Die Katze, die für Käse schwärmte
Lois gibt mir immer eine doppelte Portion und mehr Butter. Ich bringe meinen eigenen Honig mit. Mögen Sie Honig auf Pfannkuchen? Er ist gut.« Der Bienenzüchter beugte sich über den Gang und bot Qwilleran eine Plastikflasche in Form eines Bärenjungen an.
»Danke. Vielen Dank… Wie geht es Mr. Limburger? Wissen Sie das?«
»Ja. Ich habe ihm gestern ein Glas Honig gebracht, und er hat es gegen das Fenster geworfen, also nehme ich an, daß es ihm ganz gutgeht. Hätte das Glas kaputtmachen können. Er möchte nach Hause. Der Arzt sagt, das käme nicht in Frage!«
Qwilleran träufelte Honig auf seine Pfannkuchen und schmatzte demonstrativ, um seine Begeisterung zu bekunden. »Köstlich! Der beste Honig, den ich je gegessen habe!« Dann sah er die Titelseite der Montagszeitung auf Aubreys Tisch. »Was sagen Sie zu dem Bombenanschlag im Hotel?«
»Dabei ist jemand umgekommen!« sagte der Bienenzüchter mit einem entsetzten Gesichtsausdruck. Er starrte kurz auf seinen Teller, sprang auf und lief zur Kasse.
»Aubrey, vergessen Sie Ihren Honig nicht!« Qwilleran wedelte mit der Plastikflasche.
Der Mann stürzte zurück zum Tisch, schnappte sie und lief eilig aus der Imbißstube.
Lenny lief ihm in den Regen hinaus nach. »He, Sie haben Ihr Wechselgeld vergessen!«
Lois sagte: »Was hat er denn? Er hat nicht mal seine doppelte Portion aufgegessen?«
»Der ist übergeschnappt, das kommt von den vielen Bienenstichen«, sagte ihr Sohn.
»Also, dann wisch seinen Tisch ab – aber ordentlich! Er ist ganz klebrig. Wie schmecken Ihnen die Pfannkuchen, Mr. Qwilleran?«
»Super! Besonders mit Honig. Das sollten Sie Ihren Kunden anbieten.«
»Kostet zu viel.«
»Berechnen Sie es extra.«
»Das bezahlt keiner.«
»Übrigens, Lois, könnte ich ein paar Kleinigkeiten für die Katzen schnorren? Schreiben Sie es auf meine Rechnung.«
»Seien Sie nicht albern, Mr. Qwilleran. Für diese zwei verlogenen Bälger habe ich immer was übrig. Wird nicht berechnet. Ist Schinken genehm?«
Mit einem in Folie gewickelten Päckchen im Kofferraum seines Autos fuhr Qwilleran in die öffentliche Bücherei zu einer Besprechung mit Homer Tibbitt, fand den greisen Historiker jedoch nicht auf seinem üblichen Platz. Er war auch nicht im Waschraum, um einen Schluck aus seiner Thermosflasche zu nehmen. Ein Büchereiangestellter erklärte, daß ihn bei Regenwerter die Knochen schmerzten und er daher zu Hause geblieben war.
Als Qwilleran in der Seniorensiedlung anrief, wo der Neunzigjährige mit seiner achtzigjährigen Frau lebte, wurde er sofort eingeladen. »Kommen Sie herüber und bringen Sie ein paar Bücher über Schiffbrüche auf dem See mit. Und die Unterlagen über die Familie Plensdorf.« Mit seinen über fünfundneunzig Jahren hatte Homer Tibbitt nicht die Absicht, einen Vormittag zu vergeuden.
Als Qwilleran hinkam, saß der Historiker in einem Kokon aus Kissen für seinen Rücken, seine Knie und seine Ellbogen. »Ich muß mich so auspolstern, weil ich nur noch aus Haut und Knochen bestehe«, jammerte er. »Roda will mich verhungern lassen mit ihren fettarmen und fettlosen Speisen. Ich gäbe meinen letzten Zahn für ein Stück Walfischspeck.«
»Mein lieber Homer«, sagte seine Frau liebenswürdig, »du warst immer dünn wie eine Bohnenstange, aber du bist gesund und aktiv, und deine Altersgenossen sind schon alle unter der Erde.« Sie servierte Qwilleran Kräutertee und ein paar Plätzchen, die Qwilleran an Pollys Diät-Leckereien erinnerten.
Er sagte zu Homer: »Unter diesen Umständen wird mein Anliegen heute vielleicht schmerzlich für Sie sein. Ich möchte wissen, wie das Essen in der guten alten Zeit geschmeckt hat, vor dem Zeitalter der Weichmacher und Geschmacksverstärker.«
»Ich werde Ihnen sagen, wie es geschmeckt hat. Es hat nach Essen geschmeckt! Als ich ein Junge war, lebten wir auf einer Farm außerhalb von Little Hope. Wir hatten unsere eigenen Hühner und Eier, hausgemachtes Brot aus echtem Mehl, Milch von unserer eigenen Kuh, selbstgezogenes Obst und Gemüse und Ahornsirup von unseren eigenen Bäumen. Ich habe keine Orange oder Banane gesehen, bis ich in die Normalschule kam. So haben sie damals die pädagogischen Hochschulen genannt. Ich habe nie herausgefunden, warum. Rhoda glaubt, es kommt aus dem Französischen… Wovon habe ich gesprochen?«
»Von dem Essen, das es auf der Farm gab.«
»Unsere Fische kamen aus dem Black Creek oder dem See, und manchmal schlachteten wir ein Schwein. Alles, was wir nicht
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