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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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mich kurz fassen. Auf der Insel sind ein paar verdächtige Vorfälle passiert. Sie haben zweifellos von der Lebensmittelvergiftung gehört.«
    »Ja, in der Küche machen sie ’ne Menge Hühnerfleisch-Witze.«
    »Gut! Ich möchte, daß Sie sich den Klatsch anhören und mir dann berichten, was so geredet wird.« Er wußte, daß Derek für so etwas eine natürliche Begabung hatte. Als Bewohner von Moose County war er mit Klatsch aufgewachsen. »Außerdem ist im Swimmingpool ein Mann ertrunken. Das Opfer war ein Gast, der im Hotel ein paar Drinks konsumiert hatte. Die Angestellten sind offenbar angewiesen worden, nicht mit Fremden darüber zu sprechen, aber wir können sicher sein, daß sie untereinander darüber klatschen. Als Neuling in der Belegschaft können Sie eine verständliche Neugier im Hinblick auf diesen Fall bekunden. Klar?«
    »Klar!« sagte Derek.
    »Was hat er getrunken? Piratengold? Wieviel hat er konsumiert? Hat er in der Bar oder am Pool getrunken? Wer hat die Leiche entdeckt? Hatte er eine Badehose an, oder war er voll bekleidet? Hat jemand gesehen, wie er hineinsprang oder hineinfiel?«
    »Vielleicht wurde er gestoßen.«
    »Sie verstehen, worum es geht, Derek«, sagte Qwilleran und klopfte sich auf den Schnurrbart. »Ich habe so ein Gefühl, daß hinter dieser Geschichte mehr steckt, als die Leute zugeben wollen. Wer war der Mann? Warum war er hier? War er als Gast angemeldet, oder kam er nur vorbei? Trank er allein? Wenn nicht, wer war bei ihm? Ein Mann oder eine Frau? Hatte er einen oder mehrere Begleiter? Ich habe gehört, daß er auf einen Flirt aus war.«
    »Ja«, sagte Derek, »es ist eine Art Bar für Singles. Wenn wir dort erwischt werden, werden wir gefeuert… Was ist mit der Lebensmittelvergiftung?«
    »Es wäre interessant, zu erfahren, wer an jenem Abend in der Küche Dienst hatte. Inselbewohner oder Leute vom Festland? Was waren das für Leute? Wie kamen sie zu ihren Jobs? Wurde nach dem Vorfall jemand gefeuert? Wurde kurz vor den Lebensmittelvergiftungen jemand gefeuert?«
    »Ja, das ist eine gute Frage.«
    »Sie sind ein guter Schauspieler, Derek. Sie können das durchziehen, ohne Ihre Tarnung aufzugeben, und Sie schließen schnell Freundschaften; mit Ihnen werden die Leute reden. Wenn sie etwas wissen, werden sie mehr als bereitwillig jemandem davon erzählen, der interessiert zuhört. Wie sind Ihre Arbeitszeiten?«
    »Wir arbeiten in zwei Schichten, zum Mittagessen und zum Abendessen. Das ist gut – so habe ich Zeit und kann Volleyball spielen, radfahren und Mädchen kennenlernen. Wie soll ich Ihnen berichten?«
    »Ich werde oft zum Essen kommen. Drücken Sie mir eine Nachricht in die Hand.«
    »Alles klar!«

 
    Am Mittwoch regnete es wieder. Ein Regentag im Urlaub kann eine Art Abenteuer sein. Zwei Tage Regen hintereinander sind langweilig. Die Katzen langweilten sich und waren noch immer bleischwer von den hundert Prozent Luftfeuchtigkeit. Qwilleran war genauso gelangweilt und fühlte sich geistig und körperlich bleischwer.
    Zuerst gab er den Katzen ihr Frühstück und bürstete sie wie jeden Tag. Er schwenkte die Bürste mit dem Nußholzgriff, die ihnen Polly zu Weihnachten geschenkt hatte, hin und her und verkündete: »Bürsten! Bürsten! Wer will der erste sein?« Koko war stets der erste, obwohl Qwilleran immer wieder versucht hatte, ihm die Grundbegriffe der Ritterlichkeit beizubringen. Jede Katze hatte ihre eigenen Vorstellungen davon, wie das Bürsten vor sich zu gehen hatte. Koko spazierte dabei gerne davon und zwang somit seinen menschlichen Kammerdiener, auf den Knien hinter ihm herzurutschen. Yum Yum mißverstand das Ganze überhaupt; sie kämpfte mit der Bürste, packte sie mit den Krallen, biß in die Borsten und trat nach dem Griff. Das alltägliche Ritual war eigentlich eine Farce, aber es war ein fest etabliertes Vorspiel zu ihrem Vormittagsschläfchen und wurde von ihnen erwartet.
    Dann ging Qwilleran in die Pension, um selbst zu frühstücken. In einer Tasche seiner Regenjacke steckte Die Insel der Pinguine, in der anderen die Birne aus seinem Lunchpaket vom Vortag. Der Weg zur Pension war erstaunlich wenig schlammig; auf der sandigen Insel sickerte das Wasser in den Boden wie durch ein Sieb. Er stellte seinen grünweißen Regenschirm auf der Veranda ab und ging direkt in den jetzt düsteren Sonnenraum. Es waren keine anderen Gäste da, und so konnte er ungeniert zweimal frühstücken: Eier Benedict mit Sauce Hollandaise und Pfannkuchen mit Würstchen und

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