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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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gewesen war und in den Onyxbrüchen jenes Dämmeriandes gearbeitet hatte; und dieser Seemann 50
    sagte, im Norden des bewohnten Gebietes gäbe es freilich eine Wüste, die jedermann zu fürchten und meiden schien. Der Thorabonier meinte, daß sich besagte Wüste um den äußersten Rand der unpassierbaren Gipfel herumziehe und in das schreckliche Plateau von Leng münde, und daß dies der Grund sei, warum sich die Leute vor ihr ängstigten; wiewohl er einräumte, daß noch andere, vage Geschichten über schlimme Erscheinungen und namenlose Schildwachen existierten. Ob dies die fabelhafte Öde sein konnte, wo der unbekannte Kadath ragte, wußte er nicht; doch schiene es abwegig, daß solche Erscheinungen und Schildwachen, falls es sie wirklich gab, grundlos stationiert wären.
    Am folgenden Tag schritt Carter die Straße der Säulen zum Türkistempel hinauf und sprach mit dem Hohenpriester. Obwohl man in Celephais vorzüglich Nath−Horthath verehrt, werden doch auch alle Großen in täglichen Gebeten erwähnt; und der Priester verstand sich leidlich auf ihre Launen. Wie Atal im fernen Ulthar, riet auch er eindringlich von jedem Versuch ab, sie aufzusuchen; und erklärte, sie seien eigensinnig und kapriziös und unterstünden dem sonderbaren Schutz der Anderen Götter des Außenraumes, deren Seele und Bote das kriechende Chaos Nyarlathotep ist. Ihr eifersüchtiges Verbergen der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang zeige deutlich, daß sie nicht wünschten, daß Carter dorthin gelangte, und es sei ungewiß, wie sie einen Gast aufnehmen würden, der mit dem Ziel kam, sie zu sehen und ihnen eine Bitte vorzutragen. In der Vergangenheit hätte kein Mensch den Kadath gefunden, und es mochte sich als ebenso gut erweisen, wenn ihn auch in Zukunft keiner fand. Solche Gerüchte wie sie über das Onyxschloß der Großen erzählt würden, klängen in keinster Weise ermutigend.
    Als er sich bei dem orchideengekrönten Hohenpriester bedankt hatte, verließ Carter den Tempel und begab sich zum Bazar der Schafschlachter, wo der alte Anführer von Celephais Katzen zufrieden lebte. Das graue und würdige Wesen sonnte sich auf dem Onyxpflaster und streckte entspannt eine Pfote aus, als sein Besucher näher trat. Doch indem Carter die Losungsworte und Empfehlungen wiederholte, die ihm der alte Katzengeneral in Ulthar mitgegeben hatte, wurde der pelzige Patriarch sehr herzlich und gesprächig und erzählte viel von den geheimen Kenntnissen, welche die Katzen auf den seewärts liegenden Hügeln Ooth−Nargais besaßen. Das beste war, daß er manches von dem wiederholte, was ihm die scheuen, am Wasser lebenden Katzen von Celephais heimlich über die Männer aus Inquanok anvertraut hatten, deren dunkle Schilfe keine Katze betreten will.
    Es scheint, daß diese Männer eine Aura umgibt, die nicht von der Erde stammt, obgleich dies nicht der Grund ist, warum keine Katze auf ihren Schiffen segeln mag. Der Grund hierfür liegt darin, daß Inquanok Schatten beherbergt, die keine Katze ertragen kann, und deshalb erklingt in dem ganzen kalten, zwielichtigen Reich auch nie ein freundliches Schnurren oder vertrautes Miau.
    Ob es von Dingen herrührt, die über die unpassierbaren Gipfel vom hypothetischen Leng herübergeweht werden, oder von Dingen, die durch die eisige Wüste im Norden einsickern, vermag niemand zu sagen; aber es bleibt die Tatsache, daß über diesem fernen Land ein Hauch des äußeren Raumes schwebt, den Katzen nicht mögen, und für den sie empfänglicher sind als die Menschen. Deshalb wollen sie nicht an Bord der dunklen Schiffe, die nach den 51
    Basaltkais von Inquanok segeln.
    Der alte Anführer der Katzen sagte ihm auch, wo sein Freund König Kuranes zu finden war, der in Carters letzten Träumen abwechselnd im rosenkristallenen Palast der siebzig Wonnen zu Celephais und im türmchenbesetzten Wolkenschloß des himmelschwebenden Serannian regiert hatte. Es schien, daß,er an diesen Orten keine Zufriedenheit mehr zu finden vermochte, sondern eine tiefe Sehnsucht nach den englischen Klippen und Dünenländem seiner Kindheit empfand; wo in kleinen, verträumten Städtchen abends hinter Gitterfenstern Englands alte Lieder schweben, und wo graue Kirchtürme anmutig durch das Grün ferner Täler lugen. In der wachen Welt konnte er zu diesen Dingen nicht zurück, denn sein Körper war tot; aber er hatte das Zweitbeste getan, und sich einen schmalen Landstrich einer solchen Gegend erträumt, östlich der Stadt, wo sich von den

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