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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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verwehrten, wäre es besser, diese Stadt nicht zu suchen.
    Kuranes bezweifelte außerdem, ob seinem Gast irgendein Vorteil erwüchse, selbst wenn es ihm gelänge, diese Stadt zu erreichen. Er selbst habe lange Jahre vom schönen Celephais und dem Land Ooth−Nargai geträumt und sich danach gesehnt und nach der Freiheit und Farbigkeit und herrlichen Erfahrung eines Lebens ohne Fesseln, Konventionen und Stumpfsinn. Aber jetzt, da er in diese Stadt und in dieses Land gekommen wäre und König davon sei, erschienen ihm die Freiheit und Lebhaftigkeit nur allzu schnell stumpf und monoton, weil sie jeglicher Verbindung zu etwas Festbegründetem in seinen Gefühlen und Erinnerungen entbehrten. Er sei König von Ooth−Nargai, fände aber keinen Sinn darin und gräme sich immer um die altvertrauten Dinge Englands, die seine Jugend geformt hatten. Sein ganzes Königreich würde er für den Klang von Kirchenglocken über Comwalls Dünen geben, und all die tausend Minarette von Celephais für die steilen, heimischen Dächer des Städtchens bei seinem Geburtshaus. Deshalb sagte er seinem Gast, daß die unbekannte Stadt im Sonnenuntergang möglicherweise nicht ganz die Zufriedenheit barg, die er suchte, und daß sie vielleicht besser ein glorioser, halberinnerter Traum bliebe.
    Denn er hatte Carter in den alten, wachen Tagen oft besucht, und kannte die hübschen Hügel New Englands gut, die ihn geboren hatten.
    Am Ende, davon sei er überzeugt, würde sich der Sucher doch nur nach den von früher her erinnerten Szenen sehnen; nach dem Glühen von Beacon Hill im Abendschein, den hohen Glockentürmen und krummen Bergstraßen des malerischen Kingsport, den altersgrauen Walmdächern des betagten und verhexten Arkham, und nach den gesegneten Auen und Tälern, wo sich Steinmauern kreuz und quer wanden und weiße Farmhausgiebel aus grünen Lauben lugten. Diese Dinge erzählte er Randolph Carter, doch der Sucher hielt 53
    noch immer an seinem Vorhaben fest. Und zuletzt trennten sie sich, jeder mit seiner eigenen Überzeugung, und Carter ging durch das bronzene Tor wieder nach Celephais hinein und die Straße der Säulen hinunter zur alten Seemauer, wo er sich weiter mit den Seeleuten aus fernen Häfen unterhielt, und auf das dunkle Schilf aus dem kalten und zwielichtigen Inquanok wartete, dessen Seeleute und Onyxhändler mit den fremdartigen Gesichtern das Blut der Großen in sich trugen.
    Eines sternklaren Abends, als der Pharos blendend über den Hafen schien, lief das langerwartete Schiff ein, und Seeleute und Händler mit fremdartigen Gesichtern erschienen einer nach dem anderen und Gruppe auf Gruppe in den alten Tavernen an der Seemauer. Es war sehr erregend, diesen lebendigen Gesichtern wieder zu begegnen, die den göttlichen Zügen am Ngranek so stark glichen, aber Carter hatte es nicht eilig, mit den stillen Seemännern zu sprechen. Er wußte nicht, wieviel Stolz, Verschwiegenheit und vage, himmlische Erinnerung diese Kinder der Großen erfüllen mochte, und glaubte sicher, daß es unklug wäre, ihnen von seiner Suche zu erzählen oder sich zu eingehend nach jener kalten Wüste im Norden ihres Zwielichtlandes zu erkundigen. Sie redeten wenig mit den anderen Gästen der alten Hafentaveme und zogen sich grüppchenweise in entlegene Ecken zurück, wo sie unter sich die bezaubernden Weisen unbekannter Stätten sangen oder einander lange Geschichten in einem Dialekt erzählten, der dem übrigen Traumland fremd ist.
    Und die Weisen und Geschichten klangen so ungewöhnlich und anrührend, daß man ihre Wunder von den Gesichtern der Lauschenden ablesen konnte, obwohl die Worte an normale Ohren nur als sonderbare Kadenzen und obskure Melodien drangen.
    Eine Woche lang lungerten die seltsamen Seeleute in den Tavernen herum und handelten in den Bazaren von Celephais, und ehe sie lossegelten, hatte Carter Passage auf dem dunklen Schiff genommen, und ihnen gesagt, er sei erfahren im Onyxbergbau und wünsche sich sehnlichst, in ihren Brüchen zu arbeiten.
    Das Schilf war wunderschön und meisterhaft gezimmert; es bestand aus Teakholz mit Ebenholzbeschlägen und goldenem Maßwerk, und die Kabine, in der der Reisende logierte, besaß Wandbekleidungen aus Samt und Seide. Eines Morgens wurden mit dem Wechsel der Gezeiten die Segel gehißt und der Anker gelichtet, und als Carter auf dem hohen Heck stand, sah er die im Sonnenaufgang gleißenden Wälle und Bronzestatuen und goldenen Minarette des zeitlosen Celephais in der Feme versinken und den

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