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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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Meeresklippen bis zum Fuß der Tanarischen Berge hübsche Wiesen entrollten. Dort lebte er in einem grauen, gotischen Herrenhaus aus Stein, das die See überschaute, und versuchte sich vorzustellen, es sei das alte Trevor Towers, wo er geboren wurde und wo dreizehn Generationen seiner Vorväter das Licht der Welt erblickt hatten. Und an der nahen Küste hatte er eines der kleinen Fischerdörfchen Comwalls mit steilen Pflastergassen entstehen lassen, solche Leute hineingesetzt, die die englischsten Gesichter trugen und immer wieder versucht, ihnen den liebevoll erinnerten Akzent alter Comwallfischer beizubringen. Und in einem nicht weit entfernten Tal hatte er eine große normannische Abtei errichtet, deren Turm er von seinem Fenster aus sehen konnte, und um ihn herum plazierte er im Kirchhof graue Steine mit den eingehauenen Namen seiner Vorfahren darauf und einem Moos, das ein wenig dem Moos des alten England glich. Denn obwohl Kuranes ein Monarch im Land des Traumes war, dem alles Erdenkliche an Pomp und Wunder, Pracht und Schönheit, Ekstase und Wonne, Neuheit und Aufregung zu Gebote stand, würde er doch glücklich all seiner Macht, seines Luxus und seiner Freiheit auf immer entsagt haben, für einen gesegneten Tag als einfacher Junge in diesem reinen und stillen England, diesem alten, geliebten England, das sein Wesen geformt hatte und von dem er auf ewig ein unwandelbarer Teil bleiben mußte. Als sich Carter von dem alten, grauen Anführer der Katzen verabschiedet hatte, suchte er folglich nicht den Terrassenpalast aus Rosenkristall auf, sondern schritt zum Osttor hinaus und durch die mit Maßliebchen übersäten Felder auf einen spitzen Giebel zu, den er zwischen den Eichen eines Parks erspähte, der bis zu den Klippen am Meer reichte. Bald kam er zu einer großen Hecke und einem Tor mit Backsteinpförtnerhäuschen, und als er die Glocke zog, humpelte zum Öffnen kein befrackter und geschniegelter Lakai herzu, sondern ein kleiner, stämmiger alter Mann im Kittel, der sich so gut er konnte in den wunderlichen Lauten des fernen Cornwall versuchte. Und Carter ging den schattigen Pfad unter Bäumen hinauf, die so weit als möglich Englands Bäumen glichen, und erkletterte Terrassen zwischen Gärten, die wie zur Zeit Queen Armes angelegt waren. An der Tür, flankiert von Steinkatzen im alten Stil, wurde er von einem backenbärtigen Butler in gemäßer Livree empfangen und sogleich in die Bibliothek geleitet, wo Kuranes, Lord von Ooth−Nargai und dem Himmel um Serannian, schwermütig in einem Stuhl am Fenster saß, auf sein kleines Küstendörfchen schaute und sich wünschte, sein altes Kindermädchen würde hereinkommen und ihn ausschelten, weil er für dies verhaßte Rasenfest beim Vikar nicht fertig war, wo doch die Kutsche schon wartete und seine Mutter 52
    schier die Beherrschung verlor. Kuranes, in einen Schlafrock solchen Zuschnitts gekleidet, wie ihn die Londoner Schneider in seiner Jugend favorisierten, erhob sich rasch, um seinen Gast zu begrüßen; denn der Anblick eines Angelsachsen aus der wachen Welt war ihm sehr lieb, selbst wenn dieser aus Boston, Massachusetts, anstatt aus Cornwall kam. Und lange sprachen sie von alten Zeiten und hatten sich viel zu sagen, denn beide waren alte Träumer und wohlvertraut mit den Wundem unglaublicher Orte. Kuranes war wirklich jenseits der Sterne, draußen in der Ultimaten Leere gewesen, und er galt für den einzigen, der jemals bei Verstand von einer solchen Reise zurückgekehrt war.
    Schließlich brachte Carter das Thema auf seine Suche, und stellte seinem Gastgeber jene Fragen, die er schon so vielen anderen gestellt hatte. Kuranes wußte nicht, wo der Kadath oder die wunderbare Stadt im Sonnenuntergang lagen; aber er wußte, daß die Großen sehr gefährliche Kreaturen seien, wollte man sie aufsuchen, und daß die Anderen Götter merkwürdige Mittel besäßen, um sie vor aufdringlicher Neugier zu schützen. In fernen Regionen des Alls hatte er viel über die Anderen Götter erfahren, besonders in jener Region, wo keine Formen existieren, und farbige Gase die innersten Geheimnisse ergründen. Das violette Gas S'ngac hatte ihm entsetzliche Dinge über das kriechende Chaos Nyariathotep erzählt und ihn davor gewarnt, sich jemals der Zentralleere zu nahem, wo der Dämonen−Sultan Azathoth im Finstern hungrig nagt. Alles in allem, sei es nicht gut, sich mit den Älteren einzulassen; und wenn sie beharrlich jeden Zugang zu der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang

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