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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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umfaßt − gelangen und auf einem Friedhof unweit des treppenbergenden Turmes von Koth herauskommen. Sie mußten sich allerdings vor einer großen Höhle nahe des Friedhofs hüten; denn dies ist der Eingang zu den Gewölben von Zin, und die rachelüstemen Ghasts lauem immer blutgierig jenen Bewohnern des oberen Abgrundes auf, von denen sie gejagt und verspeist werden. Wenn die Gugs schlafen, wagen sich die Ghasts hervor und greifen gleichermaßen Ghoule und Gugs an, denn sie können sie nicht von einander unterscheiden. Sie sind äußerst primitiv und fressen sich gegenseitig. An einer Engstelle in den Gewölben von Zin hält ein Gug Wache, doch er ist oft sehr schläfrig und wird daher manchmal von einer Horde Ghasts überrumpelt.
    Können die Ghasts im richtigen Licht auch nicht existieren, so ertragen sie doch das graue Zwielicht des Abgrunds für einige Stunden.

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    Zuletzt kroch Carter also durch endlose Gruben, zusammen mit drei hilfreichen Ghoulen, die den flachen Grabstein des Col. Nepemiah Derby, gest. 1719, vom Charter Street Kirchhof in Salem trugen. Als sie wieder ans Zwielicht drangen, befanden sie sich in einem Wald aus riesigen, flechtenbedeckten Monolithen, die fast so hoch aufragten wie der Blick reichte und die nichts anderes darstellten als die bescheidenen Grabsteine der Gugs. Rechts des Loches, aus dem sie krabbelten, gewährten Monolithenhallen eine bestürzende Durchsicht auf zyklopische Rundtürme, die grenzenlos in die graue Luft der inneren Erde stiegen. Dies war die große Stadt der Gugs, deren Torwege dreißig Fuß hoch sind. Die Ghoule kommen oft hierher, denn von einem beerdigten Gug kann sich eine Gemeinde beinahe ein Jahr lang ernähren, und trotz der erhöhten Gefahr ist es besser nach Gugs zu graben, als sich mit den Gräbern der Menschen abzugeben. Carter begriff jetzt, wie es sich mit den titanischen Knochen verhielt, die er im Tal von Pnoth manchmal unter sich gespürt hatte.
    Geradeaus, genau vor dem Friedhof, erhob sich ein steiles, senkrechtes Kliff, an dessen Basis eine immense und abstoßende Höhle gähnte. Diese empfahlen die Ghoule Carter weitgehend zu meiden, denn es handele sich um den Eingang zu den ruchlosen Gewölben von Zin, wo Gugs im Finstem Ghasts jagten. Und tatsächlich erwies sich diese Warnung schon bald als sehr berechtigt; denn in dem Moment, als sich ein Ghoul anschickte, zu den Türmen hinüberzukriechen, um herauszufinden, ob man die Stunde der Ruhezeit der Gugs richtig berechnet hatte, da glühte in dem großen Höhlenmaul zuerst ein gelblichrotes Augenpaar auf und dann ein zweites, und dies bedeutete, daß die Gugs um eine Wache ärmer waren und die Ghasts wirklich über einen ausgezeichneten Geruchssinn verfügten. Deshalb schlich der Ghoul zur Grube zurück und ermahnte seine Gefährten, still zu bleiben. Man überließe die Ghasts am besten sich selbst, und außerdem bestehe die Möglichkeit, daß sie sich vielleicht bald zurückzogen, denn der Kampf mit einem Gug in den schwarzen Gewölben von Zin mußte sie natürlich ziemlich erschöpft haben. Kurz darauf hüpfte etwas von der Größe eines kleinen Pferdes in das graue Zwielicht; und bei dem Anblick dieses geschuppten, widerlichen Biestes, dessen Gesicht trotz des Fehlens von Nase, Stirn und anderer wichtiger Einzelheiten so sonderbar menschlich wirkte, wurde Carter übel.
    Gleich hüpften noch drei Ghasts heraus, um sich ihren Kameraden anzuschließen, und ein Ghoul plapperte Carter leise zu, die nicht vorhandenen Narben seien ein schlechtes Zeichen. Das beweise, daß sie mit der Gug−Wache gar nicht gekämpft hatten, sondern nur an ihr vorbeigeschlüpft waren, als sie schlief, sodaß ihre Kraft und Wildheit noch ungebrochen sei und dies auch bleibe, bis sie ein Opfer gefunden und zur Strecke gebracht hätten. Es war sehr unerquicklich, diese gemeinen und mißgebildeten Tiere, deren Zahl sich binnen kurzem auf etwa fünfzehn belief, dabei zu beobachten, wie sie herumstöberten und ihre Känguruhsprünge vollführten, wo titanische Türme und Monolithen aufstrebten, aber weit unangenehmer war es, wenn sie sich in der keuchenden Gutturalsprache der Ghasts unterhielten. Und dennoch wirkten sie bei all ihrer Schrecklichkeit doch nicht so schrecklich wie das, was mit überraschender Plötzlichkeit unmittelbar nach ihnen aus der Höhle kam.
    Es war eine Pranke, volle zweieinhalb Fuß breit, und mit formidablen Krallen bewehrt. Auf sie folgte eine zweite Pranke und dann ein großer,

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