Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
Vom Netzwerk:
Katzenmutter, gleich welcher Rasse, übertroffen. Ich fand unter meinen Briefen einige schlagende Beispiele, von denen ich nur zwei anführen möchte. Das erste lieferte mir der Brief einer Frau, die in einer Winternacht eine sehr wilde herrenlose Katze rettete, die sie Lady Jane nannte:
    »Eines Abends hörte ich den Hilfeschrei eines jungen Kätzchens; zuerst glaubte ich, es sei ein Vogel gewesen. Ich ging nach vorn, um nachzusehen, und da stand Jane. Ungefähr drei Schritte entfernt war ein junges Kätzchen. Seine Augen waren schon offen, aber es konnte noch nicht richtig laufen. ›Jane‹, sagte ich, ›ist das dein Kleines?‹ – ›Ich habe dieses Kätzchen nie vorher in meinem Leben gesehen‹, antwortete sie. ›Jane, es ist aber keine andere Katze in der Nähe, und dieses Kleine ist bestimmt nicht von selbst hierher gekommen.‹ – ›Nichts da‹, erklärte sie. ›Mir gehört’s nicht‹. Ich seufzte nur und nahm das Kätzchen mit ins Haus. Weniger später, als ich meinem Mann gerade das Kleine zeigte, hörte ich wieder dieses durchdringende Schreien.
    Und wieder ging ich hinaus. Diesmal waren noch zwei kleine Katzen da, und Jane stand ihnen viel näher. Ich sah sie an, und sie sah mich an. ›Jane‹, sagte ich, ›wenn du dir einbildest, daß ich drei junge Katzen durchfüttere, dann täuschst du dich‹. Ich nahm die Kätzchen auf den Arm, ich nahm Jane auf den Arm (das erste und einzige Mal, daß sie sich das gefallen ließ) und ging ins Haus. Jane sagte: ›Ach, da ist ja mein anderes Kleines!‹ Mutter und Kinder ließen sich in unserem damaligen grünen Zimmer nieder (Sie werden nie erraten, in welcher Farbe es heute gestrichen ist) und gediehen prächtig.«
    Im zweiten Beispiel ging es um eine herrenlose Katze namens Shady, die sich ein Ehepaar zu ihren Wohltätern erkoren hatte. Zu Beginn war Shady nicht bereit, ihre Freiheit aufzugeben. Sie pflegte ab und zu im Haus zu erscheinen, um sich füttern zu lassen, ließ sich hin und wieder auch einmal säubern und bürsten, aber das war auch alles. Niemals blieb sie über Nacht. Bald zeigte sich jedoch, daß Shady trächtig war. Und eines Abends verschwand sie und ließ sich lange nicht mehr blicken. Erst viele Tage später tauchte sie wieder auf – viel zu spät zum Abendessen –, diesmal schlank und rank. Und wieder verschwand sie jeden Abend nach dem Abendessen, zweifellos, um sich um ihre Jungen zu kümmern.
    Das Ehepaar suchte überall nach Shadys Jungen, aber ohne Erfolg.
    »Mit der Zeit begannen wir uns zu fragen, ob die kleinen Katzen überhaupt noch am Leben seien. Aber eines Tages, genau sechs Wochen nachdem sie geworfen hatte, erschien Shady zu völlig ungewohnter Stunde bei uns, nämlich morgens um Viertel vor neun. Und ihr folgte ein entzückendes, pummeliges kleines Kätzchen. Sie brachte ihr Kleines direkt zu uns, bat miauend um ein Frühstück und verbrachte dann den Nachmittag bei uns. Aber am Abend verschwand sie wieder. Das Kleine ließ sie uns zurück.
    Wir glaubten, sie hätte nur ein Junges. Aber da täuschten wir uns. Als sie das nächste Mal kam, brachte sie noch zwei Kätzchen mit. Und dann noch einmal drei. Endlich blieb Shady für immer.«
    Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Zwei der jungen Katzen waren deformiert, der einen fehlte das rechte Vorderbein, der anderen das rechte Hinterbein. Der Tierarzt erklärte, solche Katzen würde kein Mensch nehmen; es wäre das beste, sie einschläfern zu lassen. Das Ehepaar ging zu einem anderen Tierarzt – ja sie suchten insgesamt vier weitere Tierärzte auf, und überall bekamen sie das gleiche zu hören. Es sei das beste, die deformierten Katzen einzuschläfern. Aber sie waren anderer Meinung. Sie inserierten in mehreren Zeitungen und hängten überall Zettel auf.
    »Eine Kundin des Kosmetiksalons, in dem ich arbeitete, bemerkte einen unserer Zettel mit dem Foto der beiden deformierten Katzen. Sie rief uns an und sagte, sie wolle vorbeikommen und sich die Kleinen ansehen. Sie erzählte mir, sie sei mit ihrer Familie erst vor kurzem aus einer Wohnung ausgezogen, wo Haustiere nicht erlaubt gewesen waren, und nun suche sie ein Tier für ihre zwölfjährige Tochter. Mutter und Tochter kamen wie vereinbart zur Katzenbesichtigung und waren sofort hingerissen von Peg und Chester. Nach einer kurzen Besprechung beschlossen sie, beide mitzunehmen. Wir erfuhren später, daß der Ehemann dieser Kundin und der Vater des kleinen Mädchens armamputiert war, und das Kind, das Peg und

Weitere Kostenlose Bücher