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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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es brauchen.
    Ich zeigte ihm ferner Briefe über Katzen, die mit ihren Besitzern regelmäßig Fernsehsendungen anschauten. Ich hatte das mit Eisbär versucht, aber festgestellt, daß er mit zunehmendem Alter dem Fernsehangebot gegenüber immer kritischer wurde. Je häufiger er in den Werbespots junge Katzen sah, desto stärker wurde ganz offensichtlich seine Geringschätzung für sie. Er schien der Ansicht zu sein, sie verstünden rein gar nichts von ihrem Handwerk. Auch Sendungen, in denen andere Tiere gezeigt werden, finden seinen Beifall nur in sehr beschränktem Maß. Soweit ich feststellen konnte, mochte er bloß Sendungen über Vögel und Fische; mich ärgerte erstens, weil sie ihm unverkennbar aus den falschen Gründen zusagten, aber vor allem, weil dadurch unsere Programmauswahl drastisch beschnitten wurde. Er unternahm nie auch nur den geringsten Versuch zu begreifen, warum ich mir so gern Sportsendungen ansah. Der einzige Sport, der ihn interessierte, war Tischtennis. Soweit ich es beurteilen kann, gefiel ihm nicht nur das schnelle Hin und Her – das er gespannt verfolgte –, sondern er empfand das einsame Klick-Klack des Balls als angenehme Geräuschkulisse. Der Haken dabei war leider, daß Tischtennis lediglich während der Olympiade groß herauskam; da konnte er zwar zusehen, bis er viereckige Augen bekam, aber das eben nur alle vier Jahre.
    Mir tat das für Eisbär so leid, daß ich hocherfreut war, als mir ein Briefschreiber vorschlug, ich solle mir doch einige Videos besorgen, die extra für Katzen gedacht waren und die Eisbär und ich uns zusammen ansehen könnten. Ich bestellte sofort mehrere Videofilme, und gleich der erste, der kam, ließ mich hoffen. Ein Katzenhäppchen hieß er. Das, meinte ich, würde garantiert wirken: Eisbär konnte genau wie wir Menschen fernsehen und dabei knabbern. Aber das Video von der Firma PetAvision enthielt überhaupt keine Häppchen, sondern drei Kassetten mit den Titeln Laß uns einen zwitschern, Der Federvieh-Report und Pirsch im Park. Hingerissen war ich nicht gerade von diesen Titeln, aber ich pflanzte Eisbär sofort vor den Apparat und schaltete ein. Ich muß sagen, mir gefiel der Film sehr gut – tirilierende Vögel, die Würmer aus der Erde zogen, Eichhörnchen, die von Baum zu Baum sprangen und Nüsse knackten, Streifenhörnchen, die durch die Gegend sausten und futterten –, aber nach einer Weile bekam ich Appetit. Ich ging also in die Küche und holte für Eisbär und mich etwas zu knabbern. Als ich wieder ins Zimmer kam, entdeckte ich, daß er überhaupt nicht zugesehen hatte – er schlummerte selig. Ich weckte ihn sofort. Es mache mir ja nichts aus, erklärte ich ihm, wenn er bei den regulären Sendungen schlafe, aber das hier waren Filme, die ich extra für ihn gekauft hatte, die Sache koste also Geld, und da hätte er gefälligst zuzuschauen, ob es ihm passe oder nicht. Worauf er natürlich prompt wieder einschlief.
    Ähnlich verlief die Sache bei dem zweiten Video, mit dem ich mein Glück bei Eisbär versuchte. Es hieß Katzenvideo und stammte von der Firma Cat Productions. Bei diesem Versuch endlich wurde mir klar, wo die Katze im Pfeffer lag. Ich hasse es, Gebrauchsanweisungen zu lesen, und natürlich hatte ich die Beilage, die man uns mit dem Katzenvideo geschickt hatte, nicht gelesen. Der erste Teil trug die Überschrift Wie Sie Ihrer Katze das Fernsehen beibringen. »Die meisten Katzen«, hieß es, »sind fernsehen nicht gewöhnt und brauchen Anweisung, um diese menschliche Fertigkeit zu erlernen!«
    Am liebsten hätte ich den Zettel in den Papierkorb geworfen. Menschliche Fertigkeit! Das konnte doch nur ein Witz sein.
    Aber es war keiner.
    »Laute Musik, zu viele Menschen oder die Anwesenheit anderer Tiere können störend wirken und Ihre Katze in der Konzentration beeinträchtigen. Nehmen Sie Ihre Katze auf den Schoß und schalten Sie den Apparat ein. Streicheln Sie die Katze und drehen Sie ihren Kopf zum Bildschirm (kraulen Sie sie unter der rechten Backe, um den Kopf nach links zu schwenken). Sie dürfen eine Katze nie zum Fernsehen zwingen. Sie muß es von selbst entdecken. Manchmal hilft es, die Aufmerksamkeit der Katze auf den Film zu lenken, indem man leicht an den Bildschirm klopft.«
    Ich probierte das alles an Eisbär aus – selbst das mit dem »Kopf nach links«, das ich gar nicht verstand. Aber nichts wirkte. Vielleicht, dachte ich mir, sollte er lieber allein fernsehen, ohne mich. Aber ein großes »Vorsicht!« auf der

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