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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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dicht am Ufer des Oukranos und pfiff den munteren und irisierenden Fischen des kristallenen Flusses zu, und andere Male blieb er inmitten der wispernden Binsen stehen und blickte zum großen, schwarzen Wald auf der anderen Seite hinüber, dessen Bäume bis ans Flußufer wuchsen. In früheren Träumen hatte er wunderliche, schwerfällige Buopoths scheu aus dem Wald treten sehen um zu trinken, aber jetzt entdeckte er nicht einen einzigen. Einmal hielt er inne, um einen fleischfressenden Fisch zu beobachten, der einen fischenden Vogel fing, indem er ihn mit seinen in der Sonne glänzenden Schuppen aufs Wasser hinaus lockte, und dann mit seinem enormen Maul am Schnabel packte, als der geflügelte Jäger auf ihn herabstoßen wollte.

    Gegen Abend erklomm er eine flache, grasbewachsene Erhebung und sah vor sich, flammend im Sonnenuntergang, die tausend vergoldeten Turmspitzen von Thran. Unvorstellbar luftig streben die Alabasterwälle dieser unglaublichen Stadt auf; sie neigen sich gegen die Mauerkrone zu schräg nach innen und sind aus einem Guß geformt, doch wie weiß kein Mensch, denn sie sind älter als die Erinnerung. Aber so luftig sie mit ihren hundert Toren und zweihundert Türmchen auch sind, die Turmgruppen im Inneren, schneeweiß unter ihren goldenen Helmen, sind noch luftiger; und die Menschen in der umliegenden Ebene sehen sie gen Himmel schießen, manchmal leuchtend klar, manchmal die Spitzen in Wolkenund Nebelgewirr und manchmal weiter unten von Wolken umlagert, die höchsten Zinnen frei über dem Dunststrahlend. Und wo sich Thrans Tore zum Fluß öffnen, liegen große Marmorkais, an denen geschmückte Galionen aus Zedern-und Kalamanderholz ruhig vor Anker schaukeln und fremdartige, bärtige Seeleute auf Fässern und Ballen mit den Hieroglyphen ferner Länder sitzen. Landeinwärts, hinter den Mauern, erstreckt sich das Farmland, wo kleine weiße Cottages zwischen flachen Hügeln träumen und sich enge Straßen mit vielen Steinbrücken anmutig zwischen Flüssen und Gärten winden.

    Durch dies grünende Land schritt Carter am Abend und sah wie das Zwielicht vom Strom zu den wundervollen, goldenen Turmspitzen Thrans hochflutete. Und genau zur Stunde der Dämmerung erreichte er das südliche Tor, und eine Wache in roter Robe hielt ihn so lange auf, bis er drei unglaubliche Träume erzählt hatte und sich somit als Träumer auswies, der würdig war, auf Thrans steilen, mysteriösen Straßen zu wandeln und die Bazare zu durchstreifen, wo die Waren der geschmückten Galeeren feilgeboten wurden. Dann betrat er diese unglaubliche Stadt; durch eine so dicke Mauer, daß das Tor ein Tunnel war, und danach über krumme und gewundene Wege, die sich tief und eng zwischen den himmelstürmenden Türmen schlängelten. Licht fiel aus vergitterten Balkonfenstem, und der Klang von Lauten und Pfeifen stahl sich zaghaft aus Innenhöfen, wo Marmorfontänen sprudelten. Carter kannte seinen Weg und steuerte durch dunklere Straßen zum Fluß hinunter, wo er in einer alten Hafentaveme die Kapitäne und Seemänner traf, die er aus Myriaden anderer Träume kannte. Hier buchte er seine Überfahrt nach Celephais auf einer großen, grünen Galione, und hier blieb er über die Nacht, nachdem er ernsthaft mit der ehrwürdigen Katze dieses Gasthofes gesprochen hatte, die vor einem enormen Herd verschlafen blinzelte und von alten Kriegen und vergessenen Göttern träumte.

    Am Morgen begab sich Carter an Bord der Galione, die nach Celephais segelte und saß im Bug, als die Leinen losgemacht wurden und die lange Fahrt hinunter zur Cerenäischen See begann. Auf Meilen glichen die Ufer denen des Flußoberlaufs vor Thran; ab und zu erhob sich auf den ferneren Hügeln rechterhand ein merkwürdiger Tempel und dann lag wieder ein verträumtes Städtchen mit steilen, roten Dächern und in der Sonne ausgelegten Netzen am Ufer. Eingedenk seiner Suche, befragte Carter alle Matrosen ausführlich über diejenigen, denen sie in den Tavernen von Celephais begegnet waren und erkundigte sich nach den Namen und Gewohnheiten der seltsamen Männer mit engen Augen, großen Ohrläppchen, schmalrückigen Nasen und spitzen Kinnen, die in dunklen Schiffen aus dem Norden kamen und ihr Onyx gegen die bearbeitete Jade, das gesponnene Gold und die kleinen, roten Singvögel von Celephais tauschten. Von diesen Männern wußten die Seeleute kaum etwas, außer daß sie nur selten sprachen und anderen eine gewisse Scheu einflößten. Ihre weitentfernte Heimat hieße Inquanok,

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