Die Katze riecht Lunte
vorüber, erspähte die Katzen und kreischte: »Thunfischstinker!«
Pewter wollte sich auf den Vogel stürzen, doch Murphy hielt sie zurück. »Lass dich doch von dem nicht provozieren. Willst du vom Heuboden fallen?«
»Ich will den Vogel umbringen, und wenn es das Letzte ist, was ich tu.«
»Beherrsch dich.«
Schimpfend legte Pewter die Karte in Simons Nest zu seinen sich ständig mehrenden Schätzen. Der jüngste Fund war ein gerissener Keilriemen.
»Mrs Murphy, lass uns heute mal gar nichts tun. Überhaupt nichts.«
»Gute Idee.«
37
Der schwere grüne Range Rover, für seinen Besitzer mit einem Weidenkorb von Harrods ausgestattet, rollte pünktlich um 14 Uhr 55 in Blair Bainbridges Zufahrt. Mrs Murphy und Pewter, die den halben Weg über Blairs Heuwiese schon zurückgelegt hatten, sahen Sir H. am Steuer. Er trug einen Crocodile-Dundee-Hut, der gut zu seiner Safarijacke passte.
Vane-Tempest hielt nichts von Schnäppchen, wenn er den vollen Preis bezahlen konnte. Seinen Anzug hatte er bei Hunting World in Paris erstanden. Die Franzosen hatten ihn nach Strich und Faden ausgenommen.
Der Regenschauer am Morgen hatte den Himmel blank geputzt bis auf die mächtigen Kumuluswolken, die über die Berge lugten.
Pewter konnte Matsch nicht ausstehen. Sie hasste es, wenn er zwischen ihren Zehen Würmchen bildete. Sie musste warten, bis er getrocknet war, und ihn dann mit den Zähnen herauspicken. Mrs Murphy, nicht gerade nachlässig in ihrer Körperpflege, war nicht ganz so penibel wie Pewter. Aber auf Pewters glänzend grauem Fell war ja auch jeder Fleck zu sehen, wogegen Mrs Murphys braun-schwarze Streifen alle Unvollkommenheiten verbargen.
Pewter empfand ihre Farbe als etwas Besonderes, Begehrenswerteres als das Tigermuster ihrer Freundin. Tigerkatzen gab es schließlich wie Sand am Meer.
Die Katzen kamen an der Verandatür an, als Sir H. Vane-Tempest aus seinem Rover stieg. Er hatte abgenommen, seit er dreifach durchbohrt worden war, und sah erheblich besser aus als vorher.
Er klopfte an die Tür.
»Komm rein, H.« Blair kam ihm entgegen. »Arch ist im Wohnzimmer.«
Mrs Murphy sauste zwischen Blairs langen Beinen hindurch. Pewter hinterher. »Ihr Racker!« Er lachte.
Während Blair Getränke servierte, schlichen Murphy und Pewter zur Wohnzimmertür. Vane-Tempest sah sie, als er ins Haus trat, achtete aber kaum auf sie. Für ihn waren Katzen bloß dumme Tiere.
»Arch -« Vane-Tempest nickte ihm zu.
»H.«, erwiderte Arch kühl. »Wie bist du Sarah entkommen?«
»Ich habe dir doch gesagt, sie wird tun, was ich ihr sage.« Auf seiner Stirn bildete sich eine Falte. »Boom Boom ist gekommen, um ihr lindernde Kräuter zu verabreichen. Guck mich nicht so an – das sind ihre Worte, lindernde Kräuter.«
»Verkauft sie immer noch das Kräuterzeugs? Wie nennt sie das noch mal, Aromatherapie?«
»Ja. Die Mädels gehen auf Einkaufstour. Boom Boom wird ihr von ihrer jüngsten Läuterung berichten. Sarah wird ihren Zorn vergessen, aber vorschlagen, dass wir es beide mit Lifeline versuchen. Das ist Boom Booms neueste Erlösungsmasche – sie ist so berechenbar.« Er lachte.
Archie lachte nicht. »Keine Frau ist berechenbar. Meine hat mich rausgeschmissen.«
»Das legt sich. Zeige Zerknirschung. Kauf ihr ein neues Auto oder so was.«
»So reich bin ich nicht.« Archie wandte sich missmutig ab und sah Mrs Murphy unter dem Couchtisch sitzen.
»Das wird sich ändern.«
»Blair«, rief Archie ungeduldig.
»Komme schon.« Er trug ein Silbertablett mit zwei Karaffen aus irischem Kristall und drei passenden Gläsern herein. »Sherry, wenn euch danach ist, oder Glenlivet.«
Vane-Tempest blickte sehnsüchtig auf den Scotch, dann seufzte er. »Einen Kaffee oder auch Tee. Bisschen früh für Tee, aber ich werd’s überleben. Ich muss mich einschränken.« Er deutete auf den Alkohol.
»Also Tee. Arch?«
»Nichts, danke. Was macht diese Katze schon wieder hier? Harrys Katze.« Pewter sah er nicht. Sie hatte sich hinter einen Ohrensessel geduckt.
»Ich muss doch sehr bitten.« Murphy schlenderte keck in die Mitte des Raumes.
»Zwei Tage hintereinander. Ich stehe scheinbar hoch im Kurs.« Blair liebte Harrys Katzen.
»Schaff Murphy hier raus«, brummte Archie.
»Bist du allergisch?«, erkundigte sich Vane-Tempest höflich.
»Auf diese verdammte Katze schon. Sie hat mich auf der Versammlung zum Narren gemacht.«
»Dazu hast du die Katze nicht gebraucht«, bemerkte Vane-Tempest trocken.
»Ich traue ihr nicht
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