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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Das war, als Mitte der neunziger Jahre Brendan O’Donnell diese Künstlerin, ihren kleinen Sohn und den örtlichen Kurat in den Wäldern von Galway erschoss… vorsätzlich, einen nach dem anderen und jede Sekunde auskostend.«
    Der Fall hatte die Nation schockiert und unter Lavelles Zeitgenossen eine große Debatte darüber ausgelöst, ob O’Donnell das personifizierte Böse oder das verdorbene Produkt einer lieblosen Erziehung sei. »Er war doch wohl verrückt, oder? Er wusste gar nicht, was er tat.«
    »Nein, er war nicht verrückt«, beharrte Dempsey. »Er war wirr, gestört… aber er wusste genau, was er tat, er kannte seine Opfer, und er empfand keine Reue, weil er sie getötet hatte. Bis zu einem gewissen Maß war er das hässliche Entlein des flotten neuen Irland, das damals auftauchte – egoistischer, zu beschäftigt, um sich um andere zu sorgen. Der entscheidende Punkt ist aber, dass er auf einen Streich sämtliche Tabus gebrochen hatte – die Mutter, das Kind und den heiligen Mann. Das war für mich das Ende einer bestimmten Art von Irland – das Land, in dem ich aufgewachsen war, gab es nicht mehr.«
    »Und es war auch denkwürdig, dass die Frau, Imelda Riney, eine Vertreterin der New-Age-Gemeinschaft war, die in diesem Teil Irlands lebte, während Joe Welsh, der Priester, die katholische Tradition repräsentierte«, sagte Lavelle.
    »O’Donnell selbst behauptete ja, dass Pfarrer Welsh, kurz bevor er ihn umlegte, noch sagte: ›Erschieß dich nicht, Brendan.‹ Er wusste, der Typ war so durchgeknallt, dass er sich womöglich selbst umbrachte. Bewundernswert, wenn man bedenkt, dass der arme Mann in irgendeinem abgelegenen Waldstück kniete und kurz vor seiner Hinrichtung stand.«
    »Ja. Ich weiß nicht, ob ich das fertig bringen würde«, sagte Lavelle. »Aber was ist mit dem Mord an Sarah Glennon, wie passt der in Ihr Schema?«
    »Ich glaube, das ist wieder ein Schritt weiter – das Opfer ist nur ein Werkzeug, mit dem der Mörder seine Botschaft ausdrückt, ihre Identität ist völlig gleichgültig, jede beliebige Frau hätte den Zweck erfüllt, und damit ist auch jede Frau in Gefahr, falls er – oder sie – beschließt, erneut zu töten.«
    »Hmm…« Lavelle suchte nach den richtigen Worten, um den Sachverhalt auf seine Weise zusammenzufassen. »Dann war Sarahs Tod kein Zweck an sich, sondern ein Mittel zum Zweck, und während O’Donnells Opfer für sich genommen Symbole waren, diktiert uns Sarahs Mörder die Bedeutung ihres Todes?«
    »Ja, so könnte man sagen. Und er hat uns entweder Hinweise gegeben, die bei richtiger Deutung zu ihm führen, oder er will uns verwirren und in eine falsche Richtung schicken. So oder so ist dieser Mordfall schwer zu lösen, falls er nicht mit uns kommuniziert und dies oder jenes verrät. Und sollte dazu ein weiterer Mord gehören, dann hätten wir es mit einem Serienmörder zu tun, und das wäre Neuland für mich. Deshalb möchte ich, dass Sie mir etwas Schriftliches an die Hand geben, sobald Sie dazu kommen.«
    »Etwas Schriftliches? Sie meinen eine Art Bericht… Theorien… was genau?«
    »Einfach Ihre Gedanken zu dem, was Sie als ›Reinigungsritual‹ bezeichnet haben. Führen Sie das näher aus, was Sie bereits gesagt haben. Warum ist dieses oder jenes Element enthalten? Was könnte im Kopf des Täters vorgegangen sein? Lassen Sie nichts aus, man weiß nie, was von Belang ist.«
    Der Barkeeper kam und fragte, ob sie Tee oder Kaffee wünschten. Lavelle bestellte ihn schwarz, Dempsey bat um Milch. Als der Mann wieder hinter der Theke verschwunden war, sagte Dempsey, er habe noch eine Frage an Lavelle.
    »Nachdem ich gesehen habe, wie gut Sie Bonners Kreuzworträtsel gelöst haben – ha, merken Sie’s: Kreuzwort! «, Dempseys eher kummervolles Wesen ließ selten eine flapsige Bemerkung zu, und wenn es geschah, dann wirkte es ziemlich schwerfällig. »Also, hier nun meine Frage an Ihr Allgemeinwissen: Haben Sie je von Lapislazuli gehört? Es ist kein Tipp für die Pferderennbahn, so viel kann ich verraten.«
    »Na ja, ich weiß, dass lapis das lateinische Wort für ›Stein‹
    ist. Bekomme ich einen halben Punkt?«
    »Nicht schlecht. So heißt der blaue Edelstein, der in den oberen Teil der Keltennadel eingelegt ist. ›Lazuli‹ ist das Gleiche wie ›azur‹, wie ich mir sagen ließ, beide abgeleitet von – na? – einem arabischen Wort. Man lernt eben nie aus.« Er stand auf.
    »Entschuldigen Sie mich, ich muss mal auf den Pott.« Dempsey machte sich

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