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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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    schwarzbepelzter Arm, mit dem beide Pranken durch kurze Vorderarme verbunden waren. Nun leuchteten zwei rosa Augen, und der Schädel des erwachten Gug−Posten wackelte ins Blickfeld. Von struppigen Haaren bewachsene Knochenwülste überschatteten die beiderseits zwei Zoll herausquellenden Augen. Doch das eigentlich Entsetzliche des Schädels blieb das Maul. Dies Maul zeigte lange, gelbe Fangzähne und verlief der Länge des Schädels nach, öffnete sich also vertikal statt horizontal.
    Aber bevor sich der bedauernswerte Gug aus der Höhle gezwängt und zu seiner vollen Größe von zwanzig Fuß aufgerichtet hatte, waren die rachgierigen Ghasts über ihm. Carter befürchtete sekundenlang, er würde Alarm geben und sein ganzes Volk hochschrecken, bis ihm ein Ghoul gedämpft zuplapperte, daß Gugs keine Stimme besäßen und sich nur durch Mienenspiel verständigten. Die nun folgende Schlacht tobte wahrhaft fürchterlich. Die boshaften Ghasts stürmten von allen Seiten heftig auf den kriechenden Gug ein, bissen und rissen mit ihren Schnauzen und keilten mörderisch mit den harten, spitzen Hufen. Sie keuchten die ganze Zeit aufgeregt und schrien, wenn das große vertikale Maul des Gug einmal in einen der ihren fuhr, und der Kampfeslärm würde bestimmt die schlafende Stadt geweckt haben, hätte sich das Geschehen durch den nachlassenden Widerstand des Wachpostens nicht immer tiefer ins Höhleninnere verlagert. So kam es, daß sich der Tumult in der Schwärze der Beobachtung bald völlig entzog, und nur noch gelegentlich schlimme Echos seine Fortdauer bezeugten.
    Dann gab der flinkste Ghoul das Zeichen zum allgemeinen Aufbruch, und Carter folgte den drei trottenden Gestalten aus dem Monolithenwald heraus und hinein in die dunklen, stinkenden Straßen der entsetzlichen Stadt, deren runde Türme aus zyklopischem Stein höher aufschossen, als das Auge sah.
    Verschwiegen watschelten sie über das rauhe Felspflaster und vernahmen voll Ekel aus großen, schwarzen Torwegen ein abscheuliches, unterdrücktes Geschnarche, das vom Schlummer der Gugs kündete. Weil sie das Ende der Ruhezeit fürchteten, schlugen die Ghoule ein etwas rascheres Tempo an; trotzdem wurde es keine kurze Reise, denn in jener Stadt der Riesen haben Entfernungen einen großen Maßstab. Endlich jedoch betraten sie einen freien Platz vor einem Turm, der noch gewaltiger aussah als die übrigen. Es war der zentrale Turm mit dem Zeichen von Koth, und die hohen Steinstufen, die man eben noch im Dämmerschein innen erkannte, bildeten den Anfang der großen Treppenflucht, die zum oberen Traumland und dem Verwunschenen Wald führte.
    Jetzt begann ein unermeßlicher langer Aufstieg in Pechschwärze: die monströsen Abmessungen der für Gugs angelegten und deshalb fast yardhohen Stufen machte ihn schier unmöglich. Ihre Anzahl vermochte Carter nicht genau zu schätzen, denn binnen kurzem fühlte er sich so stark ermattet, daß die unermüdlichen und elastischen Ghoule gezwungen waren, ihm zu helfen.
    Während des ganzen endlosen Anstiegs lauerte die Gefahr der Entdeckung und Verfolgung; denn obwohl es wegen des Fluches der Großen kein Gug wagt, die Steintür zum Wald zu öffnen, unterliegt der Turm mit seinen Treppen keiner solchen Beschränkung, und flüchtige Ghasts werden oft bis zur Spitze verfolgt.
    Die Ohren der Gugs sind so scharf, daß das Geräusch von den bloßen Händen und Füßen der Kletterer womöglich gleich mit dem Erwachen der Stadt gehört 42
    wurde; und die mächtig ausschreitenden Riesen, durch ihre Ghastjagden in den Gewölben von Zin an das Sehen im Dunkeln gewöhnt, würden natürlich nicht lange brauchen, um ihre kleinere und langsamere Beute auf diesen Zyklopenstufen einzuholen. Der Gedanke, daß man die stumm verfolgenden Gugs überhaupt nicht hören könnte, daß sie vielmehr urplötzlich und schockierend im Finstern über die Kletterer herfallen würden, war niederschmetternd. Auch auf die traditionelle Furcht der Gugs vor Ghoulen durfte man an diesem besonderen Ort, wo alle Vorteile bei den Gugs lagen, nicht bauen. Gefahr drohte ebenfalls von den verstohlenen und bösartigen Ghasts, die in der Ruhezeit der Gugs häufig den Turm hinaufhüpften. Schliefen die Gugs lange, und kehrten die Ghasts bald von ihrem Treiben in der Kaverne zurück, konnten diese widerwärtigen und übelgesinnten Wesen leicht die Witterung der Kletterer aufnehmen; in welchem Falle es fast noch besser wäre, von einem Gug gefressen zu werden.
    Dann, nach

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