Die Katze riecht Lunte
Richmond offenhalten.«
»Du bist ein politisches Risiko geworden.«
»Ich habe mich unbeliebt gemacht, aber das gibt sich. Bei der nächsten öffentlichen Versammlung Ende des Monats lege ich einen Plan für an Gegenleistungen gekoppelte Sozialleistungen vor, der Arbeitsplätze und neuen Wohnraum schafft. Der Plan ist gut und wird den Bezirk nicht viel kosten. Ein Prozent Aufschlag auf Luxuskäufe innerhalb des Bezirks.«
Sie fragte sich, ob er ein Schwachkopf war oder sich absichtlich vage ausdrückte. »Verlockend. Archie, ich möchte, dass du ausziehst. Wenn du diese Affäre beenden kannst, bring deinen Saustall in Ordnung, dann können wir uns unterhalten.«
»Du kannst mich nicht aus meinem eigenen Haus werfen.«
»Ich kann und ich werde. Deine Klamotten sind gepackt. Dein Computer und deine Disketten sind in der schwarz-weißen Kiste. Alles ist ordentlich in dem Anhänger in der Garage verstaut, der an deinen Land Rover gekoppelt ist. Wenn du bis Mittag nicht hier raus bist, rufe ich den Sheriff an. Ich denke, so lange wirst du brauchen, um einzupacken, was du sonst noch mitnehmen willst.«
»Und was soll der Sheriff deiner Meinung nach tun?«, fragte Archie streitlustig.
»Dich rauswerfen, weil ich dich anzeigen werde wegen Misshandlung deiner Ehefrau. Das bedeutet das Ende deiner Karriere. Ein für alle Mal.« Er lief in die Garage. Sie hatte nicht geblufft. Dort stand ein beladener Anhänger. Er rannte in die Küche. Aileen war dabei, die Spülmaschine auszuräumen.
»Und wo soll ich bitte schön wohnen?«
»Blair Bainbridge hat gesagt, er bringt dich in seinem Gästezimmer unter. Wenn das nicht hinhaut, in der Second Street/Ecke High Street ist eine Wohnung zu vermieten. Siebenhundertfünfzig Dollar im Monat. Die Nummer steht auf einem Haftzettel an deinem Lenkrad.« Sie machte die Spülmaschinentür zu. »Und ich habe deiner Mutter Bescheid gesagt.«
»Warum regierst du nicht die Welt?«
»Gute Idee.«
33
Der Daily Progress, der ausgebreitet auf dem Tisch lag, brachte den Bericht über Tommy Van Allen auf der Titelseite. Pewter saß auf der Zeitung. Die große Neuigkeit war, dass man Kokain in seinem Blut gefunden hatte.
Im Postamt herrschte Hochbetrieb. Die Leute waren erschüttert, und jeder hatte seine eigene Theorie. Niemand war auf den Anblick von Tommys Witwe Jessica gefasst, die am Steuer von Tommys feuerrotem Porsche die Main Street entlangfuhr.
Harry und Mrs Murphy bemerkten sie als Erste. »Sie hätte wenigstens warten können, bis er kalt ist.« Als ihr klar wurde, was sie da gesagt hatte, fügte sie rasch hinzu: »Verzeihung.«
Die Menschen, die sich im Postamt drängten, redeten alle auf einmal. Reverend Jones war noch immer nicht darüber hinweggekommen, dass Tommys Fliegerjacke auf dem Sitz seines Transporters gefunden worden war. Big Mim erklärte, die Leute hätten keine Manieren mehr, deshalb sollten sie sich über das Benehmen von Mrs Van Allen nicht wundern – die ursprünglich aus Crozet stammte und jetzt aus Aiken gekommen war. Man munkelte, dass sie einen Polospieler zum Geliebten hatte, der diskret in South Carolina geblieben war. Tally Urquhart sortierte ihre Post. Sarah Vane-Tempest erklärte, die ganze Welt sei verrückt geworden. Susan Tucker ermahnte die Anwesenden, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
Als Blair hereinkam, krallte ihn sich Big Mim sofort.
»Was halten Sie davon?«
»Es ist makaber«, erwiderte er.
»Nicht das. Was halten Sie von …« Sie brach mitten im Satz ab, weil sie Archie Ingram gesichtet hatte, der mit einem Anhänger hinter seinem Land Rover vorüberfuhr. »Was um Himmels willen -?«
Blair schluckte. »Verdammt. Verzeihung, Mrs Sanburne. Ich muss gehen.«
»Blair, deine Post«, rief Harry ihm nach.
Er schloss die Tür, ohne sie gehört zu haben.
»Ist das nicht höchst sonderbar?« Miranda Hogendobber ging zur Tür.
Cynthia Cooper fuhr vor, ebenso Ridley Kent, der selbst in einem alten Tweedsakko elegant aussah. Er verbeugte sich und hielt Cynthia die Tür auf, während Miranda zurücktrat. Cooper wünschte, Ridleys Höflichkeit würde von aufrichtigem Interesse künden, wusste aber, dass dem nicht so war.
Alle begrüßten sich.
»Ich wusste, dass ich die Truppe hier finden würde«, murmelte Cynthia und ging zu ihrem Postfach.
Tucker saß vor dem Eingang. Sie konnte sich von den Katzen erzählen lassen, wer was zu wem gesagt hatte. Sie wollte die Autos beobachten und Gesprächsfetzen auf dem Parkplatz
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