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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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ins Stocken, das aus einem mächtigen, hohlen Baum drang. Er hatte den gewaltigen Kreis aus Steinen umgangen, weil ihm im Augenblick an einer Unterhaltung mit den Zoogs nichts lag; aber wie das wunderliche Geflatter in dem dicken Baum bewies, wurden anderswo wichtige Beratungen abgehalten. Beim Näherkommen vernahm er die Laute einer erbitterten und hitzigen Diskussion; und nicht lange, da kamen ihm Dinge zu Ohren, die ihn zutiefst betroffen machten. Denn in dieser vornehmen Versammlung der Zoogs stand ein Feldzug gegen die Katzen zur Debatte. Alles rührte vom Verlust jenes Trupps her, der Carter bis nach Ulthar nachgeschlichen war, und von den Katzen wegen seiner ungebührlichen Absichten die gerechte Strafe empfangen hatte. Die Sache hatte lange geschwelt, und jetzt, oder wenigstens binnen Monatsfrist, wollten die gerüsteten Zoogs die ganze Katzensippe mit einer Serie von Überraschungsangriffen treffen, einzelne Katzen oder Gruppen im Handstreich erledigen und nicht einmal den Myriaden Katzen von Ulthar eine echte Chance zum Exerzieren und Mobilisieren lassen. So lautete der Plan der Zoogs, und Carter begriff, daß er ihn vereiteln mußte, ehe er sich auf seine ungeheure Suche begab.

    Ganz leise stahl sich Carter deswegen zum Waldrand und schickte den Schrei der Katze über
    die sternhellen Felder. Und eine große, alte Kätzin in einem nahegelegenen Cottage nahm die Botschaft auf und leitete sie über Meilen welliger Wiesen weiter an große und kleine, schwarze, graue, getigerte, weiße und bunte Krieger; und sie hallte durch Nir und über den Skai, ja sogar bis nach Ulthar hinein, und Ulthars zahllose Katzen fielen im Chor ein und formierten sich in Marschlinie. Es war ein Glück, daß der Mond nicht am Himmel stand, denn so weilten alle Katzen auf der Erde. In geschwinden und stillen Sätzen sprangen sie von jedem Herd und Dach und ergoßen sich in einem riesigen, pelzigen Meer über die Ebenen bis zum Waldrand. Dort hieß sie Carter willkommen, und der Anblick wohlgestalteter, gesunder Katzen tat seinen Augen wirklich wohl nach jenen Wesen, die ihm begegnet waren und mit denen er den Abgrund durchwandert hatte. Erfreut bemerkte er, daß sein venerabler Freund und vormaliger Retter die Abteilung Ulthars anführte, ein Rangabzeichen um den Hals und mit martialisch gesträubten Schnurrhaaren. Es kam noch besser, denn als Unterleutnant diente in dieser Armee ein lebhafter junger Bursche, der sich als niemand anders entpuppte, als das winzig kleine Kätzchen aus dem Gasthof, dem Carter an jenem lang entschwundenen Morgen in Ulthar ein Schälchen mit fetter Sahne hingestellt hatte. Jetzt war es ein stämmiger und vielversprechender Kater, und als er seinem Freund die Hand schüttelte, schnurrte er. Sein Großvater sagte, er mache sich in der Armee ausgezeichnet und dürfe nach dem nächsten Feldzug wohl auf den Kapitänsrang hoffen.

    Carter umriß jetzt die Gefahr, in der der Katzenstamm schwebte, und wurde dafür durch ein tiefkehliges, dankbares Geschnurr belohnt. Er beriet mit den Generälen einen sofortigen Aktionsplan, der vorsah, unverzüglich auf den Versammlungsplatz der Zoogs und andere bekannte Zoogfestungen loszumarschieren, ihren Überraschungsattacken zuvorzukommen und ihnen Bedingungen aufzuzwingen, ehe sie ihre Invasionsarmee mobilisierten.

    Daraufhin überflutete das große Katzenmeer im Nu den Verwunschenen Wald und brandete um den Ratsbaum und den gewaltigen Steinzirkel.

    Flatterlaute steigerten sich ins Panische, als der Feind die Neuankömmlinge bemerkte, und die verstohlenen und neugierigen, braunen Zoogs leisteten wenig Widerstand. Sie sahen, daß sie im voraus geschlagen waren und gaben die Rachegedanken zugunsten von Überlegungen zur augenblicklichen Selbsterhaltung auf.

    Die Hälfte der Katzen setzte sich nun in Kreisformation um die gefangenen Zoogs, wobei sie einen Gang für die zusätzlichen Gefangenen freiließen, die von anderen Katzen in anderen Teilen des Waldes aufgebracht wurden. Bei der langen Diskussion der Abmachungen wirkte Carter als Dolmetscher, und man beschloß, daß die Zoogs ein freier Stamm bleiben sollten unter der Bedingung, daß sie an die Katzen einen reichen Tribut von Waldhühnern, Wachteln und Fasanen aus den weniger fabulösen Gebieten des Waldes entrichteten. Zwölf junge Zoogs wollte man als Geisern im Tempel der Katzen in Ulthar halten, und die Sieger ließen keinen Zweifel daran, daß jedes Verschwinden von Katzen entlang der Grenzen der Zoogdomäne

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