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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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geht?« Und er entgegnete: »Wenn die heiligen Buchstaben Seines Namens nicht mehr in Ehren gehalten werden, dann wird einer kommen, der sie vor aller Welt zum Gespött macht. Er wird Wunder wirken, um die Ungläubigen von seiner Macht zu überzeugen. Und sie werden sagen: Ja, groß ist er, dass er selbst das Kreuz Christi auf den Kopf stellt und als sein Spielzeug im Kreise dreht, gewiss ist er unbesiegbar. Ich aber sage, wehe jenen, die solcherart sich täuschen lassen, denn das wird der Anfang vom Ende sein, und er, den sie für seinen Wagemut verehren, wird sich mit Feuer gegen sie wenden, um ihnen die Augen auszubrennen, und mit Schwefel, um ihr Fleisch wie Kerzentalg zu schmelzen, denn er wurde geschickt, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weg zu ebnen für die Wiederkunft des Herrn…«
    Das schien auf eine Zeit zurückzugehen, als die Ostkirche von der Auseinandersetzung um den Bildersturm ergriffen wurde. In gewissem Maße vom Islam beeinflusst, breitete sich damals eine Bewegung aus, die jede Verwendung von Menschenbildern in der religiösen Kunst ablehnte. Welchen zeitgenössischen Bezug das haben sollte, war Lavelle schleierhaft, es sei denn, dachte er schmunzelnd, es war als Seitenhieb gegen nicht religiöse Leute gedacht, die X-mas-Karten verschicken, ohne daran zu denken, dass das X, das Chi, für Christus stand. Wie überrascht sie wären, wenn all diese Vergeltung über sie hereinbräche!
    Er steckte die Papiere wieder in das Kuvert und warf es auf den Rücksitz. Eines war den Auszügen, die er gelesen hatte, zumindest gemeinsam: äußerste Gewalttätigkeit. Er war froh, dass ihm Emily beim Lesen nicht über die Schulter geschaut hatte.
    Um fünf Uhr traf Lavelle zu Hause ein. Als er in die Auffahrt einbog, bemerkte er, dass die Vorhänge in seinem Arbeitszimmer zugezogen waren. Er wollte gerade den Schlüssel ins Türschloss stecken, als Charlie Plunkett von innen öffnete.
    »Ah, da sind Sie ja, Herr Pfarrer. Man hat Sie schon gesucht.«
    »Wie sind Sie hereingekommen, Charlie? Und wer sucht nach mir?« Er ging in die Küche und stellte den Teekessel auf den Herd, während Charlie einen Zettel vom Tisch nahm.
    »Ich bin zur Hintertür hereingekommen, und zwar gerade zur rechten Zeit, weil das Telefon geläutet hat, und ich habe die Nachricht entgegengenommen.« Er hielt den Zettel unter die Küchenlampe. »Eine Miss Jane Wade. Sie ruft später noch mal an.«
    »Danke, Charlie. Wer noch?«
    »Mrs Melia war hier. Ich hab ihr gesagt, dass Sie fast den ganzen Tag weg sind.« Lavelle lächelte. Charlie kannte sich aus. Mrs Melia war eine Wichtigtuerin, die unter den fadenscheinigsten Vorwänden vorbeikam, weil sie hoffte, diese oder jene Klatschgeschichte aufzuschnappen, die sie in ihrer Damenrunde weitererzählen konnte. »Und eine Frau wartet auf Sie. Ich habe sie ins Arbeitszimmer gesetzt. Ich glaube, sie heißt Sherry. Mrs Sherry.«
    Er erinnerte sich an die Verabredung. Eine Mutter, die den Verdacht hatte, dass ihr Mann die Töchter missbrauchte. Das würde hart werden.
    »Hatten Sie selbst etwas auf dem Herzen, als Sie gekommen sind, Charlie?«
    »Es war nur wegen Pete. Er ist mir betrunken durch das ganze Dorf nachgelaufen und hat mich bedroht. Er war wütend, weil ihn die Polizei wegen neulich in der Kirche verhört hat. Seitdem hängt er pausenlos an der Flasche. Ich bin hier, um ihm aus dem Weg zu gehen.«
    »Dann war das also Pete. Er hat nämlich dieser Miss Wade, mit der Sie heute gesprochen haben, einen Heidenschrecken eingejagt. Was hat er in der Kirche gemacht?«
    »Keine Ahnung. Er benimmt sich schon die ganze Zeit komisch, seit Sie das Mädchen gefunden haben.«
    »Okay, Charlie, gehen Sie ins Wohnzimmer und schalten Sie die Glotze an. Wenn Sie es schaffen, können Sie auch den Kamin einheizen.«
    Charlie hatte im Arbeitszimmer die Vorhänge zugezogen, um Mrs Sherry ein wenig Ungestörtheit zu sichern. Als Lavelle eintrat, saß sie mit dem Rücken zu ihm in einem Lehnstuhl.
    »Tut mir leid, dass ich Sie warten ließ«, sagte er freundlich und nahm an seinem Schreibtisch Platz.
    »Schon gut, Herr Pfarrer.«
    Sie war eine gut aussehende Frau Ende Dreißig, aber nun war ihr Gesicht fleckig und geschwollen vom Weinen.
    Der Computer war an, und Lavelle wollte ihn abschalten, weil der Bildschirmschoner eine störende Folge bunter Muster auf den Monitor zeichnete, die sich endlos auflösten und neu zusammensetzten. Er berührte eine Taste und sah, dass die E- Mail-Funktion noch an

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