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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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nicht mehr in den Zeiten des Celi De, als man einem Priester in seiner Lage nie wieder erlaubt hätte, eine Messe zu lesen. In den Augen der Kirche hingegen sei das Sakrament an sich wirksam, ungeachtet des Zustands dessen, der es erteilte. Er versprach anzurufen, sobald er konnte. Auf jeden Fall vor Mittag.
    Sie hatten sich sanft und auch wild geliebt, manchmal hatten seine Hände die Landschaft ihres Körpers voller Neugier erkundet, als befände er sich auf einer wissenschaftlichen Expedition, dann wieder so zärtlich, als würde jede heftige Berührung einen Stromschlag auslösen. Bald hatte er nur die Hände über ihre runden Brüste gewölbt, dann wieder seine Zunge um ihre Brustwarzen kreisen lassen, während seine Finger durch ihre feuchten, anschwellenden Falten glitten, als müsste er jede Erhebung und jede Senke ihres Körpers erforschen. Und als sie ihn in sich aufnehmen wollte, zögerte er und öffnete sie erst zur Gänze, als würde er sich darauf vorbereiten, einen heiligen Ort zu betreten, ihren Hunger nach ihm auf diese Weise steigernd. Und als er in sie eindrang, war es, als wären sie seit undenklichen Zeiten füreinander geformt gewesen, und als sie gekommen waren, hatte sie ihn von Kopf bis Fuß mit Küssen bedeckt. Sie griff nach zwei Kissen, drückte sie an sich und lächelte bei der köstlichen Erinnerung. Die Kissen rochen noch nach ihm, und sie vergrub ihr Gesicht darin. Sie hatte ihn beobachtet, als er schlafend neben ihr lag, hatte über seinen Bart gestrichen und war durch sein Haar gefahren, und sie hatte ihn sanft auf die Wange geküsst, bevor sie sich an ihn schmiegte, als der Schlaf auf sie herabsank.
    Sie langte nach der Zudecke und schloss sie in ihre Umarmung mit ein. Von draußen hörte sie den Chor der Morgendämmerung, die Vögel sangen aus voller Kehle, als wollten sie den Frühling drängen, endlich den Griff des Winters zu lösen.
    Zwischen den barocken Liedern von Amsel und Drossel zwitscherten die Spatzen mit ihren schlichteren Stimmen, aber gelegentlich bot einer einen Pfeifton auf, der sich wie ein Bogenstrahl silbriger Flüssigkeit in die Luft ergoss. Sie schlief wieder ein.
    Es war schon Mittag vorbei, als sie aufwachte und sich wunderte, warum Lavelle nicht angerufen hatte. Sie musste einige Telefonate machen, wollte aber den Zauber nicht brechen. Bestimmt hatte er viel zu tun. Dann begann ein Gedanke an ihr zu nagen. Sie hatten kein Kondom benutzt. Jane hatte gesagt, sie würde die Pille nehmen – sie log ziemlich oft in letzter Zeit. Sie würde sich auf den Weg machen und eine »Pille danach« besorgen müssen. Wie lange konnte sie damit warten? Waren es zweiundsiebzig Stunden? Sechsunddreißig? Sie wusste es nicht mehr.
    Jane wälzte sich noch eine Stunde im Bett hin und her, dann stand sie auf. Noch immer kein Wort von ihm. Insgeheim hatte sie gehofft, er würde nicht nur anrufen, sondern bei ihr vorbeikommen. Er hatte mittags länger als eine Stunde frei und war nur zehn Minuten Fahrzeit entfernt. Aber weder das eine noch das andere geschah. Na, sie würde jedenfalls nicht schmachtend auf ihn warten.
    Sie zog einen Bademantel an und ging in die Küche, um etwas zu essen. Eine Schüssel Cornflakes war alles, was sie hinunterbrachte. Sie hatte vorgehabt, Debbie anzurufen, sich für das Fax zu bedanken und eine Verabredung nach ihrer Rückkehr aus Verona zu treffen, aber sie war jetzt nicht in der Stimmung dazu. Die anderen Anrufe waren unwichtig und konnten warten.
    Sie beschloss, das Erdgeschoss sauber zu machen, und während sie arbeitete, hob sie zweimal den Telefonhörer auf, einmal, um zu überprüfen, ob es funktionierte, und einmal, weil sie kurz davor war, ihn anzurufen. Dann ging sie wieder nach oben und duschte. Auf dem Wecker neben dem Bett war es nach drei Uhr.
    Wie konnte er ihr versprechen, er würde anrufen, und es dann nicht halten! Sie fing an, das Bett zu machen. Bedeutete sie ihm so wenig? Wütend warf sie ein Kissen gegen das Telefon auf der Kommode, sodass der Hörer von der Gabel fiel. Wenn er sich nun erklären wollte, würde er es persönlich tun müssen. Den restlichen Nachmittag und Abend saß sie in ihrem Bademantel vor dem Fernseher. Draußen wurde es dunkel, und jedes Mal, wenn sich Autoscheinwerfer dem Haus zu nähern schienen, lief sie ans Fenster und schaute hinaus. Schließlich zog sie die Vorhänge zu.
    Nachdem sie ein paar Tortillachips gegessen hatte, holte sie eine große Flasche Coca-Cola aus dem Kühlschrank in der Küche.

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