Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Stichwort aufzugreifen und sagte kein Wort über das College oder den Theaterclub oder sonst etwas in Pickax. Er würde diese impulsive, ungeduldige und angeblich unbeständige junge Frau nicht noch ermutigen, in seinem Hinterhof einzuziehen. Statt dessen sagte er zu ihr: »Vielleicht würden Sie Lockmaster, im Nachbarbezirk, vorziehen. Dort gibt es Gestüte und Kutschensammler und Clubs für Kutscher.«
»Ich habe mich nie um Clubs gerissen«, sagte sie. »Mir macht es Spaß, über einen Weg in der freien Natur zu fahren. Ich werde mein Lieblingspferd nach Pickax bringen lassen; es wird sicher irgendwo einen Stall geben, wo ich es unterbringen kann. Und mein Bruder William wird mir bestimmt den Arzt-Phaeton überlassen.«
Lori sagte: »Wenn Sie naturbelassene Wege mögen, dann wird Ihnen Moose County gefallen. Es hat eine sehr malerische Landschaft.«
Halt den Mund, Lori, dachte Qwilleran. Er sagte: »Ich weiß nicht, ob malerisch das richtige Wort ist. Das Gelände ist schwer gezeichnet vom Bergbau – es wurde Tagebau betrieben –, und weil Anfang des Jahrhunderts zuviel abgeholzt wurde. Es gibt überall stillgelegte Bergwerke und verlassene Steinbrüche. Nicht gerade ein schöner Anblick.«
»Ja, aber die verlassenen Bergwerkshütten haben doch etwas von einem romantischen Denkmal der Vergangenheit«, sagte Lori mit glitzernden Augen. Er hätte ihr liebend gern einen Tritt unter dem Tisch versetzt, konnte sie aber selbst mit seinen langen Beinen nicht erreichen.
Nick, der sein mürrisches Gesicht sah und merkte, was er im Sinn hatte, sagte: »Es wird bald eine Menge Industrie in Pickax geben – chemische Industrie, Autoersatzteile und elektronische Industrie – aber der wichtigste Sektor ist das Bundesgefängnis, das ein Areal von Hunderten Morgen einnimmt und zehntausend verurteilte Verbrecher beherbergt.«
Lori sagte: »Ja, aber das Gefängnis ist berühmt für seine Blumengärten, die von den Insassen betreut werden. Die Leute kommen von überall her, um sie zu fotografieren.«
O Gott! , dachte Qwilleran. Er sagte: »Spielt jemand Domino? Wir müssen vielleicht viel Domino spielen, bis dieses Unwetter vorbei ist.«
Die Donnerschläge kamen näher, und wenn es blitzte, war das wie ein Elektroschock. Selbst die massiven Holzfensterläden konnten nicht verhindern, daß die Blitze die Umrisse der Fenster erhellten wie blaues Neonlicht.
Nach dem Dessert – Eis am Stiel – entschuldigte Qwilleran sich und ging hinauf in die Hochzeitssuite, er wollte sich zurückziehen, bis der Regen einsetzte. Dann würde er wieder nach unten gehen und den Bambas und ihrem ungebetenen Gast seine Hilfe und moralische Unterstützung anbieten. Er versuchte zu lesen, doch die Gedanken über das gegenwärtige Dilemma löschten die Worte auf den Seiten aus. Er hatte das Gefühl, total versagt zu haben. Seine Suche nach Anhaltspunkten und Beweisstücken hatte nichts erbracht als ein inneres Gefühl, Vermutungen und die Klinge eines Sägemessers.
Die Atmosphäre war mit bösen Vorzeichen geladen, und die Katzen, die sich eng an ihn kuschelten, blickten immer wieder auf die Decke. Plötzlich ertönte direkt über ihren Köpfen ein Donnerschlag, wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts, und Koko sprang einen halben Meter in die Luft und begann loszusausen. Wie verrückt lief er im Kreis durch die Suite, warf eine Tischlampe um, schleuderte Nippsachen durch die Luft, versetzte Yum Yum in Angst und Schrecken und einer der Ledermasken über dem Sofa einen Seitenhieb.
»Schluß jetzt!« brüllte Qwilleran und brachte das teure Kunstwerk in Sicherheit – es war die Maske der Tragödie –, doch Koko war völlig aufgedreht und tobte weiter, bis ihm schließlich die Energie ausging. Dann leckte er mit seiner Zunge gleichgültig über willkürliche Stellen auf seinem Fell. Einmal hielt er inne und starrte mit heraushängender Zunge und hocherhobenem Hinterbein auf Qwillerans Stirn.
»Spielen wir Domino«, sagte Qwilleran und strich sich über den Schnurrbart.
Im selben Moment gab es erneut einen ohrenbetäubenden Donnerschlag zu vernehmen. Der Regen prasselte auf das Haus nieder, und das elektrische Licht flackerte einen Augenblick lang, doch sie spielten trotzdem. Kokos Vorliebe für die weißen Augen erbrachte Worte wie klicken, hindern, Jack, Rand, Clan und das unvermeidliche Wort Lache. Qwilleran wollte gerade aus den Steinen mit 4-4, 3-6,1-2, 0-1, 2-8, 4-7, 6-6 und 2-3 ein Wort bilden, als es leise an der Tür klopfte.
Davor
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