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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Sandwich wartete, studierte er die Zeitung. Die Fotos zeigten das zerstörte Zimmer 203; den Kronleuchter, der von der Decke auf den Rezeptionstisch gefallen war; die fensterlose Hotelfassade mit den verstreuten Trümmern. Es gab auch ein Foto von Anna Marie, das aus ihrem Führerschein stammte, den man in ihrer Handtasche in der Personalgarderobe gefunden hatte.
    Von ganz besonderem Interesse war das Phantombild des mutmaßlichen Täters – es war das erste Mal, daß die hiesige Zeitung ein solches Produkt des technischen Fortschritts veröffentlichte. Es würde auch im Lockmaster Ledger erscheinen, und die anständigen Menschen in beiden Bezirken würden es bei sich tragen und jeden, der vorbeiging, mißtrauisch mustern.
    Die Titelgeschichte war groß gedruckt, was ihr Bedeutung verlieh und die peinliche Tatsache verschleierte, daß es wenig zu berichten gab, was nicht allgemein bekannt war:
Die Polizei durchkämmt zwei Bezirke nach dem Mann, der vermutlich für den Bombenanschlag im New Pickax Hotel verantwortlich ist, bei dem eine Angestellte ums Leben kam, zwei weitere verletzt wurden und erheblicher Sachschaden entstand. Die Explosion ereignete sich am Freitag um 16 Uhr 20; zu diesem Zeitpunkt befanden sich keine Gäste im Gebäude.
Bei dem Opfer, das auf der Stelle tot war, handelt es sich um Anna Marie Toms, 21 Jahre, aus Chipmunk, die als Teilzeit-Hausmädchen im Hotel arbeitete und am öffentlichen College von Moose County eine Ausbildung als Krankenschwester absolvierte.
Der Hotelangestellte Leonard Inchpot, 23 Jahre, aus Kennebeck erlitt eine Kopfverletzung, als ein Kronleuchter von der Decke auf die Rezeptionstheke fiel. Die Geschäftsführerin Isabelle Croy aus Lockmaster wurde in ihrem Büro im ersten Stock zu Boden geschleudert. Beide wurden im Krankenhaus von Pickax versorgt und konnten dann entlassen werden.
»Etliche Mitarbeiter bekamen einen ziemlichen Schock«, sagte Croy. »Es war Freitag nachmittag, und alle Geschäftsreisenden waren bereits ausgezogen. Es war noch nicht Zeit zum Abendessen. Wir sind zutiefst betroffen über den Tod von Anna Marie. Sie war neu hier und hat sich so bemüht, ihre Arbeit gut zu machen.«
An der Vorderseite des Gebäudes entstand im ersten Stock beträchtlicher Sachschaden; die Bombe war angeblich in Zimmer 203 gelegt worden. Ein Sprecher der Polizei erklärte, daß ein glattrasierter Weißer mittleren Alters um etwa vier Uhr das Hotel betrat, um der Bewohnerin von Zimmer 203, wie er sagte, ein Geburtstagsgeschenk und einen Blumenstrauß zu bringen. Bald danach ging Anna Marie Toms mit einem Staubsauger in das Zimmer, »weil die Blumen den Teppich schmutzig gemacht hatten«, sagte Croy. Kurz darauf erfolgte die Explosion.
Polizeichef Andrew Brodie sagte: »In den USA gibt es jedes Jahr ein paar tausend Bombenanschläge. Dynamit und Sprengkapseln und andere Bestandteile für selbstgebastelte Bomben sind problemlos erhältlich, und es gibt zu viele Verrückte, die wissen, wie man eine Bombe herstellt. Man kann sogar mit Düngemittel eine Bombe basteln.«
In Zimmer 203 hatte zwei Wochen lang eine Frau gewohnt, die sich als Ona Dolman aus Columbus, Ohio, eingetragen hatte. Sie wurde seit dem Bombenanschlag nicht mehr gesehen. Ein Sprecher des Flughafens berichtete, daß eine Frau, die diesen Namen angab, am Freitag um 17 Uhr 20 ein Mietauto zurückgab und mit dem Shuttleflug nach Minneapolis flog. Der Moose County Dingsbums konnte in Columbus, Ohio, niemanden dieses Namens ausfindig machen.
Die hiesige Polizei wird bei ihren Ermittlungen von Kriminalbeamten, Bombenexperten und Kriminaltechnikern des SBI sowie von den Sheriffbüros von Moose County und Lockmaster unterstützt.
    Das Foto von Zimmer 203 bot ein Bild der Verwüstung: Löcher in den Wänden, herausgerissene Türen, herabhängende Deckenverkleidungen, die Möbel zerfetzt und wie Konfetti im ganzen Raum verstreut. Qwilleran las die Titelgeschichte zweimal; es stand nicht darin, daß der Angestellte an der Rezeption dem Fremden gestattet hatte, das Geschenk selbst hinaufzutragen. Dann überlegte Qwilleran: Hätte der ›glattrasierte‹ Mann einen zotteligen Bart und lange Haare getragen, und wäre er mit sechs Dosen Bier statt mit Blumen gekommen, hätte man ihn dann wohl ins Zimmer 203 hinaufgehen lassen? Auch die Bemerkung der Geschäftsführerin, daß die Geschäftsreisenden am Freitag nachmittag bereits abgereist waren, gab ihm zu denken. Hatte diese Tatsache vielleicht etwas mit dem Zeitpunkt des

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