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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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durchsetzt.
    Zuletzt sah er tief unter sich die schwachen Umrisse grauer und ominöser Gipfel, die, wie er wußte, nur die sagenumwobenen Hörner von Throk sein konnten. Furchtbar und sinister stehen sie auf der heimgesuchten Rundebene sonnloser und ewiger Tiefen; ihre Höhe übersteigt die menschliche 36
    Vorstellungskraft, und sie bewachen schreckliche Täler, wo die Dhole kriechen und schändlich wühlen. Doch Carter blickte lieber auf die gewaltigen Bergspitzen als auf seine Überwältiger, diese wahrhaft schockierenden und unheimlichen schwarzen Wesen mit glatter, öliger, Walfischhaut, widerlich nach innen aufeinanderzugekrümmten Hörnem, Fledermausflügeln, deren Schlag kein Geräusch machte, häßlichen Greifklauen und stachelbewehrten Schwänzen, die grundlos und beunruhigend peitschten. Am schlimmsten war, daß sie nie sprachen oder lachten und nie lächelten, weil sie überhaupt kein Gesicht besaßen, um damit zu lächeln, nur eine suggestive Leere dort wo ein Gesicht sein sollte. Außer festkrallen, fliegen und kitzeln taten sie nichts; das war die Art der Dunkel−Dürren.
    Als die Schar tiefer flog, türmten sich die Homer von Throk grau und gewaltig zu allen Seiten, und man konnte deutlich sehen, daß auf diesem rauhen und eindrucksvollen Granit des endlosen Zwielichts nichts gedieh. Noch weiter unten erloschen die Irrlichter in der Luft, und außer den dünnen Gipfeln, die sich oben gnomenhaft abzeichneten, umfing ihn nur die vorzeitliche Schwärze der Leere. Bald lagen die Gipfel sehr weit zurück, und es gab nichts als mächtig rauschende Winde, die die Klammheit der alleruntersten Grotten mit sich führten. Schließlich landeten die Dunkel−Dürren auf einem Boden voller unsichtbarer Dinge, der sich wie eine Knochenschicht anfühlte, und ließen Carter in dem schwarzen Tal allein. Ihn hierher zu bringen, darin bestand die Aufgabe der Dunkel−Dürren, die den Ngranek bewachen; und als dies getan war, flatterten sie stumm davon. Carter versuchte ihrem Flug zu folgen, doch es gelang ihm nicht, denn selbst die Homer von Throk ließen sich nicht mehr ausmachen. Ringsum existierten nur Schwärze, Entsetzen, Stille und Gebeine.
    Nun wußte Carter zwar aus einer gewissen Quelle, daß er sich im Tal von Pnoth befand, wo die enormen Dhole kriechen und wühlen; aber was ihn erwartete ahnte er nicht, denn keiner hat je einen Dhole gesehen oder sich vorzustellen versucht, wie so ein Wesen wohl aussehen mochte. Dhole verraten ihre Gegenwart einzig durch gedämpfte Geräusche, durch das Geraschel, das sie zwischen den Knochenbergen anrichten und durch die schleimige Berührung, wenn sie sich an einem entlangwinden. Sehen kann man sie nicht, denn sie kriechen nur im Dunkel. Carter wollte keinem Dhole begegnen und horchte deshalb auf jedes Geräusch in den unbekannten Tiefen der Gebeine ringsum.
    Selbst an diesem furchterregenden Ort fehlte ihm weder Plan noch Ziel, denn Zuraunungen über Pnoth waren einer bestimmten Person, mit der er in vergangenen Tagen viel geredet hatte, nicht unbekannt. Kurzgesagt, es schien ihm mehr als wahrscheinlich, daß dies hier der Ort war, wohin alle Ghoule der wachen Welt die Abfälle ihrer Festgelage warfen; und daß er mit ein wenig Glück auf jenen mächtigen Felsen stoßen würde, der sogar die Zinnen Throks noch überragte und die Grenze ihres Gebietes markierte; Sturzbäche von Knochen würden ihm den Weg weisen, und hatte er die Stelle erst einmal gefunden, konnte er einen Ghoul rufen und ihn bitten, eine Leiter hinabzulassen; denn, so seltsam es auch klingt, Carter besaß eine höchst eigentümliche Verbindungzu diesen schrecklichen Kreaturen.
    Ein Bekannter in Boston − ein Maler seltsamer Bilder mit einem geheimen Studio in einer alten und unheiligen Allee nahe eines Friedhofs − hatte sich tatsächlich mit den Ghoulen angefreundet und ihm beigebracht, die einfacheren 37
    Passagen ihres abstoßenden Gefiepes und Geplappers zu verstehen. Dieser Mann war zu guter Letzt verschwunden, und Carter war sich nicht so ganz sicher, ob er ihn nicht jetzt vielleicht wiederfinden und sich zum erstenmal im Traumland des so fernen Englisch seines undeutlich wachen Lebens bedienen würde. Auf jeden Fall glaubte er, einen Ghoul überreden zu können, ihn aus Pnoth hinauszuführen; und die Begegnung mit einem Ghoul, den man sehen kann, war derjenigen mit einem Dhole, den man nicht sehen kann, allemal vorzuziehen.
    So schritt Carter durch das Dunkel und rannte los, wenn sich etwas

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