Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen
Aufteilung gekommen, und dieses weite, sonderbare Zimmer in New Orleans sollte der Schauplatz der Vereinbarungen sein.
Es war das Haus von Carters literarischem sowie finanziellem Testamentsvollstrecker des ausgezeichneten kreolischen Gelehrten der Mysterien und östlichen Altertümer, Etienne Laurent de Marigny. Carter hatte de Marigny im Krieg kennengelernt, als sie beide in der französischen Fremdenlegion dienten, und sich wegen ihrer ähnlichen Interessen und Ansichten gleich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt. Als der gelehrte junge Kreole den gedankenvollen Bostoner Träumer während eines memorablen gemeinsamen Urlaubs nach Bayonne im Süden Frankreichs gerührt, und ihm gewisse, schreckliche Geheimnisse in den nächtlichen und unvordenklichen Krypten, die sich unter dieser äonenalten Stadt verbergen, gewiesen hatte, war ihre Freundschaft auf immer besiegelt. Carters letzter Wille hatte de Marigny zum Testamentsvollstrecker bestimmt, und jetzt präsidierte jener besessene Gelehrte widerwillig über die Aufteilung des Besitzes. Es war eine traurige Arbeit für ihn, denn er glaubte ebensowenig wie der alte Rhode Islander daran, daß Carter nicht mehr lebte. Doch was wogen schon die Träume von Mystikern gegen die herbe Weisheit der Welt?
Um den Tisch in jenem sonderbaren Raum im alten French Quarter saßen die Männer, die ihre Teilnahme an dem Verfahren beanspruchten. Die üblichen gerichtlichen Ankündigungen der Zusammenkunft hatten überall dort in den Zeitungen gestanden, wo man annahm, daß Erben von Carter wohnten; trotzdem saßen jetzt nur vier Personen hier und lauschten dem Ticken der sargförmigen Standuhr, die keine irdische Zeit schlug, und dem Sprudeln der Innenhoffontäne hinter halbzugezogenen, fächerförmigen Fenstern. Mit den fortschreitenden Stunden, verschwanden die Gesichter der Vier halb in Rauchschwaden aus den Dreifüßen, die, verwegen mit Brennmaterial überhäuft, der Wartung des geräuschlos huschenden und zunehmend nervöseren alten Negers immer weniger zu bedürfen schienen.
Da war zunächst einmal Etienne de Marigny selbst schlank, dunkel, elegant, mit Schnurrbart und noch jung. Aspinwall, der Repräsentant der Erben, war weißhaarig, apoplektischen Gesichts, backenbärtig und wohlbeleibt. Phillips, der Mystiker aus Providence, war hager, grau, langnasig, glattrasiert und krummschultrig. Der vierte Mann war unbestimmbaren Alters -dürr, mit einem dunklen, bärtigen, eigentümlich unbeweglichen Gesicht von sehr regelmäßigen Konturen; er trug den Turban eines einer hohen Kaste angehörenden Brahmanen, und seine nachtschwarzen, brennenden, fast irislosen Augen schienen aus einer gewaltigen Entfernung hinter seinen Zügen hervorzustarren. Er hatte sich als Swami Chandraputra, Adept aus Benares, mit wichtigen Informationen angekündigt; und sowohl de Marigny, wie auch Phillips die mit ihm korrespondiert hatten -hauen rasch die Echtheit seiner mystischen Behauptungen erkannt. Seine Sprache besaß einen befremdlich gepreßten, hohlen, metallischen Klang, so als ob der Gebrauch des Englischen seine Sprechorgane belaste; trotzdem war seine Rede so flüssig , korrekt und idiomatisch wie die eines gebürtigen Angelsachsen. In seiner generellen Erscheinung glich er dem Durchschnittseuropäer, doch sein schlotternder Anzug stand ihm absonderlich schlecht, wohingegen ihm sein buschiger, schwarzer Bart, der orientalische Turban und die großen weißen Handschuhe einen Hauch exotischer Exzentrizität verliehen. De Marigny, der das in Carters Wagen aufgefundene Pergament in Händen hielt, sprach gerade. »Nein, ich habe mit dem Pergament nichts anfangen können. Mr. Phillips hier, gibt ebenfalls auf. Colonel Churchward versichert, daß es nicht das Nacaal-Idiom ist und der Hieroglyphenschrift auf jener Kriegskeule von der Osterinsel keineswegs gleicht. Die Schnitzereien auf dem Kasten jedoch erinnern auffallend an Bildnisse von der Osterinsel. Am ehesten erinnern mich die Zeichen auf diesem Pergament beachten Sie einmal, wie alle Buchstaben von horizontalen Wortbalken herabzuhängen scheinen noch an die Schrift in einem Buch, das der arme Harley Warren einst besaß. Es erreichte ihn aus Indien, während eines Besuches, den ihm Carter und ich 1919 abstatteten, und er wollte uns nie etwas darüber erzählen sagte, es wäre besser, wir wüßten nichts, und deutete femer an, daß es ursprünglich von einem anderen Ort als der Erde stammen mochte. Er nahm es mit, als er im Dezember in
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