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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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äußerst verheerende Folgen für sie nach sich ziehen würde. Als diese Angelegenheiten geregelt waren, lösten die versammelten Katzen ihre Reihen auf und erlaubten es den Zoogs, sich in ihre jeweiligen Behausungen davonzumachen, was diese dann auch unter manch feindseligem, rückwärts gerichteten Blick eilends taten.

    Der alte Katzengeneral bot Carter eine Eskorte durch den Wald an, egal zu welchem Saum, denn er hielt es für wahrscheinlich, daß die Zoogs einen bitteren Groll gegen Carter hegten, weil er ihr kriegerisches Vorhaben durchkreuzt hatte. Dies Angebot nahm er dankend an; nicht nur wegen der Sicherheit, die es ihm verschaffte, sondern weil er die grazile Gesellschaft der Katzen schätzte. So schritt Randolph Carter inmitten eines schmucken und ausgelassenen Regiments, entspannt nach erfolgreicher Pflichterfüllung, würdevoll durch jenen verwunschenen und phosphoreszierenden Wald aus titanischen Bäumen und sprach mit dem alten General und dessen Enkelsohn über seine Suche, während sich andere aus dem Zug in fantastischen Luftsprüngen ergingen oder gefallenen Blättern nachjagten, die der Wind über die Pilze dieses vorzeitlichen Bodens trieb. Und der alte General meinte, er habe viel über den unbekannten Kadath in der kalten Öde gehört, wisse aber nicht, wo er zu finden sei. Was die wunderbare Stadt im Sonnenuntergang betreffe, so hätte er davon nicht einmal gehört, wolle aber gern alles übermitteln, was er in Zukunft vielleicht noch darüber erfahren würde. Er vertraute dem Sucher ein sehr wertvolles Losungswort der Katzen vom Traumland an und verwies ihn ausdrücklich an den alten Führer der Katzen in Celephais, wohin sein Weg ja führe. Dieser alte Führer, den Carter schon flüchtig kannte, sei eine ehrwürdige Malteserkatze, die sich bei jeglicher Unternehmung als höchst einflußreich erweisen würde. Es dämmerte, als sie den Waldrand erreichten, und Carter verabschiedete sich widerstrebend von seinen Freunden. Der junge Unterleutnant, den er als kleines Kätzchen kennengelernt hatte, wäre ihm gern weiter gefolgt, hätte es der alte General nicht verboten; doch der gestrenge Patriarch beharrte darauf, daß seine Pflichten beim Stamm und der Armee lagen. Deshalb zog Carter allein über die goldenen Felder, die sich geheimnisvoll entlang eines weidengesäumten Flusses dehnten, und die Katzen kehrten in den Wald zurück.

    Wohlbekannt waren dem Reisenden jene Gartenländer zwischen dem Wald und der Cerenäischen See, und vergnügt folgte er dem singenden Fluß Oukranos, der ihm den Weg wies. Die Sonne stieg höher über sanft gewellte Haine und Rasenflächen und kräftigte die Farben der abertausend Blumen, die jede Hügelkuppe und waldige Schlucht schmückten. Ein segensreicher Dunst deckt dies ganze Gebiet, worin die Sonne ein klein wenig mehr scheint als anderswo, und wo die schwirrende Sommermusik von Vögeln und Bienen ein klein wenig lauter erklingt; und deshalb schreiten die Menschen hier hindurch wie durch ein Feenreich und empfinden größere Freude und Verwunderung als sie sich später erinnern können. Mittags gelangte Carter zu den Jaspisterrassen von Kiran, die zum Flußufer hin abfallen und jenen lieblichen Tempel tragen, zu dem der König von Ilek-Vad aus seinem fernen Reich am Dämmermeer einmal im Jahr in einem goldenen Palankin kommt, um zum Gott des Oukranos zu beten, der für ihn in seiner Jugend sang, als er in einem Landhaus an seinen Ufern lebte. Ganz aus Jaspis ist dieser Tempel, und er nimmt einen Morgen Land ein, mit seinen Mauern und Höfen und sieben Zinnentürmen und dem inneren Schrein, wo der Fluß durchverborgene Kanäle eintritt, und der Gott süß in der Nacht singt. Viele Male hört der Mond sonderbare Musik, wenn er auf jene Höfe und Terrassen und Zinnen scheint, doch ob diese Musik das Lied des Gottes ist oder der Gesang der kryptischen Priester, weiß nur der König von Ilek-Vad allein; denn nur er hat den Tempel betreten und die Priester gesehen. Jetzt, in der Trägheit des Tages, schwieg das gemeißelte und delikate Heiligtum, und Carter vernahm nur das Murmeln des großen Stromes und das Vogelgezwitscher und Bienengesumm, als er unter der verzauberten Sonne ausschritt.

    Den Nachmittag hindurch wanderte der Pilger über duftende Auen und im Schutz lieblicher, flußwärts gelegener Hügel, auf denen friedvolle, strohgedeckte Cottages und die aus Jaspis oder Chrysoberyll gefertigten Schreine liebenswürdiger Götter standen. Manchmal lief er

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