Die Katze, die Domino spielte. Roman.
würde gerne Koko an die Leine nehmen und unter die Treppe schauen lassen.«
»Man kann an beiden Enden ein Gitterelement abnehmen. Sie brauchen aber eine starke Taschenlampe – vielleicht auch zwei. Ich komme mit Ihnen mit.«
Qwilleran fuhr nie mit den Katzen weg, ohne ihre Leinen mitzunehmen. Yum Yum haßte die Leine, doch Koko ließ sie sich immer gern anlegen.
Nick hatte bereits den Zugang geöffnet und zwei leistungsstarke Taschenlampen geholt.
Qwilleran sagte: »Es ist reine Spekulation, aber vielleicht finden wir einen Beweis, daß sich jemand an der Treppe zu schaffen gemacht hat.« Zuerst ließ er Koko auf der Veranda herumspazieren, auf der jetzt keine Schaukeln und Stühle mehr waren. Der Kater schnüffelte ein paar Minuten ziellos herum und ging dann schnurstracks zur dritten Stufe von oben. Mit gesenkter Stimme sagte Qwilleran: »Er kennt die Problemstelle. Kriechen wir darunter.«
Er kroch als erster hinter Koko her. Nick folgte mit der zweiten Taschenlampe. Sie mußten ziemlich lange über feuchten Sand, Steine und Skelette von kleinen Tieren kriechen. Sie kamen nur langsam voran, da Koko von vielen Dingen, die eine Katze interessieren, abgelenkt wurde. Als sie zur Treppe kamen, leuchtete Nick mit seiner Taschenlampe hinauf auf die neuen Stufen aus vorbehandeltem Holz, die mit Klammern und Nägeln fest zusammengefügt waren, doch der Kater interessierte sich nur für den Sand darunter. Darin lagen abgesägte Holzstücke und neue, galvanisierte Nägel, die der Zimmermann fallen lassen hatte. Es lagen aber auch Teile von alten, rostigen Nägeln herum und noch etwas anderes, das halb von Sand bedeckt war. Koko grub es aus – die alte Klinge eines Sägemessers. Qwilleran dachte an die Dominosteine – Klinge und feilen, und sein Schnurrbart sträubte sich. Er sagte zu Nick: »Sehen Sie, was ich sehe?«
»Ein paar Schläge mit diesem Ding, und ein rostiger Nagel würde abbrechen wie nichts.«
»Nicht anfassen. Das ist unser Beweisstück«, sagte Qwilleran. »Wissen Sie, Nick, als meine Scheune umgebaut wurde, steckten in dem hundert Jahre alten Holz viele rostige Nägel, und der Zimmermann hat sie mit einer Metallfeile abgeschlagen. Sie sind zerbrochen wie Zahnstocher.«
»Jetzt stellt sich also die Frage: Wer hat die Nägel unter unserer Treppe abgeschlagen?«
»Verschwinden wir von hier.« Sie krochen hinaus, wobei sie den sich sträubenden Kater regelrecht hinausziehen mußten. Nick wollte die restlichen Fensterläden anbringen. Qwilleran wollte sich noch einmal die Liste der Worte ansehen, die er bei den Dominospielen angelegt hatte. Außerdem wollte er aufs Postamt gehen, bevor es schloß.
In ihrer Suite begrüßte Yum Yum den heimkehrenden Helden mit gemischten Gefühlen; er brachte den Duft unzähliger Geheimnisse mit. Als Koko von seiner Leine befreit war, brauchte er eine halbe Stunde, um sein Fell gründlich zu reinigen. Qwilleran sah sich die Liste durch, um vielleicht Worte und Zahlen zu finden, die einen Denkprozeß in Gang setzen würden.
Das Wort Leine konnte ein Hanfstrick sein, aber auch die Leine, mit der der Kater ins Freie geführt wurde. Worte mit L, N, R zeigten Kokos Vorliebe für Steine mit hoher Augenzahl: 6-6,6-8 und 9-9. Er bevorzugte generell Steine mit Doppelzahlen wie 1-1, 2-2, 3-3 und 4-4, was auf einen Sinn für Ordnung und Gleichgewicht hinwies.
Danach kontrollierte Qwilleran seine eigenen Buchstabenkombinationen: aus fielen war feilen geworden; Kraene konnte auch Raenke heißen; das Wort Lache tauchte jeden Tag auf der Liste auf. Warum? Weil Koko 2-3 und 6-6 mochte? Das Wort konnte die Befehlsform von »lachen« oder auch »Pfütze« bedeuten. Und aus den Buchstaben, das wurde Qwilleran plötzlich klar, konnte man auch das Wort Leach bilden, den Namen einer einheimischen Familie. Es gab auf der Insel jede Menge Leaches, Beadles und Lawsons, hatte jemand gesagt.
»Yau!« machte Koko in einem Tonfall, bei dem sich Qwillerans Schnurrbart wieder sträubte.
Er sah auf die Uhr. Er hatte keine Zeit zu verlieren. »Bin gleich wieder da«, sagte er zu den Katzen, die ihn mit einem Ausdruck ansahen, der besagte: na und?
Der Postbeamte am Schalter für postlagernde Sendungen, der ihn so oft enttäuscht hatte, war erfreut, ihm gleich zwei Sendungen überreichen zu können. Die Postkarte las er sofort. Sie war in dem telegraphischen Stil geschrieben, der für Polly typisch war:
Wunderschöne Gegend. Beeindruckende Vögel. Habe viel Spaß mit Sarah! Sie hat mir bei einer
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