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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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die Sessellehne zu streifen. Sobald Lavelle das getan hatte, zog Bonner die Leine fest, dann führte er sie hinter seinem Gefangenen herum und schlang sie ihm um den Hals. Er befahl Lavelle, die rechte Hand auf die andere Stuhllehne zu legen, und während der zu gehorchen schien, wechselte er das Messer in die andere Hand und beugte sich vor, um den Arm des Priesters festzubinden. In diesem Moment stemmte Lavelle mit aller Kraft die Füße in den Boden und schwenkte den Stuhl mit seiner gefesselten Hand herum, dann packte er ihn mit der freien Hand und rammte ihn gegen Bonner. Doch das Gewicht des Sessels zog ihn mit sich, und er fiel gegen Bonner, der mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten. Die Klinge drang tief zwischen Lavelles Rippen. Er stöhnte auf, und als Bonner das Messer herauszog, stürzte er vornüber zu Boden.
    »Augen auf, Hochwürden. Los, machen Sie die Augen auf.« Eine freundliche Stimme, oder? Aber irgendwer riss seinen Kopf an den Haaren nach hinten. Und was war das für ein Geruch? Ja, er konnte die Augen öffnen.
    Er blickte in Wayne Bonners Gesicht und roch seinen Tabakatem. Dann spürte er den Schmerz. Er begann als Empfindung von Schnitten in der Haut, verlagerte sich dann aber nach innen und wuchs zu einer Qual an, die ihn stöhnen ließ. Er war an den Stuhl gefesselt, und dieser war zwischen Schreibtisch und Aktenschrank gezwängt. Er zitterte vor Kälte, sein Hemd war aufgeschlitzt. Er sah die Wunde, auf einer Seite lief ein schmales Rinnsal Blut heraus.
    Sein Kopf sank wieder schlaff nach vorn, als Bonner losließ und sich auf die Schreibtischkante setzte.
    »Ich wollte, dass du das siehst, bevor du abkratzt«, sagte Bonner.
    Lavelle überlegte, ob die Klinge in seine Lunge eingedrungen war, denn er keuchte und hatte Mühe beim Atmen. Wahrscheinlich füllte sie sich langsam mit Blut.
    »Aber erst – du wolltest reden? Gut, aber ich rede. Ich zahle dir hiermit heim, was du James Turner angetan hast. Du hast Dempsey dazu angestiftet, dass er den Briten erzählt, Turner hätte mit dem Mord an dem Mädchen zu tun. Einer Polizei, die von Arabern und Pakistan! durchsetzt ist. Das war der Vorwand, nach dem sie gesucht haben, um James zu kriegen. Also gaben sie einem islamischen Killerkommando einen Tipp. Und das alles, weil du die Vorstellung nicht ertragen hast, dass hier ein Mann ist, der die Wahrheit kennt und die Arbeit tut, die du und deine verkommene Kirche aufgegeben habt, weil ihr an nichts mehr glaubt.«
    Lavelle hatte das Bedürfnis zu husten, konnte aber nicht genügend Luft für eine Kontraktion seiner Lungen aufbieten. Blut begann in seine Kehle zu laufen. Es schmeckte salzig und nach Eisen. Er war im Begriff, ohnmächtig zu werden. Eine Sekunde lang glaubte er Charlie Plunkett in der Tür zu sehen. Aber das war ein Irrtum. Er verlor langsam das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, stand Bonner mit dem Messer über ihm.
    »Das muss jetzt sein, sonst hast du nichts von dem Spaß.« Bonner hieb mit der Klinge zweimal diagonal über Lavelles Brust, oberflächliche Schnitte nur, die ihn dennoch aufstöhnen ließen. Dann sagte er: »Kennst du das Lied ›The First Cut is the Deepest‹? Das stimmt nicht. Ich habe nur den Umriss angezeichnet. Damit ich sehe, was ich tue. Und jetzt zur eigentlichen Tat.«
    Lavelle bildete sich nun ein, Charlies Sohn Pete mit einem hoch über den Kopf erhobenen Spaten hinter Bonner treten zu sehen. Und er glaubte mit Bestimmtheit zu sehen, wie Bonners Kopf herumschwenkte und dann auf ihn zukam, wobei allerdings das halbe Gesicht fehlte und ein Auge auf die Wange hing und wie ein kugelförmiger Bungeespringer auf und ab schnellte.
    Dann wurde es schwarz um ihn.

49
    J ane hatte ihn geneckt, weil sie am Freitag frei hatte und im Bett bleiben konnte. Das Radioteam wollte stattdessen am Samstag an den letzten Vorbereitungen für ihre Sendungen aus Verona arbeiten. Lavelle musste die Frühmesse in Kilbride halten, und dann hatte er vormittags und nachmittags Unterricht im Mädchencollege. Sie wollte natürlich, dass er blieb. Sich krank meldete. Lyons bat, ihn zu vertreten. Aber er wollte Lyons nichts schuldig sein, da seine Beziehung zu ihm ein wenig angespannt war.
    Und ob er denn nicht irgendein Tabu brechen würde, wenn er die Kommunion spendete, nachdem er bei ihr gewesen war, hatte sie gegurrt, um dann kokett zuzugeben, dass ihr jedes Mittel recht sei, wenn sie ihn zum Bleiben bewegen konnte. Er lachte und sagte, zum Glück lebten sie

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