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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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draußen bleiben, und ignorierte ihn einfach. Ich sah ihn an und sagte: ›Mich bekommst du nicht aus dem Bett‹. Da hob er nur ganz gelassen eine Vorderpfote, fuhr seine Krallen aus und zog sie langsam am Fliegengitter abwärts. Es war ein Geräusch, wie wenn jemand mit den Fingernägeln an der Schultafel entlangkratzt, und natürlich konnte ich es nicht ertragen. Ich stand auf und ließ ihn herein.«
    Mir lag natürlich überhaupt nichts daran, daß Eisbär durch diesen Brief etwa auf dumme Gedanken gebracht und noch größenwahnsinniger wurde.
    Aber gerade hatte ich diesen Brief fertiggelesen, da kam Eisbär von der Taubenjagd zurück und fegte einen Brief zu Boden – er liebt es, Dinge auf den Boden zu fegen –, den ich noch nicht unter »Katzenschläue« abgelegt hatte. Als ich ihn mir ansah, stellte ich fest, daß er gar nicht an mich adressiert war, sondern an ihn, und angeblich von einer Katzendame namens Kitty geschrieben war, die ihm mitteilte, ihr Tierarzt hätte erklärt, in den langen Jahren seiner Praxis sei ihm zwar gelegentlich ein dummer Hund untergekommen, nicht ein einziges Mal jedoch eine dumme Katze.
    Das schmeckte Eisbär natürlich. Ich ließ mich dennoch nicht von meinen Bemühungen abhalten, ihm zu beweisen, daß er längst nicht der war, für den er sich hielt – der schlaueste Kater der Welt nämlich. Es war wirklich seltsam, so wenig es ihn interessierte, der berühmteste Kater der Welt zu sein, so viel lag ihm daran, als schlauester Kater der Welt anerkannt zu werden.
    Aber um ihm seine Größenphantasien auszutreiben, würde ich, das war mir klar, schweres Geschütz auffahren müssen, und das hieß, ich mußte meine Siamesenakte greifen. Selbst eine flüchtige Lektüre der dort gesammelten Briefe zeigte klar, daß die meisten Besitzer von Siamkatzen die Siamesen für die schlauesten Katzen überhaupt halten – es ging allenfalls darum, ob sie selbst oder ihre Katzen die Briefe schreiben sollten, um den Beweis zu erbringen.
    Hier mein Lieblingsbrief zu diesem Thema:
    »Wir hatten zwanzig Jahre lang einen Siamkater, der (mit seiner Zustimmung) Arthur hieß. Das einzige, was dieses Tier nicht konnte, war sprechen. Sein ganzes Leben lang führte er natürlich in unserem Haus das unumschränkte Regiment. Alle akzeptierten es. Ich könnte Ihnen Dutzende von Geschichten über Arthur erzählen, aber ich begnüge mich mit einer, weil ich glaube, daß sie Ihnen ganz besonders gefallen wird. Sie zeigt, wie er mit Besuch umging.
    Unser Haus wurde vor mehr als hundert Jahren von einem exzentrischen Universitätsprofessor geplant und gebaut, und der geschwungene Sims des hohen, offenen Kamins war von einem niedrigen Gitter umgrenzt, das ein wenig an die Reling eines Schiffs erinnerte. In der Mitte hatte das Sims eine Ausbuchtung nach vorn, und wir vermuteten, daß auf diesem Platz zu Zeiten des Professors die Büste Shakespeares gestanden hatte. Jetzt hatte sich Arthur diesen Platz erobert. Am Kamin war es schön warm, und die Ausbuchtung war von Form und Größe gerade so, daß er sich bequem hinter dem Gitter zusammenrollen konnte. Dort pflegte er mit Vorliebe zu liegen. Aber wehe, es klopfte jemand an die Tür! Dann setzte er sich sofort auf, kerzengerade und absolut reglos – wie eine Statue. Wer zum erstenmal in unser Haus kam, bemerkte ihn nie. Er wartete, bis die Leute es sich mit einem Glas in der Hand bequem gemacht hatten, das Gespräch in Gang gekommen und alles hübsch harmonisch war, dann sprang er mit einem Riesensatz und gellendem Kriegsgeschrei mitten ins Zimmer. Selbst die gesetztesten (manchmal spießigen?) Gäste fuhren jedesmal wie von der Tarantel gestochen aus ihren Sesseln, ließen vor Schreck Gläser und Brötchen fallen und gaben Ausdrücke von sich, die gar nicht zu ihrer Gesetztheit paßten. Wir lächelten nur und sagten: ›Oh, Sie haben Arthur noch nicht kennengelernt?‹, worauf sich das Gespräch, ganz gleich, in welch philosophischen Bahnen es sich vorher bewegt hatte, unweigerlich Arthur zuwandte, was genau seiner Absicht entsprach. Er saß gelassen dabei, genoß die Aufmerksamkeit, musterte die Leute und entdeckte mit tödlicher Sicherheit den einen, der Katzen nicht mochte. Dem sprang er dann (schmeichelhafterweise?) auf den Schoß und rollte sich dort laut schnurrend zusammen.«
    Wenn ich auch von der Schläue der Siamkatzen überzeugt war, so hielt ich sie doch nicht für die absolut schlauesten.
    Sie werden meiner Ansicht nach von beinahe jeder wild lebenden

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