Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Mobiltelefon. Er wählte und erreichte Archies Anrufbeantworter. »Hallo, hier spricht H. Vane-Tempest für Archie Ingram. Ruf mich morgen nach neun an. Bis dann.« Er klappte das Handy zusammen und legte es auf den Teewagen. »Jetzt kann ich Sheriff Shaw wohl kaum anrufen, nicht?« Er hielt inne, seine Züge verdüsterten sich. »Ich mochte Tommy Van Allen. Du auch?«
    »Ja.«
    »Furchtbare Geschichte.«
    Sie setzte sich auf das Chintzsofa, schmiegte sich an ihn. »Henry, du musst vorsichtig sein, hörst du. Ich will dich nicht verlieren.«
    »Versprochen.« Er beugte sich vor und küsste sie.

 
32
     
    Fliedersträucher umgaben den gepflasterten Hof hinter Archies Haus in Ivy Farms. Einst hatten offene Weideflächen den sprudelnden Ivy Creek gesäumt, bevor das Gebiet Anfang der 70er-Jahre als Bauland ausgewiesen wurde. Heute war das Gelände mit Eigenheimen der oberen Mittelschicht und gepflegten Anlagen übersät und hatte alle Spuren seines bäuerlichen Erbes eingebüßt.
    Aileen Ingram, Vorsitzende des Jefferson Environmental Council, verdiente ganz anständig. Was ihr an Geld übrig blieb, steckte sie in Heim und Garten. Archie schätzte ihre häuslichen Gaben, und er schätzte seine Frau. Ihr liebenswerter Charakter verstärkte nur sein schlechtes Gewissen.
    Er saß auf dem Brown-Jordan-Liegestuhl und atmete den Fliederduft ein. Er erschrak, als Aileen neben ihm auftauchte.
    »Ich muss eingedöst sein.«
    »Arch, die Kaution betrug zweitausendfünfhundert Dollar. Blair Bainbridge hat mir das Geld geliehen, und ich weiß nicht mal, warum er seine Hilfe angeboten hat. Die Rechnungen deines Anwalts werden den Betrag noch verdoppeln. Ich weiß nicht, was los ist. Du redest nicht mit mir. Ich glaube, du redest mit niemandem. Du sonderst dich ab. Du solltest zurücktreten, bevor es zu spät ist.«
    »Zu spät wofür?«
    »Deine politische Laufbahn ist beendet. Wahre dein Gesicht, solange du noch kannst.«
    »Nein.«
    »Du bist verrückt.«
    »Nein. Das Schlimmste, was ich verbrochen habe, ist, die Beherrschung zu verlieren.«
    »Cynthia Cooper ins Gesicht zu schlagen war dämlich.«
    Er legte den rechten Fuß übers linke Knie und hielt sich den Knöchel. »Meine Amtszeit läuft nur noch ein Jahr. Ich werde nicht wieder kandidieren. Neuwahlen würden den Bezirk zu viel kosten.«
    »Der Bürgermeister würde einen Interimsabgeordneten ernennen.«
    »Du hast hinter meinem Rücken Fäden gezogen!«
    »Nein. Ich habe versucht, von deinem Ruf zu retten, was ich konnte.« Sie drehte ihren schmalen goldenen Ehering am Finger. »Aber ich glaube nicht, dass ich unsere Ehe retten kann. Dazu gehören zwei.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass du eine andere hast – oder mehrere. Du hängst nicht mit Tommy Van Allen oder Blair Bainbridge herum, ohne mit ihren Verflossenen rumzumachen.«
    »Das verbitte ich mir!« Er wurde rot.
    »Was? Dass ich dich erwischt habe oder dass ich dir unterstelle, dich mit ihren abgelegten Weibern zu vergnügen, statt selbst eine Frau aufs Kreuz zu legen?« Ihre Stimme war eisig. »Deine Eitelkeit ist rührend, in deiner Situation.«
    »Ich gebe zu, ich habe meine Schwächen. Ich kann mich selbst nicht besonders leiden, aber« – er erwärmte sich für das Thema – »ich bemühe mich, Geld für uns beiseitezuschaffen. Einen Haufen Geld. Ich brauche noch ein Jahr. Dann bin ich nicht mehr Bezirksabgeordneter und werde mein Leben nicht mehr in diesen langweiligen Versammlungen verplempern, wo die Leute an allem rummäkeln, was ich tue. Ich kann mich anderen Beschäftigungen widmen, zum Beispiel der, dich wieder glücklich zu machen.«
    »Geld ist besser als keins, aber ich warte nicht noch ein Jahr, bis du mit dir klarkommst. Du hast mich belogen.«
    »Hab ich nicht.«
    »Verschweigen ist auch eine Art Lüge.«
    »Welcher Mann kommt schon nach Hause und verkündet seiner Frau, dass er eine Affäre hat? Ich habe gesagt, ich bin nicht stolz auf mich.« Er senkte den Blick, hob ihn dann wieder. »Hast du einen Detektiv auf mich angesetzt?«
    »Nein. Jeder Detektiv hier in der Gegend kennt den Sheriff. Wenn dich jemand beschatten würde, käme Rick Shaw auf der Stelle dahinter. Er wird vom Bezirk bezahlt. Du bist Abgeordneter. Ich habe meinen Stolz und meine Neugier heruntergeschluckt.«
    »Es tut mir leid, Aileen.«
    »Mir auch.«
    »Ich kann nicht zurücktreten. Ich kann dir das später erklären, aber jetzt nicht. Ich muss am Ball bleiben und meine Verbindungen nach

Weitere Kostenlose Bücher