Die Katzen von Ulthar
Vorgehen. Die Rückkehr durch den Turm wagten sie nicht länger, und die wache Welt behagte ihnen nicht, als sie erfuhren, daß sie die Priester von Nasht und Kaman−Thah in der Kaverne der Flamme passieren mußten. So entschieden sie sich zu guter Letzt dafür, den Rückweg durch Sarkomand und sein Tor zum Abgrund zu nehmen, obwohl sie nicht wußten, wie man dorthin gelangte. Carter erinnerte sich, daß es im Tal unter Leng lag, und er entsann sich weiterhin, daß er in Dylath−Leen einen sinistren, schlitzäugigen, alten Kaufmann gesehen hatte, dem nachgesagt wurde, er treibe Handel auf dem Plateau von Leng, deshalb empfahl er den Ghoulen, gen Dylath−Leen aufzubrechen, quer durch die Felder nach Nir und zum Skai, und dann den Strom entlang bis zur Mündung. Dies beschlossen sie gleich zu tun und sie beeilten sich loszutrotten, denn die wachsende Dämmerung verhieß eine ganze Nacht zum Reisen. Und Carter schüttelte den abstoßenden Bestien die Pfoten, bedankte sich für ihre Hilfe und ließ seine Verbundenheit der Bestie übermitteln, die einst Pickman war; doch als sie aufbrachen seufzte er nichtsdestoweniger befreit auf. Denn ein Ghoul ist ein Ghoul und bestenfalls ein unangenehmer Gefährte für einen Menschen. Danach suchte Carter einen Waldsee auf, reinigte sich vom Schlamm der unteren Erde und legte anschließend die Kleider wieder an, die er so sorgsam transportiert hatte.
Nacht regierte jetzt diesen furchtbaren Wald monströser Bäume, doch die Phosphoreszenz erlaubte es so gut wie bei Tage zu reisen; deshalb schlug Carter 44
die wohlbekannte Route nach Celephais in Ooth−Nargai hinter den Tanarischen Bergen ein. Und unterwegs dachte er an das Zebra, das er vor so langen Äonen im weitentfemten Oriab auf dem Ngranek an einer Esche angeleint zurückgelassen hatte, und er fragte sich, ob es wohl von Lavasammlern gefüttert und befreit worden war. Und er fragte sich auch, ob er jemals nach Bahama zurückkehren würde, um das Zebra zu bezahlen, das in jener Nacht zwischen den antiken Ruinen am Ufer des Yath−Sees erschlagen worden war, und ob sich der alte Tavemenwirt seiner erinnern würde. Diese Gedanken beschäftigten ihn in der Luft des wiedergewonnenen oberen Traumlandes.
Doch bald geriet sein Weitermarsch durch ein Geräusch ins Stocken, das aus einem mächtigen, hohlen Baum drang. Er hatte den gewaltigen Kreis aus Steinen umgangen, weil ihm im Augenblick an einer Unterhaltung mit den Zoogs nichts lag; aber wie das wunderliche Geflatter in dem dicken Baum bewies, wurden anderswo wichtige Beratungen abgehalten. Beim Näherkommen vernahm er die Laute einer erbitterten und hitzigen Diskussion; und nicht lange, da kamen ihm Dinge zu Ohren, die ihn zutiefst betroffen machten. Denn in dieser vornehmen Versammlung der Zoogs stand ein Feldzug gegen die Katzen zur Debatte. Alles rührte vom Verlust jenes Trupps her, der Carter bis nach Ulthar nachgeschlichen war, und von den Katzen wegen seiner ungebührlichen Absichten die gerechte Strafe empfangen hatte. Die Sache hatte lange geschwelt, und jetzt, oder wenigstens binnen Monatsfrist, wollten die gerüsteten Zoogs die ganze Katzensippe mit einer Serie von Überraschungsangriffen treffen, einzelne Katzen oder Gruppen im Handstreich erledigen und nicht einmal den Myriaden Katzen von Ulthar eine echte Chance zum Exerzieren und Mobilisieren lassen. So lautete der Plan der Zoogs, und Carter begriff, daß er ihn vereiteln mußte, ehe er sich auf seine ungeheure Suche begab.
Ganz leise stahl sich Carter deswegen zum Waldrand und schickte den Schrei der Katze über die sternhellen Felder. Und eine große, alte Kätzin in einem nahegelegenen Cottage nahm die Botschaft auf und leitete sie über Meilen welliger Wiesen weiter an große und kleine, schwarze, graue, getigerte, weiße und bunte Krieger; und sie hallte durch Nir und über den Skai, ja sogar bis nach Ulthar hinein, und Ulthars zahllose Katzen fielen im Chor ein und formierten sich in Marschlinie. Es war ein Glück, daß der Mond nicht am Himmel stand, denn so weilten alle Katzen auf der Erde. In geschwinden und stillen Sätzen sprangen sie von jedem Herd und Dach und ergoßen sich in einem riesigen, pelzigen Meer über die Ebenen bis zum Waldrand. Dort hieß sie Carter willkommen, und der Anblick wohlgestalteter, gesunder Katzen tat seinen Augen wirklich wohl nach jenen Wesen, die ihm begegnet waren und mit denen er den Abgrund durchwandert hatte. Erfreut bemerkte er, daß sein venerabler Freund und
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