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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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holen.
    »Nimm deine Pistole mit«, sagte Pewter.
    Harry schob den grauen Kasten zurück, dann hielt sie inne. Sie zog ihn heraus und öffnete ihn. Der polierte Chromlauf glänzte. Sie mochte Revolver. Sie lagen besser in der Hand als andere Faustfeuerwaffen. Als Mädchen vom Land war Harry mit Pistolen und Gewehren aufgewachsen. Sie wusste mit ihnen umzugehen. In der Stadt waren Waffen widersinnig, doch auf dem Land waren sie sehr sinnvoll, vor allem in der Tollwutzeit. Theoretisch trat die Tollwut das ganze Jahr über auf, aber Harry stellte im Frühjahr gewöhnlich einen Aufschwung fest. Es war eine furchtbare Krankheit, eine entsetzliche Todesart für ein Tier und zudem gefährlich für jedermann.
    »Nimm die Pistole mit.« Tucker keuchte vor Nervosität.
    Harry nahm ein durchsichtiges Hartplastikpäckchen mit Patronen heraus. Sie legte Munition und Waffe aufs Bett, dann zog sie ihre Socken an, stieg in ihre Jeans, warf ihr kariertes Hemd über, fuhr schließlich in die alten Stiefel und steckte das Päckchen in die Hemdtasche. Obwohl die Waffe nicht geladen war, sah sie zur Sicherheit noch einmal nach. Dann trug sie die Waffe zum Transporter und legte sie ins Handschuhfach.
    Sie ging wieder ins Haus, um ihre Handtasche und die Tiere zu holen: »Aufbruch!«
    Tucker stürmte durch die Fliegentür. Die Katzen folgten, rasten dann aber in den Stall.
    »Murphy, komm jetzt her!« Harry legte eine Hand auf die Chromstange, die sie außen an beiden Türen angebracht hatte, um sich hinaufschwingen zu können.
    »Vergiss es.« Tucker nahm auf dem Sitz Platz.
    Harry ließ sich wieder herunterfallen. Sie stapfte zum Stall. Neugierig kamen die Pferde ans Tor.
    Harry brachte sie jeden Morgen als Erstes ins Freie.
    »Sie ist stinkwütend«, sagte Tomahawk zu Gin Fizz.
    »Allerdings.«
    Poptart trat zu ihnen. Menschliche Ausbrüche amüsierten sie, solange sie nicht auf ihrem Rücken stattfanden.
    »Gehen wir!« Harry stampfte durch den Mittelgang. Keine Katze in Sicht, nicht mal ein Pfotenabdruck.
    Die beiden Katzen hatten sich hinter einem Heuballen auf dem Boden versteckt. Ein verräterischer Halm flog herunter und wirbelte durch die frühe Morgensonne.
    »A-ha!« Harry kletterte die Leiter so geschwind hinauf, dass man sie für eine Katze hätte halten können.
    »Weg hier!« Murphy schoss aus ihrem Heuballen hervor und stürmte zum hinteren Teil des Heubodens, wo die Ballen höher gestapelt waren.
    Pewter machte sich ganz flach, und Harry stampfte vorbei, ohne sie zu sehen. Dann drehte die Katze leise um und ließ sich hinter eine alte Satteltruhe fallen, die mit einem Sammelsurium von Gebissen, Zügeln und altem Werkzeug abgestellt worden war.
    Harry reckte den Hals, um hinter die Heuballen zu sehen. Ein leuchtendes Augenpaar starrte ihr entgegen.
    »Geh zur Arbeit.«
    »Komm da raus.«
    »Nein.«
    Sie sah auf die Uhr, die alte Bulova ihres Vaters. »Verdammt.«
    »Geh schon.«
    »Ich weiß, dass du Gemeinheiten zu mir sagst.«
    »Nein, tu ich nicht.« Murphy missfiel Harrys Fehlinterpretation ihres Miauens. »Nun geh schon.«
    Harry sah wieder auf die Uhr. »Dass du mir ja im Haus bist, wenn ich zurückkomme.«
    »Versprochen.«
    »Ich auch«, rief Pewter.
    Harry legte Hände und Füße außen um die Holme der Leiter und rutschte hinunter. Als sie zu ihrem Transporter ging, platschte ihr ein dicker Regentropfen auf die Wange.
    »Der Mann vom Wetterbericht hat gesagt, es regnet erst nach Mitternacht.«
    Tucker, die auf dem Fahrersitz saß, bemerkte: »Er hat gelogen.«

 
36
     
    Die beiden Katzen gingen zu Simons Nest hinüber. Simon machte ein Auge auf und wieder zu.
    »Ich weiß, dass du wach bist.« Murphy kitzelte das Opossum mit ihrem Schwanz an der Nase.
    »Ich bin müde. Ich war die ganze Nacht draußen auf Streifzug«, grummelte er.
    »In der Futterkammer.« Pewter lachte.
    »Leg dich wieder schlafen. Ich leih mir die Karte aus, die ich hier verstaut habe. Ich bring sie dir nachher zurück.«
    »Ist gut.« Er machte die Augen wieder zu.
    Sie trugen die Karte zu der offenen Heubodentür, falteten sie auseinander und studierten sie.

    »Es ist die Wasserscheide, wie du gesagt hast.« Pewter setzte sich auf die Ecke.
    »Ich würde gerne wissen, was die einzelnen Quadrate bedeuten. Hast du eine Ahnung?«
    »Nein. Sie sind in der Wasserscheide oder grenzen daran.«
    »Komm, legen wir die Karte zurück. Vielleicht kommt ja ein günstiger Zeitpunkt, um sie den Menschen zu zeigen.«
    Der Blauhäher flitzte am Heuboden

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