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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Schwarzbrot und Wasser, mein Junge!«
    »Na, vielleicht sollte man Roberts klarmachen, dass er von seiner Persönlichkeit her mehr in eine klösterliche Umgebung passen würde«, sagte Jeff. »Oder noch besser in eine Einsiedelei, wenn möglich auf einem hohen Felsen mitten in der Wüste!«
    Sie kamen zur Haltestelle, wo der Bus schon wartete. Jeff redete immer noch über Roberts.
    »Was glaubt ihr, treibt er heute? Die meisten von uns sind beim Schwimmen, Radfahren, Fußballspielen… ich wette, er hockt im Seminar in seinem Zimmer.«
    »Jetzt lass mal gut sein, Jeff«, verteidigte Liam Roberts ein weiteres Mal. »Vielleicht betet oder meditiert er, das könnten wir auch ruhig ein bisschen öfter tun.«
    Sie fuhren mit dem Bus bis Fairview und gingen von dort zu Fuß zum Clonliffe College.
    Liam und Jeff mussten auf dem Weg zu ihren Zimmern an dem von Michael Roberts vorbei. Ein seltsames Geräusch ließ sie im Flur stehenbleiben. Sie hörten es wieder. Ein Klatschen, gefolgt von einem Stöhnen und Wimmern. Liam legte das Ohr an die Tür und klopfte.
    »Alles in Ordnung bei dir?« Keine Antwort. Er drückte die Klinke und öffnete die Tür.
    Roberts stand mit dem Rücken zu ihnen neben seinem Bett. Die Vorhänge am Fenster waren zugezogen, und die Nachttischlampe brannte.
    Auf seinen Schultern und den ganzen Rücken hinab waren blutige Striemen zu sehen. Er trug nur eine Art ledernes Suspensorium, und um einen Oberschenkel hatte er ein Gerät zur Selbstkasteiung gebunden, wie es manche Mitglieder von Opus Dei benutzen; es nannte sich cilicio und war ein stachliges Band, dessen Sinn darin bestand, dass es extrem unangenehm war. Es schnitt ihm ins Fleisch, sodass er blutete. Das Bett – nackte Bretter ohne Matratze oder Laken – war mit Pornoheften übersät… Sadomaso-Material, weibliche Genitalien in gynäkologischer Genauigkeit zur Schau gestellt.
    Die beiden blieben wie angewurzelt stehen, entsetzt von dem Anblick.
    »Großer Gott, Michael…«, stotterte Liam.
    Roberts drehte sich um, in der Hand hielt er eine kurze Peitsche aus geknoteten Schnüren, ähnlich einer neunschwänzigen Katze. Sein dichtes, dunkles Brusthaar war blutverkrustet. Er brüllte, dann ging er mit erhobener Geißel auf sie los. Sie wichen in den Flur zurück, und als Liam gerade einen Peitschenhieb abwehrte, kam Pater Fletcher, aufgeschreckt vom Lärm, die Treppe herauf und wurde Zeuge der Szene, bevor Roberts ihnen die Tür vor der Nase zuschlug.
    Liam und Jeff erhielten die Aufforderung, dem Dekan Bericht zu erstatten. Michael Roberts wurde noch in derselben Woche aus dem Seminar geworfen.
    Lavelle war nun schon seit einer halben Stunde bei Jane. Er hatte ihr die ganze Geschichte erzählt, während sie zwischen der Küche und dem Essbereich ihres Wohnzimmers hin und herlief.
    »Und was ist danach aus ihm geworden?«, fragte sie, wieder auf dem Weg zur Küche. Lavelle stand an einem Fenster und sah in den strömenden Regen hinaus. Schließlich drehte er sich um und setzte sich in einen bequemen Polstersessel vor das falsche Kaminfeuer.
    »Nachdem man ihn aus dem Seminar geworfen hatte, war es mit der Priesterweihe natürlich vorbei.«
    »Aber Sie haben ihn wiedergetroffen… in den Staaten?« Jane kam mit einer Flasche Shiraz zurück, die Lavelle mitgebracht hatte, und goss zwei Gläser ein. Nachdem sie ihm eines gegeben hatte, setzte sie sich auf die Lehne des Sessels gegenüber. Er bemerkte die sanfte Rundung ihrer Knie unter der schwarz glänzenden Strumpfhose. Sie trug einen kurzen, rotbraun und schwarz karierten Wickelrock und einen schwarzen Pullover mit rundem Ausschnitt, und ihr kupferrotes Haar war offen und fiel in Wellen auf ihre Schultern.
    »Ich habe ihn gar nicht persönlich getroffen. Es war so, dass die Beschwerde eines Studenten bei uns einging, der in einem von Opus Dei geführten Heim wohnte –«
    »Das ist eine katholische Laienorganisation, die aber von manchen Katholiken mit Misstrauen betrachtet wird, ja?«
    »Richtig. Sie bezeichnen sich selbst als ›Das Werk‹. Auf der einen Seite haben sie den päpstlichen Segen, andererseits wirft man ihnen vor, eine Sekte zu sein. Jedenfalls war dieser Student Mitglied bei Opus Dei, das, was sie einen ›Numerarius‹ nennen. Aber die Praktiken, zu denen er und andere Numerarii im Wohnheim von einem ihrer geistigen Führer aufgefordert wurden, waren so extrem, dass er beschloss, ihn zu melden. Der Student gab nur widerstrebend den Namen des Betreffenden preis und wollte

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