden mußte.
Derek hatte geheimnisvoll »Viertel nach zehn« gemurmelt, als Qwilleran beim Hinausgehen an ihm vorbeigekommen war. Kurz vor diesem Zeitpunkt nahm Qwilleran den grünweißen Golfschirm und ging auf die nasse, menschenleere Veranda, um dort auf ihn zu warten. Die Holzschaukeln waren mit Plastikplanen abgedeckt, und die Sessel lehnten an der Rückwand. Bald hörte er junge Stimmen schwatzend die Uferstraße heraufkommen. Als die Gruppe zum Domino Inn kam, löste sich der größte von ihnen daraus und ging auf die Verandatreppe zu, wobei er aus lauter überschüssiger jugendlicher Energie mit den Armen hin und her schlenkerte. Mit seiner gelben Öljacke, dem Regenhut und den schlammbedeckten Stiefeln sah Derek aus wie eine Vogelscheuche.
Qwilleran hob die Hand und legte einen Finger auf die Lippen, um Derek zu bedeuten, daß er schweigen solle. »Sagen Sie nichts«, flüsterte er. »Folgen Sie mir. Das ist eine vertrauliche Zusammenkunft.« Er ging voran zum finsteren Ende der Veranda. »Tut mir leid, aber es ist zu naß zum Hinsetzen.«
»Ich setze mich ohnehin niemals hin«, sagte Derek. »Worum geht es?«
»Ich werde
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